08 | 12 | 2020 | Praxis | 0 | 8787 |
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Zweiergambe
Die Zweiergambe ist eine klassische Fluss-Montage, wie gemacht, um in den Fliessgewässern des Seelands die Winteregli in den tiefen Stellen zu erreichen. Aber auch am See spielt die Zweiergambe ihre Stärken aus. Unser Experte Ivan Valetny macht Euch mit der fängigen Montage vertraut.
Die Gambe ist eine altbekannte Montage, die auch heute noch gute Fänge erzielt. Früher waren vor allem Schlüchli und Nuggis die Köder der Wahl, dann kamen die Twister und seit geraumer Zeit werden an der Gambe, wie auch beim Dropshot, vorwiegend Gummifische eingesetzt. In den Seen wird je nach Fischereiverordnung klassisch mit der 3er- bis 5er-Gambe gefischt. Ich bevorzuge aber ein Modell mit bloss zwei Anbissstellen, da mir der Widerstand mit bis zu fünf Gummifischen plus ein Blei im Wasser zu gross ist. In vielen Fliessgewässern der Schweiz darf im Übrigen sowieso nur mit einer oder zwei Anbissstellen gefischt werden.
Man kann die Zweiergambe vielseitig einsetzen und hat die Möglichkeit, zwei verschiedene Köder gleichzeitig zu testen. Man bringt damit effizient Gummifische mit Schaufelschwanz in die Tiefe, ohne grosse Jigköpfe einzusetzen. Ein weiterer wesentlicher Vorteil der Gambe ist das Köderverhalten. Ein Gummifisch mit Schaufelschwanz spielt besser an einem Seitenarm als direkt auf dem Vorfach, wie es beim Dropshot-Rig der Fall ist.
Im Folgenden zeige ich Euch, wie man die Montage zusammenstellt und wie sie sich im Fluss und im See einsetzen lässt.
Aufbau der Montage
Ich verwende zum Knüpfen der Zweiergambe auf Egli meistens ein 23er- bis 25er-Fluorocarbon, also relativ dickes Material, da die Montage durch die vielen Knoten und die grundnahe Führung ziemlich anfällig für Beschädigungen ist. Zudem haben selbst grosse Egli einen ausgeprägten Futterneid und sind nicht so heikel. Doubletten bei der Zweiergambe sind keine Seltenheit. Ausserdem verwende ich bis zu 30 Gramm Blei an meinen Zweiergamben, so entstehen beim Auswerfen starke Fliehkräfte.
Zuerst binde ich einen Snap an ein etwa 100 bis 120 cm langes Fluorocarbon. Ans obere Ende montiere ich einen Knotenlos-Verbinder für die Befestigung an der Hauptschnur.
Danach schneide ich noch ein 40 cm langes Stück Vorfachschnur gleichen Durchmessers ab, um die zwei Seitenarme zu binden. Ich knüpfe dafür an beiden Enden einen grossen Haken mit langem Schenkel an. So bleiben die Gummis lange am Haken und das Hakenlösen geht einfacher mit den Fingern. Als Knoten verwende ich den Plättchenhaken-Knoten, so halten die Gummis besser am Haken und die Montage ist stabiler. Danach schneide ich das Stück mit den zwei Haken dran in der Mitte durch.
Nun nehme ich einen der Seitenarme und lege ihn 30 bis 40 cm oberhalb des Snaps auf das Vorfach. Der Haken schaut gegen oben, also in Richtung Knotenlos-Verbinder. Nun mache ich mit beiden Schnüren einen doppelten Hausfrauenknoten. Dadurch steht der Seitenarm schön ab und ist genau am richtigen Ort angeknotet. Dasselbe wiederhole ich 30 bis 40 cm weiter oben mit dem zweiten Seitenarm.
Jetzt ziehe ich die zwei Gummifische auf die Haken auf. Meistens funktionieren auf Egli kleine Gummifische bis 5 cm besser als die grösseren Modelle von 7 cm. Wenn man weiss, dass am Angelplatz regelmässig grosse Egli vorkommen, macht es aber durchaus Sinn, auf ein 7-cm-Modell zu wechseln und dadurch mehr zu selektieren. Ich nehme meistens zwei gleiche Modelle, von denen ich weiss, dass sie fängig sind. Am Anfang empfiehlt es sich, mit Modellen und Farben zu testen. So kann man herausfinden, welche Gummifische gerade fängig sind.
Bei der Zweiergambe lagere ich die Montage mit den aufgezogenen Gummifischen auf den Haken. Das Röllchen kommt dafür in einen Gripbeutel. Man kann die Gummifische auch wieder abnehmen, danach halten sie aber meistens nicht mehr gut an den Haken und müssen angeleimt werden.
Gambe im Fliessgewässer
Im Fluss halten sich die Egli zumeist grundnah in den tieferen und ruhigeren Stellen auf. Hier ist die Strömung weniger stark als an der Oberfläche und im Mittelwasser. So ist es nicht erstaunlich, dass man bereits vor Jahrzehnten auf die Idee kann, eine Zweiergambe im Fluss zum Eglifischen einzusetzen. Man ist stets nah am Grund und kann die Montage mit leichten Zupfern in der Strömung treiben lassen und – wenn man in einen ruhigeren Bereich kommt – die Gambe aktiv führen.
In den Flüssen verwende ich meistens Gewichte von 15 bis 30 g. Anstelle eines Birnenbleis kann man im Fluss auch ein Tiroler Hölzl einhängen. Dank seiner längeren Form hat man viel weniger Hänger und kann die tieferen und ruhigeren Stellen driftend abfischen. Das sind genau die Bereiche, wo sich im Fluss strömungsfaule Egli aufhalten. Das Tiroler Hölzl ist zwar auffälliger als ein Birnenblei, schreckt die Egli aber nur selten vom Biss ab.
Ich werfe die Zweiergambe im Fluss aus und lasse sie meistens an geschlossenem Bügel zu Grund sinken. Danach halte ich die Rute wie beim Jiggen gegen oben, um weniger Wasserwiderstand in der Schnur zu haben. Bei starker Strömung kurble ich die Montage nicht ein, sondern zupfe sie nur regelmässig an und lasse sie weitertreiben. Mit dem Gewicht kann man gut beeinflussen, ob die Montage treibt oder ob man noch zusätzlich kurbeln muss. Wenn die Egli eine aktivere Köderführung bevorzugen, nehme ich eher ein schwereres Sinkblei. Wenn ein passives Treibenlassen der Montage zu Bissen führt, entsprechend ein leichteres.
In den Flüssen des Seelands fängt man mit der Zweiergambe vorwiegend zwischen Juni und Oktober. In dieser Zeit sind die Egli im Fluss aktiv auf Nahrungssuche. Im Winter ernähren sich die Egli hier meist von Flohkrebsen und sind eher passiv.
Im See
Am See setze ich die Zweiergambe als Mischung zwischen Dropshotfischen und Jiggen ein. Im Sommer funktioniert die Zweiergambe auch gut im Mittelwasser mit leichten Gewichten von 5 bis 10 g, da setze ich aber lieber andere Köder ein. Für mich ist die Zeit von September bis Dezember, wenn die Egli in der Tiefe stehen, die ideale Zeit für die Zweiergambe. Dabei setze ich meistens Gewichte von 20 bis 30 g ein. Durch die Gewichtsauswahl kann man bestimmen, wie schnell die Gambe wieder sinkt und wie stark die Gummifische spielen. Ich wähle eher schwerere Gewichte aus, um schnelle Absinkphasen zu erhalten. Auch spielt es am See nicht so eine grosse Rolle, ob man die Rute gegen oben oder zur Seite hält, da man meistens im tieferen Wasser fischt.
Nach dem Auswerfen lasse ich die Zweiergambe im Herbst meistens mit offenem Bügel sinken. Die Führung gestaltet sich oft aus einer Mischung aus Jiggen und Faulenzen. Manchmal sind es kurze Schläge in die Rute mit einer Kurbelumdrehung, manchmal zwei bis drei Umdrehungen gefaulenzt, manchmal mehrere Schläge in die Rute und drei schnelle Umdrehungen. Man muss herausfinden, was an dem Tag besser funktioniert.
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