


02 | 07 | 2018 | Praxis | Video | ![]() | ![]() |
02 | 07 | 2018 | Praxis | Video |
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Die Finesse-Fischerei entwickelt sich stetig weiter, und dies aus gutem Grund: Schliesslich werden auch die Zielfische, besonders an viel befischten Stellen, immer abgebrühter. Ivan Valetny zeigt uns eine sommerliche Alternative zum Carolina-Rig.
Bekanntermassen findet in den Sommermonaten das Pflanzenwachstum seinen Höhepunkt. Und in unmittelbarer Nähe dieser Pflanzen halten sich die Raubfische auch während der meisten Zeit auf. Wer jetzt seinen Köder am Grund anbietet, fängt trotz Offset-Haken immer wieder Pflanzenteile und Dreck statt Fische. Und genau hier kann die Seitenarm-Montage ihre Trümpfe ausspielen. Man fischt fast am Grund, aber noch gerade so hoch, damit man viel weniger Dreck vom Grund aufsammelt. Auf einen verkrauteten Köder beissen die Fische ja bekanntlich einfach nicht. Im direkten Vergleich mit dem Carolina-Rig muss man also seltener den Köder reinigen und erhöht so auch die Fangchancen.
Das Seitenarm-Rig besteht aus zwei Teilen: Zum einen das direkt an die Hauptschnur geknüpfte Vorfach (Hauptstamm) mit einem Olivenblei am Ende, sowie das per Wirbel angeknotete eigentliche Vorfach.
Die Länge des Hauptstamms misst etwa 1,20 Meter. Bei Gewichten bis 15 Gramm wähle ich dafür 0,21er-Fluorocarbon-Vorfachmaterial. Bei Gewichten von 20 bis 30 Gramm erhöhe ich die Vorfachstärke auf ein 0,30er-Fluorocarbon. Damit zerstören die Schnellkräfte beim Auswurf den Knoten nicht.
Fürs eigentliche Vorfach nehme ich 0,17er- bis 0,21er-Fluorocarbon. Die Länge misst bei mir meistens etwa 70 Zentimeter. So hat der Köder genügend Spiel und die Egli merken kaum Widerstand beim Einsaugen. Man kann auch bis auf 40 Zentimeter runter gehen. So merkt man die Bisse deutlicher, die Egli spüren ihrerseits aber auch schneller Widerstand und lassen schneller wieder los. An besonders bissarmen Tagen kann man auch auf einen Meter Vorfachlänge erhöhen, dann sind die Bisse allerdings schwierig zu spüren.
Etwa 25 Zentimeter über dem Gewicht wird ein Wirbel in den Hauptstamm gebunden. Dieser ist von Vorteil freilaufend montiert. Dafür knotet man den Wirbel in eine möglichst enge, doppelte Schlaufe, die sich nicht zusammenziehen kann. Das eigentliche Vorfach wird dann am anderen Ende des Wirbels fest angeknotet. Durch diese Art der Anbringung des Vorfachs wird man fast keine Verwicklungen mit dem Hauptstamm bekommen. Dies ist ein Vorteil gegenüber dem ansonsten sehr ähnlichen «Kickback-Rig». Den Tipp mit dem Wirbel habe ich von einem Kollegen aus Deutschland, der mit dieser Seitenarm-Montage erfolgreich in der Donau und Umgebung den Egli und Zandern nachstellt.
Für flache Bereiche bis fünf Meter genügen zehn Gramm Gewicht. So lässt sich gut werfen und das Rig kann an einer leichten Rute geführt werden. Auch ist die Montage damit nicht so wind- oder strömungsanfällig. Unter sieben Gramm Gewicht würde ich bei der Seitenarm-Montage nicht gehen, da sonst nicht mehr zuverlässig in Grundnähe gefischt werden kann.
Bei einer Tiefe über zehn Meter oder bei Strömung verwende ich Gewichte von 15 bis 30 Gramm an entsprechend härteren Ruten. Damit hat man keine zu lange Absinkphase und kann gut Fläche abfischen, wenn man gerade auf der Suche nach den Fischen ist.
Rund 25 Zentimeter oberhalb des Olivenbleis wird ein freilaufender Tönnchen-Wirbel per möglichst enger Doppelschlaufe in die Hauptschnur gebunden. Ein Abstand von 70 Zentimeter hat sich bei mir bewährt. So lenkt das Blei die Egli nicht zu stark ab und man spürt die Bisse noch zuverlässig genug.
Führung
Die Seitenarm-Montage sollte möglichst grundnah geführt werden. In flacheren Bereichen von zwei, drei Meter ist es von Vorteil, wenn man keine Absinkphase hat, sondern das Gewicht nur über den Boden schleift. Ich halte die Rute bei diesem Rig immer schräg gegen unten. Man spürt und sieht den Biss optimal und hat noch genügend Platz nach hinten für den Anschlag. Zudem halte ich den Zeigefinder immer am Blank, damit ich den Biss auch bemerke, wenn ich die Rute gerade nicht im Auge habe.
Mit Vorliebe «faulenze» ich dieses System (Führung nur über die Kurbel, ohne grosse Bewegungen der Rute), und zwar mit einer bis drei Kurbelumdrehungen bis zu einer Pause, die ich mit ein bis zwei Sekunden relativ kurz halte.
Wenn ich einen Bereich mit einigen aktiven Fischen gefunden habe, mache ich bei nachlassenden Bissfrequenzen eher nur eine Umdrehung und längere Pausen von drei bis vier Sekunden. So kann man auch die weniger hungrigen Egli an den Gummifisch «zaubern».
Der Biss kommt fast immer in der Pause. Es fühlt sich meistens als ein einzelnes, klares «Tock» an. Bei dieser Montage, wie auch bei allen anderen Offset-Haken-Rigs, sollte man nicht anschlagen, wie man es sich vom Jiggen gewohnt ist. Bei einem Biss kurble ich sofort recht zügig ein und bewege die Rute weg vom Fisch, ohne einen eigentlichen Anschlag zu setzen. Um den Anschlagreflex in den Griff zu bekommen, sage ich meinen Guiding-Gästen jeweils: Wenn ihr einen Biss spürt, konzentriert euch darauf, als Erstes einfach nur zu kurbeln. Man wird zwar dennoch die Rute bewegen, aber legt den Fokus aufs Kurbeln. So kann man die Bissausbeute merklich steigern.
Merke ich nach dem Anschlag, dass kein Widerstand mehr da ist, lasse ich die Montage sofort wieder an den Grund sinken, kurble einmal, um den Köder wieder auf die richtige Lauftiefe zu bringen, und warte dann einige Sekunden. Wenn das Egli den Braten nicht gerochen hat oder ein zweites Egli den Köder mitverfolgt hat, beisst es oft genau in diesem Moment!
An diesem System funktionieren Köder mit einem Schaufel- oder Twisterschwanz am besten, also Köder, die bei Zug Widerstand erzeugen.
Ich verwende meistens meinen eigenen sieben Zentimeter langen Slit-Action Finesse-Gummifisch in Hellbraun. Aber auch Dunkelbraun und Hellgrün/Dunkelgrün sind fängige Farben bei dieser Montage. Man imitiert hierbei weniger einen Fisch, sondern eher eine Maifliegen- oder Libellenlarve, evtl. einen Jungkrebs. Deshalb sind braune und grüne Töne bei diesem Rig am fängigsten. Probiert es aus und schaut, wie die Seitenarm-Montage an eurem Hausgewässer funktioniert!
Rolf
Schöner Bericht, Danke fürs Teilen! Ich frage mich, wie das wohl mit Naturködern (Tauwürmern?) funktionieren würde. (Mal abgesehen vom "Wurmverschleiss"). ?Was denkst du?