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Grundlagen für die Bewirtschaftung

Weiterführende Informationen zum Thema «Bewirtschaftung»


Revitalisieren


Was ist mit „Revitalisieren“ gemeint?

Das Wiederherstellen der ursprünglichen Funktionen von beschädigten Gewässern, wie zum Beispiel von kanalisierten Bächen oder verbauten Flüssen. Auch kleine Wiesenbäche, die in Röhren verlegt wurden, fallen darunter. Revitalisieren bedeutet somit, „ein Gewässer wiederbeleben“, um es möglichst wieder in einen naturnahen Zustand zu bringen. Dazu braucht es Baumaschinen. Aber einfachere Arbeiten dürfen sogar von Hand, durch die Fischer selbst erledigt werden.

Wenn also “Revitalisieren“ die Wiederbelebung eines kranken Gewässers ist, könnte man „Renaturieren“ als Reanimation zur völligen Genesung nennen. Nur stellen sich grössere Hindernisse in den Weg, um ein Gewässer wieder „natürlich herzustellen“.

Somit bedient man sich heute dem gängigeren Ausdruck „revitalisieren“. Man drückt damit im Grundsatz dasselbe aus, nur mit der Absicht auf das „Tun was möglich ist“, was auf einen Kompromiss hinweist.


Gibt es dazu Gesetze?

Eine ganze Reihe Gesetzestexte wurden im Verlauf der Revitalisierungsbooms veröffentlicht. Die Einschlägigsten findet man im:

  • Gewässerschutzgesetz (GSchG),
  • Wasserbaugesetz (WBG),
  • Fischereigesetz (BGF)
  • Auenverordnung (AuV)
  • Vollzugshilfen


Die natürlichen Funktionen eines Gewässers

Ein natürliches Gewässer ohne menschliche Eingriffe hält sich selbst am Leben, wobei das von vielen Faktoren abhängt. Es braucht:

  • sauberes Wasser
  • kühles Wasser
  • Bachkies, der bei Hochwasser in Bewegung kommt und sich so selbst reinigt.
  • eine Kiessohle die den Kleinlebewesen (Fischnährtiere)das Überleben sichert und für die Fische als Laichplatz dient.
  • Unterstände für Fische aller Art und Grösse.
  • Unterstände, die im Winter tief genug sind um sie vor Stress zu bewahren.
  • Uferbestockungen, die Schatten spenden.
  • Uferzonen, die im Wurzelgewühl Versteckmöglichkeiten anbieten.
  • Totholz. Damit verstehen wir angeschwemmtes Holz oder ins Wasser gestürzte Bäume. Diese sind nicht zu entfernen solange sie keine Gefahr für Erosionen am Ufer oder für das Umfeld bedeuten. Totholz spielt eine überragende Rolle beim Revitalisieren.


Die unnatürlichen Funktionen?

Ein Bach oder Fluss der sich nicht so „benehmen“ darf, wie er sich das wünscht, ist entweder begradigt, eingedolt, aufgeweitet oder sonst wie verbaut worden. Trifft das zu, steckt das Gewässer in einer Zwangsjacke und benimmt sich unnatürlich. Die offensichtlichsten Einschränkungen offenbaren sich wie folgt:

  • es darf nicht mehr überfluten.
  • es darf nicht mehr beliebig schlängeln oder sogar mäandrieren.
  • es darf keinerlei Schaden an von Menschenhand gebauten Objekten verursachen.
  • es darf nicht mehr einzig den Wasserbewohnern dienen, sondern der Erzeugung von Energie und zum Vergnügen der breiten Bevölkerung.


Die Bestandteiie eines Gewässers

„Menschlich“ erklärt brauchen unsere Fische als Lebensraum:

  • einen Vorratsraum und Küche  (genug Nahrung und Fressplatz)
  • ein Schlafzimmer (Ruhe und Erholung) und ein Platz, wo auch für die Vermehrung gesorgt wird (Laichplätze)
  • „offene Grenzen“ um das Wandern zu den Laichgebieten zu ermöglichen.
  • genug Sauerstoff, damit ihnen nicht der „Schnauf“ ausgeht.


Besatz

Mit Besatz einzugreifen ohne die Ursache der Abnahme einer Fischart zu kennen ist falsch. Als erstes ist zu untersuchen, was sich während den Letzten Jahren (oder Jahrzehnten) in und am Gewässer verändert hat.

  • Wurde ein Kraftwerk gebaut?
  • Ist das Wasser schmutziger oder giftiger geworden?
  • Hat sich das Gewässer kontinuierlich erwärmt.
  • Sind Fischunterstände und Kolke verloren gegangen?
  • Sind andere Gründe vorhanden?

Besatz von Fischen – meist ist von der Bachforelle die Rede – macht nur dort Sinn, wo keine oder mangelhafte Naturverlaichung stattfindet. Optimalerweise wird mit „Stammmaterial“ besetzt, also durch Laichfischfang desselben Gewässers. (Der Besatz von fangreifen Fischen in Fliessgewässer ist eher ein Tabu. In einigen, in sich abgeschlossenen Seen, ist der Besatz von fangreifen Regenbogenforellen gestattet.)


Wir Fischer können uns einbringen – das Bewilligungsverfahren

Laut Wasserbaugesetz darf niemand an einem öffentlichen Gewässer Veränderungen vornehmen. Dafür ist die Fischereiverwaltung, bezw. der Fischereiaufseher, für uns Fischer der erste Ansprechpartner. Wer Verbesserungen selbst durchführen möchte, kann das, indem er der erwähnten Behörde seinen Vorschlag schriftlich einbringt und das Vorhaben vor Ort erklärt. Grössere Arbeiten, die schwere Baugeräte benötigen, sind einzig Sache des Wasserbaus.


Literatur

Es gibt in der Zwischenzeit gute Fachbücher, die Verbesserungen am Gewässer einfach erklären. Sie sind auf die Vermehrung des Fischbestands und der Pflege des Gewässers ausgerichtet.


Totholz

Auszug aus dem neuen Revitalisierungsbuch von Roland Herrigel

Gegenwärtig ist Totholz das grosse Thema – und das sollte es bleiben. Wo seitens Fischer vor Jahren die ersten Bemühungen zur Totholzeinbringung lanciert wurden, stiess dieses Vorhaben auf grosse Skepsis bei den Wasserbauleuten. Die kritische Frage bestand in der Nachhaltigkeit, Befestigung und Wirksamkeit, von z.B. eingebrachten Wurzelstöcken oder Wurzelstämmen. Auch mögliche negative Einflüsse durch Hochwasser standen im Raum. Schlicht, man hatte keine Erfahrung mit der Verwendung von Totholz.

Inzwischen hat sich das Blatt gewendet. Viele Projektierende begannen sich an Beispielen im Ausland zu orientieren. Von Australien, Neuseeland und Kanada über Mittelamerika, hat letztendlich auch Europa, diese durchbrechende Erkenntnis geschafft. Die Variationen der Verwendung von Totholz sind unerschöpflich. Aber das beste Vorbild finden wir nach wie vor in der rauen Natur. Mittlerweile ist diese natürliche Technik so verbreitet, dass auch der Bund zum vermehrten Gebrauch von Totholz aufruft.  Er erkannte, dass Totholz schon immer ein natürlicher Bestandteil unserer nunmehr bedrohten Gewässer war.


Totholz überzeugt und schafft Lebensraum

  • Es kühlt das Gewässer ab.
  • Es gewährt ideale Fischunterstände.
  • Es begünstigt die Biodiversität.
  • Es bewirkt Kolke und Strukturen.
  • Es fördert den Insektenreichtum und ernährt Fisch, Vogel und Reptilien.


Wie viel Totholz darf es denn sein?

Totholz kann es kaum genug haben. Überspitz und leicht sarkastisch ausgedrückt: „Wir brauchen in erster Linie Fische. Wie dann der Fischer mit diesem Holzwirrwarr zu recht kommt hängt von seinem Können ab.“ Totholz fördert den Fischreichtum um das Vielfache - und das beinah „über Nacht“.

Auf Grund von Monitorings, liegt der Beweis auf der Hand, dass Fische diese neuen Lebensräume schon kurz nach dem Bau nutzen. Die Biomasse steigt. Solche Instreammassnahmen, werden wegen ihres Beitrags zur Vitalität der Einzugsgebiete, zur Biodiversität und zur Unterstützung sich selbst erhaltender Fischpopulationen, geschätzt. Darüber hinaus sind sie für die Bereitstellung einer Reihe struktureller, chemischer und ökologischer Funktionen von hohem Wert. Der Nährstoffkreislauf, die lokale Hydraulik, die flusstypischen Merkmale, wie Pools und Riffel, schaffen Lebensräume und Zufluchtsorte. Sie sorgen ebenfalls für Nahrung. Als Winterquartiere, wie bereits erwähnt, sind Habitate aus Totholz von entscheidender Bedeutung, nicht zuletzt wegen dem Aufkommen von immer mehr Prädatoren (fischfressende Vögel).


Zufluchtsort für grosse Fische

Weil Totholzansammlungen auch tiefe Kolke schaffen, bieten sie für grössere Fische geeigneten Schutz. Totholzinseln und Baumstrünke, mit dazugehörigem Kolk, sind so etwa das Beste, was wir unseren Fischen bieten können. Grosse Bachforellen können solche ideale Habitate über mehrere Jahre verteidigen.

 Was für ein Glück, wenn einem Gewässer ein solches Wirrwarr aus Holz gestattet wird. Nützliche Unordnung bis zur Verklausung. Wo der Bach darf und keine Schäden verursacht, sollte man ihm das gewähren. Irgendwann nach einem weiteren Hochwasser, löst sich die Barriere und wie ein Wunder, hat sich an dieser Stelle ein Kolk, oder eine andere, vorteilhafte Struktur gebildet. © Roland Herrigel

Was für ein Glück, wenn einem Gewässer ein solches Wirrwarr aus Holz gestattet wird. Nützliche Unordnung bis zur Verklausung. Wo der Bach darf und keine Schäden verursacht, sollte man ihm das gewähren. Irgendwann nach einem weiteren Hochwasser, löst sich die Barriere und wie ein Wunder, hat sich an dieser Stelle ein Kolk, oder eine andere, vorteilhafte Struktur gebildet. © Roland Herrigel

 Es ist nicht einfach eine Annahmen, dass Totholz eine unerlässliche Vielfalt von Vorteilen bietet. Wissenschaftliche Arbeiten haben längst bewiesen, wie auch Jungfische und so-gar Junglachse in den vielen „Minihabitaten“ im Totholzgewühl Nahrung finden und gut geschützt vor Prädatoren sind. © UAF photo by JR Ancheta

Es ist nicht einfach eine Annahmen, dass Totholz eine unerlässliche Vielfalt von Vorteilen bietet. Wissenschaftliche Arbeiten haben längst bewiesen, wie auch Jungfische und so-gar Junglachse in den vielen „Minihabitaten“ im Totholzgewühl Nahrung finden und gut geschützt vor Prädatoren sind. © UAF photo by JR Ancheta


Mehr zum Thema «Totholz»:

 

Ein für die Schweiz einzigartiges, imposantes Wasserbauwerk

Bau eines "Engineered Log Jams" an der Aare bei Belp, unterhalb der Hunzikenbrücke. Dazu ein aussergewöhnliches, für die Schweiz einmaliges Video, über den Bau dieser Buhne.
Ausführung: Kästli AG und Walo AG/ Kissling und Zbinden AG Bern

 

Ein weiteres spannendes Video über den Totholzeinbau

 


Fischgenetik und -zucht


Laichfischfang

Fast ausschliesslich durch Berufsfischer, Züchter und das Personal kantonaler Fischereifachstellen werden Laichfische mit Netzen und Reusen aus den Seen gefangen. Dabei geht es vor allem um Hechte und Felchen. Immer mehr wird aber auch versucht, die Restbestände von bedrohten Arten wie Nase, Strömer oder Bachneunauge durch künstliche Nachzucht zu stützen.

In Bächen, wo meist Elektrofanggeräte zum Einsatz gelangen, arbeiten häufig auch die Sportfischer mit. Es braucht einige Erfahrung, um Milchner und Rogner sicher zu unterscheiden, und das Erreichen der Laichreife erkennt nur der Fachmann. Forellen und Äschen sind so sorgfältig zu behandeln, dass sie nach dem Streifen wieder eingesetzt werden können; der Hecht- und Felchenfang sollte sich auf die Menge beschränken, die zur Laichgewinnung nötig ist.


Streifen und Erbrüten

Sobald die Laichreife erreicht ist, werden die Eier gestreift und sofort befruchtet. Die Erbrütung erfolgt für Äschen-, Felchen- und Hechtlaich in sogenannten Zugergläsern, wobei ein ständig von unten nach oben fliessender Wasserstrom durch den Laich zieht. Abgestorbene Eier sind leichter als Wasser und werden bei richtiger Regulierung des Durchlaufs weggespült. In grossflächigen Trögen, die ebenfalls ständig mit frischem Wasser durchflossen sind, werden vor allem Eier von Forellen und Saiblingen ausgebrütet. Eine ständige Kontrolle, stetes Aussortieren abgestorbener Eier und eine regelmässige Desinfektion sind zwar aufwändig, aber unerlässlich. Die Erbrütungsdauer lässt sich recht genau durch die Wassertemperatur steuern. Verschiedenen Fischarten können wir durch die Pflege und Schaffung von Laichplätzen in freier Natur Bruthilfe gewähren. Das reicht von der Pflege des Schilfgürtels bis zum Auflockern oder sogar Aufschütten von Kiesbänken.


Vorstrecken

Durch das Vorstrecken helfen wir dem Fisch über einen heiklen Abschnitt seines jungen Lebens hinweg. Dazu werden die Brütlinge in einfachen Längskanälen oder in Rundtrögen gefüttert. Bei guter Überwachung, Reinhaltung und regelmässiger Desinfektion sind die Ausfälle gering. Im Verhältnis zum Erfolg sind auch die Futterkosten unbedeutend.


Sömmerlingszucht

In der Schweiz werden vor allem Forellen- und Äschensömmerlinge, seltener Hechtsömmerlinge gezogen. Eine intensive Zucht mit kleinen Verlusten ist im Rundtrog möglich. Durch Regulierung des Zuflusses zirkuliert das Wasser so, wie es der Grösse und der Art der Fische am besten dient. Die Fütterung erfolgt meist mit Automaten, wohldosiert und in einstellbaren Intervallen. Die Reinigung moderner Tröge ist einfach und in wenigen Minuten pro Tag durchzuführen. Bei richtiger Pflege sind Ausbeuten zwischen 80 und 90 Prozent zu erreichen. In Aufzuchtteichen sind die Fischkonzentrationen sowie die Ausbeuten geringer, kleiner ist aber auch der Arbeitsaufwand. Es muss genügend frisches Wasser durchfliessen, und Schattenstellen dürfen nicht fehlen. Wichtig ist das ständige Wegfangen schnell wachsender Exemplare.

Der Zuchtbach oder Sömmerlingsgraben ist für die Fischzucht durch Vereine gut geeignet. Eine Pflege der Jungfische ist nicht nötig, die Ausbeuten sind mit durchschnittlich 15 bis 25 Prozent entsprechend klein, können in produktiven Aufzuchtbächen aber bis zu 50 Prozent erreichen. Das elektrische Ausfischen im Herbst und Winter ist eine willkommene Gelegenheit, die Fischer ausserhalb der Saison zusammenzubringen und sich mit interessanten Hegearbeiten zu befassen. Je natürlicher die Besatzfische aufgezogen werden, desto höher ist ihr Besatzwert. Die kleinen Ausbeuten im offenen Zuchtbach können deshalb am Besatzerfolg gemessen durchaus einen höheren Wert darstellen als die grossen Mengen aus den Intensivzuchten.


Weiterführende Literatur:


Fischbesatz


Erfolgskontrolle


Eglibaumprojekt


Futterkörbe


Fangfenster


Schwall/Sunk