05 | 09 | 2022 | Praxis | 1 | 5142 |
05 | 09 | 2022 | Praxis |
1 5142 |
Einsteiger | Streetfishing
Streetfishing ist eine hochmobile Fischerei, bei der man superspannende, aufregende Angeltage erleben kann. Um stundenlang fischend von Hotspot zu Hotspot wechseln zu können, braucht es eine möglichst leichte Ausrüstung. Dominik Bosshard zeigt Dir, auf welche Details es beim Streetfishing ankommt.
Fürs Streetfishing brauchst Du nicht für jede Finesse-Methode eine extra Ruten-Kombi. Eine leichte Allroundrute mit 2,1 m bis 2,5 m Länge, Wurfgewicht 2 bis 15 g, sensible, aber schnelle Spitze kombiniert mit einem strammen Rückgrat ist ideal. Damit kannst Du Drop-Shot, Hardbaits, Jiggen oder Texas-/Carolina-Rig fischen. Ich persönlich verwende am liebsten die Toppies Blue Percy 702L, kombiniert mit einer 1000er-Shimano Stradic. Als Hauptschnur kommt ein dünnes Geflecht mit Durchmesser 0,07 bis 0,14 mm zum Einsatz. Bei der Qualität sollte nicht gespart werden, eine hochwertige Kombi steigert den Spassfaktor beim Streetfishing enorm.
Das Problem mit dem Feumern
Beim Streetfishen hat man oft beachtliche Distanzen zwischen dem Standplatz und der Wasseroberfläche, was Probleme beim Feumern verursachen kann. In den meisten Fällen ist ein normaler Feumer mit langem Stiel (2 bis 3 m) ausreichend. Hat man es jedoch mit grösseren Spundwänden zu tun, empfiehlt sich ein Spundwand-Feumer. So kannst Du schonend jeden Fisch landen. Wird ein Fisch anschliessend zurückgesetzt, lässt man ihn nicht aus der Höhe fallen, sondern man verwendet ebenfalls den Spundwand-Feumer, um ihn zurück ins Wasser zu lassen. Gerade bei grösseren Fischen kann ein Aufprall innere Verletzungen verursachen, wenn er aus grosser Höhe ins Wasser geworfen wird.
Tipp Damit Du beim Spundwand-Feumer nicht 5 bis 10 m an Schnur mitschleppen musst, kannst Du eine starke Hundeleine verwenden. Der Feumer wird am Karabiner angehängt und fertig. Per Knopfdruck kann der Feumer nun in die Tiefe fallen gelassen und auch wieder hochgezogen werden. Das Ganze klingt für den Anfang möglicherweise ein wenig gewöhnungsbedürftig, jedoch verhindert diese Methode das Verwickeln der Schnur und alles ist kompakt verstaut.
Gut vorbereitetes Rig-Wallet
Streetfishing könnte man beinahe schon als Synonym für Hänger und Abrisse verwenden. Fahrräder, Einkaufswagen, Ketten oder alte Seile unter Wasser sind keine Seltenheit. Daher empfiehlt es sich, einige vorgefertigte Reserve-Rigs in einem Etui, einem sogenannten Rig-Wallet, dabei zu haben. Erstens hat man zu Hause gut Zeit und kann alles vorbereiten und zweitens verliert man mit dem Knüpfen einer Montage am Wasser unter Umständen wertvolle Zeit – besonders wenn die Egli rauben! Im Rig-Wallet kann man alles Mögliche griffbereit und geordnet mitnehmen. Stahlvorfächer, Fluorocarbon in verschiedenen Stärken (Durchmesser 0,25 bis 0,45 mm) Dropshot, Texas-/Carolina-Rigs. Übrigens sind ein Hakenschleifstein fürs Nachschärfen nach einem harten Grundkontakt und eine kleine Tube Sekundenkleber, um den Gummiköder am Jigkopf zu fixieren, bei mir auch immer mit dabei. Beim Massband sollte man darauf achten, dass es genügend breit ist. So fungiert es auch gleich als Abhakmatte. Gerade wenn man nicht am natürlichen Ufer fischt, ist das viel schonender, als den Fisch auf den Asphalt zu legen.
Ködersortiment
Die meisten von uns schleppen jedes Mal, wenn sie ans Wasser gehen, Unmengen von Ködern mit, um schlussendlich trotzdem wieder nur die gleichen drei Top-Köder zu fischen, die stets zum Einsatz kommen. Daher sollte man sich zuhause gut überlegen, welche Spots man befischen möchte und welche Köder dafür in Frage kommen. Dein Rücken wird es Dir am Abend danken, wenn Du nur eine kleine Box mit Deinen Favoriten mitnimmst. Gummiköder von 5 bis 10 Zentimeter Länge sind ideal. Die Köder sollten so ausgebleit sein, dass die Absinkphase 2 bis 3 Sekunden beträgt. Dazu solltest Du Wassertiefe, Strömung und Windstärke berücksichtigen, doch fast immer liegt das optimale Gewicht des Jigkopfs zwischen 5 und 12 Gramm. Oft funktionieren Creature Baits, also Krebs- oder Larvenimitate, beim Streetfishing ganz gut.
Stellenwahl
Beim Streetfishing folgen die Hotspots oft dicht aneinander: Brücken, Bootsanleger, Pfeiler, Strömungskanten, Schleusen, überhängende Bäume, Spundwände oder auch mal die Hauptströmung. All das sind mögliche Hotspots, wo man mit Fischen rechnen darf, es gilt also, jeden möglichen Standort anzuwerfen. Oft stehen die Fische direkt am oder unter einem Hindernis, daher ist klar im Vorteil, wer gut werfen kann.
Angelmethoden
Am besten beginnt man mit sogenannten Searchbaits wie zum Beispiel einem Crankbait, Spinnjig oder einem aggressiv geführten Gummifisch. Der Searchbait kann etwas kleiner ausfallen; es geht in erster Linie darum, die Fische zu finden. Der Gummifisch wird so bebleit, dass er eine relativ kurze Absinkphase von 1 bis 2 Sekunden hat, damit man auch gut Strecke machen kann. Sobald ich die ersten Fisch-Kontakte habe, wechsle ich den Köder. Dank den vorgebundenen Rigs kann ich im Nu vom Searchbait auf eine andere Montage umstellen, meistens auf Drop-Shot. Das hat den grossen Vorteil, dass mit dieser Technik der Köder viel länger genau am «heissen» Standort präsentiert werden kann, während ein Gummi am Jigkopf nach zwei Mal anjiggen bereits wieder aus der fängigen Zone raus wäre. Gerade im Winter sind auch das Carolina- und das Texas-Rig sehr fängig, da der Köder extrem langsam angeboten werden kann.
Eine weitere spannende Methode ist das Vertikalangeln entlang einer Spundwand oder Hafenmauer. Dazu sollte das Wasser mindestens 2 Meter tief sein. Der Jig wird dabei vertikal unter der Rutenspitze, wenige Zentimeter über dem Grund angeboten. Mit kleinen Zupfern und vielen Pausen, in denen der Köder über dem Grund gehalten wird, folge ich nun der Spundwand entlang.
Tipp Achte darauf, dass Du nicht direkt auf der Spundwand stehst, sondern besser in der Wiese oder auf dem Asphalt davor, denn so wird deutlich weniger Vibration übertragen und man vergrämt nicht aus Versehen Fische, bevor man sie befischen kann. Dies ist eine simple Methode, kann aber richtig fängig sein, wenn die Egli oder Zander Kleintiere vor der Spundwand jagen. Die Bisse sind dann meist heftig, da nicht viel Schnur draussen ist und der Biss direkt übertragen wird.
Wem das zu langsam ist, der kann das Gleiche auch mit einem Crankbait oder Spinnjig etwas schneller machen und so viel Strecke machen. Direkt nachdem Boote durchgefahren sind oder Schleusen Wasser abgelassen haben, kann es manchmal zu tollen Beissfrequenzen kommen. Die Egli sind sich gewöhnt, dass dann das Wasser aufgewirbelt wird und Futter kommt, und sie schnappen nach allem, was im Wasser ist.
Röb
Habt ihr für Streetfishing Einsteiger auch Tipps, in welchen Städten es sich besonders gut eignet um Streetfishing zu betreiben? Es ist ja vielfach schwierig infos zu bekommen wann und wo man genau Fischen darf. Ich hätte total Lust einen unkomplizierten Trip zu machen