Köderfisch light
27 | 12 | 2017 Praxis | VideoText & Fotos: Hartmuth Geck 112245
27 | 12 | 2017 Praxis | Video
Text & Fotos: Hartmuth Geck 1 12245

Köderfisch light

Weniger ist manchmal mehr. Und so setzt Hartmuth Geck im Winter auf eine denkbar einfache Montage. Seine Variante mit kleinem toten Köderfisch und Einzelhaken ist äusserst fängig und in ein paar Minuten montiert.

Gerade in der kalten Jahreszeit schwören viele erfahrene Hechtfischer aufs «Deadbaiting», zu Deutsch das Angeln mit totem Köderfisch. Clever ausgetüftelt sind die Montagen, die sich namhafte Hechtfischer aus England, Holland, Deutschland und der Schweiz einfallen lassen, wenn sie ihre toten Köderfische ideal anbieten wollen. Was hier an handwerklichem Aufwand betrieben wird, erinnert bisweilen an einen Bastelworkshop oder eine Werkstunde: Trickreich werden Vorfächer mit mehreren Drillingen gebunden, mit komplizierten Auftriebskörper-Montagen und kreativen Köderbefestigungen versehen – bis hin zum Einsatz von Etikettiermaschinen...


Schnell einsatzfähig

Bitte verstehe mich nicht falsch: Ich bewundere die Tüftelarbeit vieler Spezialisten, die sich jede Menge Gedanken über ihre Passion machen. Sie tragen den speziellen Gegebenheiten ihrer Gewässer (grosse Wurfdistanzen, weiche oder grosse Köderfische usw.) und ihrer Zielfische durch ausgeklügelte neue Montagen Rechnung. Ihr Fang­erfolg gibt ihnen auch oft genug Recht. Aber mal ehrlich: Welcher normale Hechtfischer kann einen derartigen Aufwand betreiben, wenn er zwei, drei Mal im Winter einen Hechtansitz an seinem Hausgewässer wagt? Rig-Bau und Ködermontagen, für die geübte Spezialisten zehn Minuten brauchen, beanspruchen bei weniger Geübten schnell die dreifache Zeit. Und das an kurzen Wintertagen mit klammen Fingern.
Da ich selbst unter chronischem Zeitmangel leide, bin ich immer auf der Suche nach Montagen, die leicht zu bauen und schnell einsatzfähig sind. Dabei will ich auf eine gelungene Köderpräsentation aber nicht verzichten. Einfach nur einen Köderfisch am Sargblei hinauszudonnern, wo er dann flach am Grund liegt, wirkt auf die Räuber so einladend, wie auf uns eine verdreckte Döner-Bude. Die meisten Fischer sind sich darin einig, dass ein über dem Boden schwebender Köder viel attraktiver ist und erheblich mehr Bisse bringt.
Deshalb habe ich mir für die winterlichen Gewässer vor meiner Haustür eine Montage einfallen lassen, die bei minimalem Aufwand hervorragende Fang­aussichten bietet. Eine leichte, unauffällige und zeitsparende Variante des Deadbaitings – gewissermassen eine «Light»-Version.


Weiss- oder Tiefkühlfisch

Als Köder dient mir ein knapp handlanges Fischchen. Weissfische eignen sich ebenso wie tiefgekühlte Fische aus Meer und See, die auch jetzt im Winter dank gut sortierter Kühlregale in fast jedem Laden leicht zu bekommen sind (bitte beachte, ob mit gewässerfremden Fischen in deinem Gewässer gefischt werden darf!). Ich präsentiere den Fisch am Einzelhaken mit Lippenköderung. «Kein Drilling?», höre ich dich jetzt fragen, wo doch die meisten Kollegen gleich mehrere davon montieren? Ganz recht. Ich hasse Drillinge und vermeide sie, wo es geht. Die Vorteile des Einzelhakens liegen bei meiner Variante des Deadbaitings auf der Hand: Er ist optisch unauffälliger, ist beim vorsichtigen Zupacken kaum spürbar und verletzt den Räuber weit weniger als ein Drilling. Und glaube mir: Die Bissausbeute ist keineswegs schlechter als bei Drillingen. Ein scharfer Einzelhaken fasst beim Anhieb nahezu immer; misstrauische Fische packen zudem argloser zu als bei mit Drillingen gespickten Ködern.


Wintersicheres Gerät

Ich präsentiere den toten Köderfisch denkbar einfach an einem etwa 70 Zentimeter langen biss­sicheren Vorfach (Stahl, Hardmono, Titan), das mindestens 18 Kilogramm tragen sollte. Dasselbe gilt für die Hauptschnur, die je nach persönlicher Vorliebe geflochten oder monofil sein kann. Die hohe Tragkraft hat mir im Winter schon wiederholt Fische gerettet, die sich am Grund in Gehölz oder Kraut festsetzen wollten. Als Wurfgewicht dient ein 20-Gramm-Durchlaufblei vor Gummiperle und Wirbel. Einfach und unspektakulär. Einzige Besonderheit ist ein vier bis fünf Gramm schweres Bleischrot, das auf das Vorfach geklemmt wird. Es legt fest, wie weit der Köderfisch über dem Grund schwebt. Je näher das Blei am Haken sitzt, desto grundnaher steht der Köderfisch. Dieser erhält seinen Auftrieb durch ein Stück Flaschenkorken.


Auftrieb dank Kork mit Nähfaden

Flaschenkorken sind Wegwerfartikel. Produziert, um edle Tropfen zu versiegeln, sollen sie nun Hechtmäuler öffnen. Ein Naturprodukt mit starkem Auftrieb, aus dem ich mir zunächst eine mehrere Millimeter dicke, rechteckige Scheibe herausschneide. Ursprünglich habe ich die Korkscheibe mit einem Tropfen Sekundenkleber auf die Fischflanke im Bereich des Schwanzansatzes geklebt. Leider löste sich das Korkstück bisweilen ab, besonders wenn Weissfische, die im Winter nicht wählerisch sind, am Köder herumspielen. Inzwischen habe ich eine bessere Lösung gefunden, die deutlich robuster ist und ganz ohne Chemie auskommt: Ein Nähfaden.
Ich kerbe das Korkstück beidseitig mit einem Messer leicht ein. Per Ködernadel führe ich einen Nähfaden mittig durch die Korkscheibe und den hinteren Bereich der Fischflanke. Jetzt umwickle ich Fisch und Korkstück mehrmals straff mit dem Faden und verknote alles am Ende. Fertig ist ein solide auftreibendes Fischchen, an dessen Flankenende das Korkstück fest verschnürt und verknotet hält. Dabei ist die Montage unauffällig, da der Kork nur als unauffällig gefärbte Erhebung der Fischhaut wahrgenommen wird, wie sie auch durch Missbildung oder Verpilzung entstehen kann. Das Fischchen steht nun in einigen Zentimetern Abstand über dem Grund, mit dem Schwanz nach oben. Das liegt an der Kombination aus Lippenköderung und dem am Schwanz befestigten Auftriebskörper. Keine schlechte Einladung für einen langsam über dem Boden patrouillierenden Winterhecht.

 Riecht verführerisch, schmeckt verführerisch: Richtig montiert ist der Köderfisch ein Leckerbissen für jeden Räuber.

Riecht verführerisch, schmeckt verführerisch: Richtig montiert ist der Köderfisch ein Leckerbissen für jeden Räuber.

 Der Einzelhaken des Köfis hat sicher gefasst.

Der Einzelhaken des Köfis hat sicher gefasst.

 Auch Meeresfische wie Sardinen usw. lassen sich mit dem Korksystem anbieten.

Auch Meeresfische wie Sardinen usw. lassen sich mit dem Korksystem anbieten.

 Die Bisserkennung erfolgt über elektronische Bissanzeiger.

Die Bisserkennung erfolgt über elektronische Bissanzeiger.


Hart und schnell

Nach dem Auswerfen stelle ich die Rute in den Bissanzeiger. Steigt ein Fisch ein, warte ich nicht lange mit dem Anhieb. Ein guter Fisch hat den Köder bereits nach wenigen Sekunden tief genug im Maul, damit der Haken fasst. Das rasche Anschlagen ist sportlich und fair, verhindert es doch zuverlässig das tiefe Schlucken. Einen gehakten Fisch sollte man hart und zügig drillen, denn wir fischen am Grund, wo die Hängergefahr erfahrungsgemäss am grössten ist. Ein Fisch, der sich nicht festsetzen kann, ist (fast schon) ein gelandeter Fisch. Gelingt ihm dennoch eine Flucht ins Kraut, wird unser robustes Material zum Trumpf.
Im Youtube-Film (siehe unten) kannst du sehen, wie sich ein grosser Winterhecht beim Angeln mit totem Köderfisch im Kraut verbarrikadiert. Der herrliche Räuber wäre mit schwächerem Material unweigerlich verloren gewesen.
Auch wenn die Überlebenschancen eines abgerissenen Fischs nach einem schnellen Anhieb mit Einzelhaken unvergleichlich höher sind als mit Drillingen, sollten Fischverluste unbedingt vermieden werden.


Das System

So sorgt der Korken für Auftrieb 

 1. Zutaten: Flaschenkorken, Köderfisch, Nähfaden und Ködernadel.

1. Zutaten: Flaschenkorken, Köderfisch, Nähfaden und Ködernadel.

 2. Den Kork in kleine, etwa einen Zen­- timeter breite Streifen schneiden.

2. Den Kork in kleine, etwa einen Zen­- timeter breite Streifen schneiden.

 3. Das Korkstück noch einmal in der Mitte von oben und unten einkerben.

3. Das Korkstück noch einmal in der Mitte von oben und unten einkerben.

 4. So sollte das Korkstück aussehen.

4. So sollte das Korkstück aussehen.

 5. Nun wird der Streifen mit der Ködernadel durchstochen.

5. Nun wird der Streifen mit der Ködernadel durchstochen.

 6. Anschliessend die Ködernadel durch den Schwanzstiel stechen.

6. Anschliessend die Ködernadel durch den Schwanzstiel stechen.

 7. Mit dem mehrfach umwickelten Faden die Korkscheibe fixieren.

7. Mit dem mehrfach umwickelten Faden die Korkscheibe fixieren.

 8. Dem Köderfisch den Einzelhaken durchs Maul ziehen.

8. Dem Köderfisch den Einzelhaken durchs Maul ziehen.

1 Kommentare


Peter Stoll

29 | 05 | 2021

Hallo,
Welche Hakengröße verwendest du für die Montage?


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