19 | 12 | 2018 | Video | 0 | 4946 |
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Kunstform Fischerfilm
Youtube ist voll davon: Fischerfilme! Und jeweils im Frühjahr tourt das Fliegenfischer-Filmfestival «Rise» in Deutschland, Österreich und der Schweiz durch ausgewählte Kinos. «Petri-Heil» hat sich beim Filmemacher Helmut Zaderer erkundigt.
In den letzten 15 Jahren hat das Medium Film nochmals eine veritable Revolution erlebt. Nicht nur konsumieren fast alle Menschen auf dieser Welt Filme, sondern eine unablässig wachsende Zahl ist auch in der Lage, diese ohne weiteres selber herzustellen. Und natürlich macht diese Entwicklung auch vor uns Fischern nicht halt, ganz im Gegenteil. Kaum eine Leidenschaft ist so prädestiniert für die fotografische oder filmische Verewigung wie das Fischen.
Es ist ein Urtrieb des Fischers, zu fangen, und der Fang will am liebsten immer wieder erlebt werden. Wurde früher eine Trophäe noch vermehrt ausgestopft oder an einer festlichen Tafel verspeist, so ist heute das fotografische oder filmische Festhalten an deren Stelle getreten. Es ist, als ob der Fang erst zum Fang wird, wenn er dokumentiert ist. Und so findet sich wahrscheinlich kein Fluss mehr auf dieser Erde, an dem noch nicht ein Fischer mit Kamera vorbeigekommen wäre.
Filme werden immer wichtiger
Nicht nur auf Youtube findet man eine grosse Auswahl an Fischerfilmen. So hat «Petri-Heil» zusammen mit unserer Schwester-Zeitschrift «Blinker» ein eigenes Filmportal. Auf dem «Fischer-Netflix» angelnplus.ch findet man eine Vielzahl von aufwändig produzierten Fischerfilmen aus allen Sparten.
Die Filme über das Fliegenfischen nehmen eine Ausnahmestellung ein. Dieses Format ist wohl das kunstvollste unter den Fischerfilmen. Alleine schon das Rundherum, oft genug atemberaubend schöne Flusslandschaften, zeichnet viele Fliegenfischerfilme aus, und über mangelnde Schönheit der Salmoniden hat sich wohl noch kaum je einer beklagt. So gelten die Fliegenfischer-Filme als «State of the Art». Das Fliegenfischer-Filmfestival «Rise» bildet schliesslich die künstlerische Speerspitze.
Einer, der immer wieder Fliegenfischer-Filme produziert und auch am kommenden «Rise»-Festival dabei sein wird, ist der österreichische Filmemacher Helmut Zaderer, der 2019 in Nicaragua, Guinea und Kanada filmen wird. «Petri-Heil» hat mit ihm ein schriftliches Interview geführt.
«Petri-Heil»: Helmut Zaderer, Du bist in der ganzen Welt fischend unterwegs. Gibt es einen Faden, der sich durch Deine Projekte zieht?
Helmut Zaderer: Ich habe einen sehr engen Bezug zur Natur und bin leidenschaftlicher Fliegenfischer. Ebenso leidenschaftlich fotografiere ich auch. Bei all meinen Reisen versuche ich immer gute Fotos zu machen. Die Bilder, die ich mache, helfen all das Erlebte in Erinnerung zu halten und mit Gleichgesinnten zu teilen. Filmen, das mach ich meist nicht selbst, denn gleichzeitig filmen und fischen geht leider nicht. Ich nehme in letzter Zeit immer wieder professionelle Filmer mit auf meine Reisen. Beim Filmen muss man die Kamera ja immer im Anschlag haben, sonst bekommt man die Szenen, die wir alle so gerne sehen, nicht auf die Speicherkarte. Letztlich ist das bewegte Bild auch emotionaler und überzeugender.
Inwiefern ist das Setting rundherum entscheidend beim «Storytelling»? Sind für Dich Flauten, Misserfolge usw. wichtige Elemente? Und welchen Raum gibst Du den Vorbereitungen?
Ich bin in der glücklichen Lage, die besten Plätze der Welt in der Primetime zu befischen. Flauten kenne ich daher kaum. Meine Angelurlaube dauern meist mindestens eine Woche.
Wenn man das Setting ständig bereit hat, dann kommt am Ende alles zusammen, was es braucht, um einen guten Film zu schneiden. Eine Art Drehbuch als Ausgangspunkt zu nehmen und zu wissen, welche Szenen «must have» sind, das ist wichtig. Dann arbeiten wir uns da durch und nehmen alles, was wir kriegen können, teils auch mehrfach.
Als Filmer darf, ja soll man Geschichten erzählen. Inwieweit ist man trotzdem einer «anglerischen Wahrheit und Glaubwürdigkeit» (Plausibilität, Gewichtung von Erfolgen vs. Misserfolgen, usw.) verpflichtet?
Ich bleibe grundsätzlich immer bei der Wahrheit. Jeder Fischer übertreibt hin und wieder mal. Das gehört dazu oder kommt von der positiven Sicht der Dinge.
Meine Story zum Film ist wahrhaft. Ich bin wirklich rauf in die russische Tundra, weil mir eine grosse Bachforelle noch gefehlt hat in meiner Sammlung. Trotz meiner vielen Reisen und den damit verbundenen Möglichkeiten, ständig grosse Fische zu fangen, fasziniert mich immer noch das Bachforellenfischen oder Äschenfischen bei uns in der Heimat.
Die negativen Begleiterscheinungen unserer Zeit wie Klimawandel, Umweltverschmutzung, Gewässerverbauung: Inwiefern finden diese Themen Eingang in die Filme?
Das beschäftigt uns Angler alle mehr und mehr, und es tut weh zu sehen, was mit unseren Gewässern und dem Fischbestand passiert. Ich baue das aber nicht in die Filme ein. Ich hebe das positiv Erlebte hervor. Ich finde es aber einen guten Ansatz, das in einen Film einzubinden. Dort wo ich den Bachforellenfilm gedreht habe, ist die Welt noch voll in Ordnung. Der einzige negative Einfluss ist wohl nur der Klimawandel. Denn Wassertemperaturen in den Flüssen der Tundra von über 20 Grad bringen langfristig sicher Probleme.
«Size matters» (Die Grösse ist wichtig): Hat sich diese Maxime in den letzten Jahren verändert? Gibt es einen Trend zu «normalgrossen» Fischen oder räumen Grossfische immer noch überproportional viel Aufmerksamkeit ab?
Ich begeistere mich für beides. Natürlich läuft jeder Angler den grossen Fischen hinterher. Das ist unsere Grundmotivation. Aber mit leichter Rute und feiner Abstimmung in schöner Natur auf Forellen und Äschen zu fischen, hat immer was Besonderes. Es geht mir beim Fischen auch ums Abschalten vom Alltagsstress, um gute Freundschaften und um den Schutz der Natur.
Welchen Stellenwert nimmt die kulinarische Seite des Fischens in Deinen Filmen ein?
Wenn wir mal einen Fisch essen, den wir gefangen haben, dann zeige ich das auch gerne in meinen Filmen.
Ist die Darstellung des Tötens von Fischen ein Tabuthema (gerade bei Fliegenfischern)?
Für mich schon. Ich bin ein überzeugter Catch and Releaser, ich töte selten einen Fisch. Wenn, dann esse ich diesen Fisch dann am selben Tag oder am Wasser.
Wird ein Fisch, der vor laufender Kamera gefangen wird, länger gedrillt und wird dessen Präsentation ausgereizt? Oder hat man da eine reglementierende «Ethik»?
Ich schone die Fische so gut es geht. Ich drille hart und schau auch beim Fotografieren, dass ich den Fisch nur kurz aus dem Wasser hebe. Ich denke, speziell viele Fliegenfischer gehen behutsam mit Fischen um.
Moderne Techniken wie Drohnen-Aufnahmen sind im Handumdrehen zum schon beinahe unverzichtbaren Stilmittel geworden. Was ist bei den Angelfilmen im Moment gerade der letzte Schrei?
Ich denke auch, dass die Drohnen-Aufnahmen die Filmqualität in eine neue Dimension erhoben haben. Slow Motion ist auch eine wichtige Sache geworden. Gute Ausrüstung, vor allem gute Objektive und gute Bearbeitung sind entscheidend.
Und zu guter Letzt: Ist Youtube für die Anglerfilmer Fluch oder Segen?
Je nachdem, wie man es sieht. Wir leben in einer Welt, wo es alles tausendfach gibt. Ein guter Film wird aber auch bei Youtube auffallen. Ein schlechter geht unter.
Vielen Dank für die Antworten.
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