


14 | 07 | 2023 | Schweiz | Praxis | ![]() | ![]() |
14 | 07 | 2023 | Schweiz | Praxis |
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Bergbachtouren sind etwas vom schönsten an der sommerlichen Fischerei und die Möglichkeiten dafür sind in unseren Bergkantonen wirklich zahlreich. Damit man einen solchen Tag aber auch geniessen kann und unbeschadet übersteht, lohnt sich eine etwas gründlichere Vorbereitung. «Petri-Heil» zeigt Dir, auf was Du dabei achten solltest.
Ein unbekanntes Gewässer ist immer eine Wundertüte. Zwar kann man inzwischen wirklich gut planen und versuchen, ein Gewässer bereits zu Hause am Computer abzuschätzen. Doch wie es dann wirklich ist, zeigt sich erst vor Ort. Die wichtigste Frage für uns Fischer ist, ob es Fische hat. Nun, Fische hat es meistens, und auch die Chancen auf den einen oder anderen Massfisch sind fast überall intakt. Und naheliegenderweise sind die Chancen auf einen guten Fisch bei einem grösseren Gewässer deutlich ausgeprägter, man denke nur an die beiden Riesenforellen, die letztes Jahr aus dem Inn gemeldet wurden. Kleine Gewässer sind aber mindestens so reizvoll: Hier gibt es kaum die Möglichkeit, an einem guten Fisch vorbeizuangeln. Doch je später in der Saison, desto grösser ist da die Chance, dass man bei weitem nicht der erste Fischer ist, der sein Glück versucht. Dies gilt insbesondere dann, wenn ein Bachabschnitt leicht und bequem zu erreichen ist. Hier können bereits ein paar wenige Fischer anfangs der Saison den Bestand an fangfähigen Fischen stark ausdünnen. Grössere Bäche hingegen weisen oft zahlreiche Stellen auf, die kaum oder nur unregelmässig befischt werden. Hier sind die Aussichten auf einen Fisch die ganze Saison hindurch intakt. Die Unterscheidung zwischen grossem und kleinem Bach setze ich bei der Passierbarkeit an: Ist ein Bach problemlos an den meisten Stellen zu überqueren, so ist es ein kleiner Bach. Mit diesem Wissen im Hinterkopf mache ich mich an die Routenplanung.
Zur Vorbereitung schaue ich mir meistens schon verschiedene Strecken vor dem Ausflugstag an. Die Schweizer Landeskarte (map.geo.admin.ch) bietet extrem viele Informationen für die Planung und man kann sich dank dem guten Satellitenbild schon einen ersten Eindruck vom Gewässer machen. So weiss ich meistens bereits vor der Saison, welche neuen Touren ich im Sommer machen möchte. Auf der Karte schaue ich vor allem darauf, wie gut passierbar der Bach ist. Dies ist nicht ganz einfach herauszufinden; sowohl Satellitenbilder als auch die klassische Kartenansicht geben nicht immer zuverlässig Auskunft. Dies gilt ganz besonders für Schluchten und Tobel. Diese sind vor allem dann interessant, wenn in unmittelbarer Nähe ein Wanderweg entlangführt. So können auch Hindernisse wie grosse Felsbrocken, Wasserfälle und tiefe Pools, welche mit Waten nicht zu queren sind, überwunden werden und der Rückweg ist ebenfalls kein Problem.
Unregelmässige Steigungen und kurvenreiche Abschnitte sind besonders interessant. Hingegen bieten längere, flache Abschnitte weniger Anhaltspunkte für gute Forellenspots, was aber nicht heisst, dass dort weniger Fische vorhanden sein müssen. Denn beim Fischen in der Schweiz ist nicht nur das Verhalten der Fische ein Faktor, sondern immer auch das der anderen Fischer. Offensichtliche Topstellen wie Pools und Gumpen werden von den meisten von uns gezielt angesteuert und besonders intensiv befischt. Das gilt noch in viel stärkerem Masse, wenn nicht zuerst ein Fussmarsch von einer Stunde oder mehr vonnöten ist.
Zuletzt muss auch auf die eigene Sicherheit geachtet werden. Hierzu ist es ein grosser Vorteil, wenn man praktisch an allen Stellen aussteigen kann, was dank dem dichten Strassen- und Wanderwegnetz der Schweiz in vielen Fällen auch möglich ist. Das Kraxeln im Tobel durch Brombeeren und Brennnesseln geht zur Not schon, ist aber wirklich nicht zu empfehlen, ganz besonders wenn man so 50 Höhenmeter oder mehr überwinden muss, bis man eine Strasse oder einen Weg erreicht. Einmal auf einem befestigten Weg angelangt, ist man schnell wieder am Ausgangspunkt angekommen; für eine Strecke, die man vier Stunden befischt hat, dauert der Rückweg auf einem Wanderweg kaum länger als 15 Minuten. Wenn möglich plane ich auch so, dass ich mit dem Postauto oder Zug zurückfahre. Dank dem gut ausgebauten ÖV ist das vor allem entlang von grösseren Gewässern fast überall möglich.
Ebenfalls eine gute Hilfe ist die Karte des jeweiligen Amts für Jagd und Fischerei. Gerade in Graubünden kann man auf der interaktiven Karte genau sehen, wo Schonstrecken sind und in welchem Gewässerabschnitt man sich gerade bewegt. Ebenfalls hilfreich sind die Fangstatistiken, die öffentlich zugänglich und häufig sehr detailliert sind. Damit lässt sich gut abschätzen, ob man am richtigen Ort ansetzt.
Der Wasserstand beeinflusst die Befischbarkeit eines Gewässers ganz erheblich und ist wohl der wichtigste Faktor. Als Faustregel gilt dabei: Je weniger Wasser, desto grösser stehen die Chancen auf einen Erfolg. Denn weniger Wasser bedeutet auch weniger Fliessgeschwindigkeit, was die Köderpräsentation enorm erleichtert. Je mehr Wasser ein Bergbach führt, desto stärker sind unsere fischereilichen Möglichkeiten eingeschränkt. Eigentlich gute Pools und Abschnitte sind dann schlicht nicht zu befischen. Kommt hinzu, dass die Passierbarkeit eines Bachs durch viel Wasser eingeschränkt wird und das Fischen generell viel gefährlicher wird.
Hier hilft es, die Abflusswerte von hydrodaten.admin.ch im Blick zu haben.
Denn in den Bergen bestimmt nicht nur der Regen den Pegel eines Gewässers, sondern auch das Schmelzwasser. Allerdings spielt dieser Faktor später im Sommer weniger eine Rolle, es sei denn, dass der Bach direkt im Einzugsgebiet eines Gletschers liegt. Bei Gletscherwasser ist wiederum die Tageszeit von Bedeutung; da der Schmelzprozess zumeist erst am Vormittag einsetzt, können die frühen Stunden die einzig fischbare Zeit sein. Und zu guter Letzt hat auch hier der Mensch wieder ein gewichtiges Wort mitzureden: Ebenfalls an stabilen sonnigen Tagen kann es durch den Schwallbetrieb der Kraftwerke oder durch Spülungen von Stauanlagen zu Pegelschwankungen kommen. Diese können zwar für die Fischerei interessant sein, besonders wenn sich das Wasser langsam zurückzieht, doch vor allem können sie auch richtig gefährlich werden. Wer seine Tour unterhalb einer Anlage plant, sollte den Betreiber vorgängig kontaktieren. Normalerweise bekommt man eine zuverlässige Auskunft, ob etwas für den Tag geplant ist. Der Wasserstand ist auf jeden Fall etwas, was man am Bach immer im Auge behalten muss. Stauanlagen haben aber auch ihre guten Seiten. Wenn nach Regen die Bäche trüb und hoch sind, findet man unterhalb von grösseren Stauanlagen oft klares und vor allem weniger Wasser. Solche Abschnitte sind ein optimaler Plan B, wenn einem das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht.
Mit Gewittern ist beim Fischen nicht zu spassen. Es kann schon reichen, wenn der Niederschlag irgendwo im Einzugsgebiet des Bachs fällt, dass der ganze Bach massiv ansteigt. Das Worst-Case-Szenario ist eine Flutwelle mit Holz und Steinen den Bergbach herunter. Solche Vorkommnisse sind zwar nicht häufig, kommen aber immer wieder vor. Ein Regenradar hilft dabei, die gesamte Situation im Auge zu behalten. Auch wenn es kontinuierlich regnet, wechsle ich grundsätzlich nicht die Gewässerseiten, ausser ich habe auch dort einen gesicherten Weg zurück. Manchmal reicht ein Anstieg des Pegels um nur wenige Zentimeter, damit man an einer Stelle, welche man vorher ohne Probleme passieren konnte, nicht mehr durchkommt oder zumindest Probleme hat.
Die Abgelegenheit von manchen Bächen kann sowohl vor- als auch nachteilig sein. Im Idealfall kommt man gar als erster Fischer der Saison den Abschnitt entlang oder es verirren sich nur wenig andere Fischer dorthin.
Abgelegene Abschnitte stellen aber auch ein Risiko dar. Wenn es dort schief geht, dann richtig. Der Handyempfang ist nicht immer gegeben. Hier sollte man nach Möglichkeit nicht alleine losziehen oder zumindest jemandem mitteilen, wo man ist, und eine Rückkehrzeit vereinbaren. In vielen Chat Apps kann man auch den Standort teilen, was ebenfalls helfen kann, wenn man im hintersten Krachen unterwegs ist. Es gibt auch GPS-Geräte, mit welchen man über Satellit Notrufe absetzen kann, diese haben jedoch ihren Preis.
Zudem sollte man ebenso wissen, wann genug ist, und die Grösse haben, eine Tour abzubrechen. Klar will man immer noch den nächsten Wurf machen, Wildwasser ist aber kein Spielplatz, sondern kann zur echten Gefahr werden und auch der Weg zurück im Dunkeln kann ziemlich haarig werden. Denk auch immer dran, dass Du eine Kletterei im schlimmsten Fall auch wieder in die andere Richtung machen musst.
Wenn ich auf eine Tour gehe, möchte ich möglichst leicht unterwegs sein. Trotzdem sind gewisse Sachen unverzichtbar. Genug Essen und Trinken ist wichtig, um gut durch den Tag zu kommen. Ich habe normalerweise eine Filterflasche dabei, so dass ich Wasser direkt aus dem Bach nehmen kann und so weniger Gewicht tragen muss.
Blöd ist, wenn man den letzten Spinner, der grade gut lief, im Bach versenkt hat. Blöder ist, wenn man über die Freude eines gefangenen Fischs vergisst, dass die Rute am Boden liegt und draufsteht (beruht auf realen Erfahrungen). Ersatzmaterial wächst normalerweise nicht an Bergbächen. Auch wenn ich schon den einen oder anderen Köder gefunden habe, ist die Gesamtbilanz negativ. Beim Material spare ich daher nicht und habe vor allem immer genug Ersatzköder dabei. Bei längeren Touren führe ich immer auch eine Ersatzrute mit. Hier eignen sich Reiseruten ganz besonders, da man sie gut im Rucksack verstauen kann. Grade leichte Teleskopspinnruten lassen sich sehr klein verpacken und können einem den Tag retten, auch wenn man eigentlich mit der Fliegenrute unterwegs ist.
Gute Kleidung ist ebenfalls ratsam, um den Tag gut zu überstehen. Eine Wathose gehört für mich dazu, ebenso solide Watstiefel. Es gibt zwar auch Fischer, die in Gummistiefeln oder in Wanderhosen und Bergschuhen an den Bergbach gehen, solides Material ist für mich aber wichtig. Stabile Watschuhe geben besseren Halt und schützen den Fuss vor Steinen und Übertreten. Die Wathose hilft mir nicht nur, trockenen Fusses durch den Tag zu kommen, sondern schützt auch vor Brennnesseln, Zecken und ähnlichem. Unter der Wathose trage ich je nach Temperatur entweder eine Trainerhose oder eine kurze Sporthose in Kombination mit Skisocken. Ein langärmliges Shirt oder Hemd schützt die Arme und den Nacken vor Sonnenbrand. Falls die Sonne hinter den Wolken verschwindet, kann es in den Bergen auch schnell kalt werden. Eine leichte Regenjacke ist deshalb auch immer in meinem Rucksack. Eine Polbrille hilft nicht nur, die Strukturen für Fische besser zu erkennen, sondern auch den Grund zum sicheren Waten zu orten. Ausserdem ist sie ein Schutz für die Augen vor herumfliegenden Haken und Ästen. Ein Cap schützt den Kopf vor der Sonne und hilft, die Augen zu beschatten, damit die volle Wirkung der Polbrille erreicht werden kann.
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