Was läuft im Oktober
01 | 10 | 2018 Schweiz | PraxisText & Fotos: Daniel Luther 02849
01 | 10 | 2018 Schweiz | Praxis
Text & Fotos: Daniel Luther 0 2849

Was läuft im Oktober

Es gibt tatsächlich Mitfischerinnen und Mitfischer, die jetzt ihre Ruten demontieren und die Fischerweste bis zum nächsten Frühling in den Schrank hängen. Die einen, weil die hohe Zeit der Jagd beginnt, andere, weil in ihrer Region die Fischerei bis zum nächsten Frühling ruht. Sie haben unser ganzes Mitgefühl, denn im Herbst warten einzigartige Momente auf uns.


1

Der Sommer – selbst ein so langer, heisser und wolkenloser – ist endgültig Geschichte. Und mit ihm unzählige Chancen und Möglichkeiten. Das gierige Steigen der Bergbachforellen im Schatten der Büsche an diesen heissen Nachmittagen, die jagenden Hechte im ersten Morgenlicht, die riesigen Schleien unter dem Steg ...

Kein Grund für Traurigkeit, denn natürlich haben wir alle nur einen Bruchteil dieses Sommerglücks ausgekostet. Selbst jene glücklichen Kollegen, die jeden Tag am Wasser sind. Das ist das Fischerleben: So viel Wasser, so wenig Zeit! Nicht nur beim Fischen ist es weise, wenn man nicht dem Verpassten nachtrauert, sondern sich über die Fülle der neuen Möglichkeiten freut. 

Jetzt kommt der Herbst! Das Fischen wird poetisch. Nie scheint die Sonne schöner. Am Morgen geheimnisvoll durch zarten Nebel, am Nachmittag wohlig warm mit goldenem Glanz. Und es ist uns schmerzlich bewusst, dass diese Stimmungen bald dem ersten Frost weichen werden. Diese melancholische Vorahnung verleiht den Tagen eine feine Würze und mehr Tiefe.


2

In jedem halbwegs normalen Jahr darf man sich zu dieser Zeit über die bevorstehende Äschensaison freuen, die Laufrolle ölen und die Nymphen sortieren. 2018 fragt man sich als verantwortungsbewusster Angler, ob es überhaupt angebracht ist, auf die von Hitze und Wassermangel gestressten Flussbewohner zu fischen. Die Antwort ist – wie immer in unserem Land – von Kanton zu Kanton verschieden, aber eigentlich eindeutig. Wer als Optimist darauf hofft, dass der nächste Jahrhundertsommer zumindest zehn Jahre auf sich warten lässt, und wer Sinn hat für nachhaltiges Handeln, der wird den Äschen diesen Herbst grosszügig Erholung gewähren. 


3

Wer ernsthaft fixiert ist auf Fettflossen oder wer Lust hat auf selbst gefangenen Fisch für die Küche, kann sich mit der silberglänzenden Cousine der Äsche trösten. Es ist nämlich auch Hochsaison für Felchen. Viele Populationen sind im Herbst auffallend aktiv und nutzen das üppige Nahrungsangebot, um wertvolle Reserven aufzubauen für die anstrengende Laichzeit im November oder Dezember. 


4

Eine attraktive und doch erstaunlich wenig genutzte Facette der Herbstfischerei in unserem Land sind die allerletzten Wochen der Bergsee-Saison. Auch ohne Fangglück ist das Naturerlebnis intensiv und eine unvergessliche Erfahrung. Das leuchtende Gelb der Lärchen, der erste Schnee auf den Gipfeln, der manchmal unendlich weite Oktoberhimmel ... 

Eine lange Bergsee-Saison mit guten Chancen auf Bach- und Seeforellen, Regenbögler, Saiblinge und Namaycush bieten beispielsweise die Kantone Wallis, Bern, Uri sowie Pachtreviere wie Melchsee-Frutt und weitere.


5

Die spürbar schwindende Kraft der Sonne ist ein mächtiges biologisches Signal. Vor allem für die Räuber bedeutet es Endspurt. Solange die Wassertemperaturen noch im zweistelligen Bereich liegen, funktionieren ihre Muskeln, die Sinnesorgane und das Gehirn optimal und die Chancen auf Beute stehen besser. Entsprechend aktiv und aggressiv sind Hecht, Egli, Zander, Wels und Rapfen im Oktober. Wer jetzt lieber vor dem Fernseher hockt, als ans Wasser zu gehen ...

 Wohlschmeckendes Silber im Feumer – der Herbst ist Hochsaison für Felchen.

Wohlschmeckendes Silber im Feumer – der Herbst ist Hochsaison für Felchen.

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