


30 | 07 | 2021 | Praxis | ![]() | ![]() |
30 | 07 | 2021 | Praxis |
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Die sommerliche Eglisaison beginnt; bekanntermassen läuft es jetzt morgens früh und abends spät am besten. Aber auch mittags kann man seine Egli zum Biss reizen, vor allem in den Monaten Juli und August, wenn die Brutfische noch nicht so gross sind. Ivan Valetny teilt seine Erfahrungen mit dem Mittagsfischen auf träge Sommer-Egli mit Dir.
Unsere Vorfahren waren bekanntlich Jäger und Sammler. Nun sind wir damit nicht die einzigen; auch bei den Egli gibt es «Jäger» und «Sammler». Nicht selten kann man bereits Anfang Juni Trupps von Egli beobachten, wie sie die etwa einen Zentimeter langen «Nädeli»-Brutfischchen zuhauf an der Wasseroberfläche einsammeln. Viel ist da noch nicht dran, dafür sind sie aber noch sehr langsam unterwegs und eine entsprechend einfache Beute. Für diese Art «Räuber»-Egli können die Butzen nicht schnell genug gross werden. Die Brutfische sind definitiv ihre Lieblingsbeute.
Aber es gibt mindestens gleich viele Egli, die im Hochsommer nicht den Butzen nachjagen, sondern beim Winterfutter bleiben. Es ist einfacher, Krebse, Insektenlarven oder Flohkrebse in Grundnähe einzusammeln, als sich in den Dämmerungsphasen auf die Oberflächenjagd zu begeben. Oft sind es auch grosse Egli, die sich auf solche Nahrung eingeschossen haben. Diese «Sammler»-Egli machen ihre Aktivität weniger von der Tageszeit abhängig als die raubenden Artgenossen, welchen man untertags egal was vor die Schnauze hängen kann – solange die Sonne hochsteht, machen sie das Maul nicht auf. Da lohnt es sich, die Brüder eine Etage tiefer anzupeilen.
Egli mögen Strukturen wie Häfen, wo sie sich in Deckung mit Schatten ausruhen können. Kanten mit Blockwurf, Kraut, Ritzen, Ketten, Pfeiler und Geröll sind ideal. Im Frühsommer halten sich die Egli bevorzugt zwischen einem und zehn Meter Wassertiefe auf, da das Wasser hier wärmer als weiter unten und das Futter dementsprechend aktiver ist. Übrigens: Je fortgeschrittener der Sommer, desto mehr Kraut trifft man leider an. Das macht das Fischen schwieriger, aber nicht aussichtslos. Meiner Erfahrung nach macht es kaum Sinn, direkt im Kraut zu fischen. Es lohnt sich, Bereiche zu suchen, wo es weniger Kraut hat, um dort einige Würfe zu machen. Wenn nicht bei jedem Wurf Kraut am Köder hängt, hat man durchaus eine Chance, die Egli zum Biss zu reizen.
Da wir es direkt am Grund und möglichst langsam versuchen möchten, kommen wir an Offsethaken nicht vorbei. Damit hat man massiv weniger Hänger und sammelt etwas weniger Kraut auf als mit einem abstehenden Haken.
Als langsame Grundmontage bevorzuge ich ganz klar das Carolina-Rig, gebunden mit einem 0,20er-Fluorocarbon, einem 10-g-Bulletblei samt Perle an einem 40 bis 60 cm langen Vorfach und einem 5 bis 7 cm Gummiköder an einem dazu passenden Offsethaken.
Als weitere Grundmontage verwende ich gerne das Texas-Rig. Dies aber eher an Stellen, wo ich weiss, dass es Egli hat. Zum Suchen ist das Carolina-Rig etwas besser geeignet. Mit dem Texas-Rig kann man aber die Egli noch einen Tick wilder machen, da das Blei direkt beim Köder ist und man mit kleinen Sprüngen perfekt einen Krebs imitieren kann, der sich wehren möchte. Dazu das Klacken der Perle: Da können die Egli nicht widerstehen.
Als Alternative bietet sich noch die Seitenarmmontage an. Auch hier mit 40 bis 60 cm Vorfachlänge und 10 Gramm Birnenblei samt passendem Haken und Köder. Der Köder ist nicht ganz am Grund, weshalb man etwas weniger Bisse hat als beim Carolina-Rig. Dafür ist die Seitenarmmontage ideal in Gebieten, wo es viel feines Kraut am Grund hat. Man kann sie auch in Bereichen verwenden, wo das Carolina-Rig nur noch im Kraut versinken würde und nicht mehr effizient wäre.
Geführt werden sowohl das Carolina- wie das Seitenarm-Rig mit einer Kurbelumdrehung und einer anschliessenden Pause. Bei mir ist es meist eine Umdrehung gefolgt von einer Sekunde Pause, relativ schnell also. Erst wenn ich Fehlbisse habe, mache ich bis zu fünf Sekunden lange Pausen. Manchmal lohnt es sich auch, grössere Sprünge mit zwei Umdrehungen zu machen. In den Pausen sinkt der Köder jeweils langsam wieder zum Grund, wo er dann noch ein wenig weiterspielt, wenn er auftrifft. Für beide Montagen halte ich die Rute eher seitwärts gegen unten. So habe ich gefühlt eine etwas bessere Bissverwertung und die Schnur ist bei Wind weniger unter Spannung.
Beim Texas-Rig mache ich eher eine halbe Umdrehung und arbeite mehr aus der Rute heraus, sodass der Köder kleine Sprünge über den Grund macht, beim Carolina-Rig eher aus der Rolle. Beim Texas-Rig halte ich die Rute auch mehr gegen oben, damit die Führung etwas besser gelingt. Selbst ein Schütteln mit der Rute, kombiniert mit langsamem Einkurbeln und anschliessenden Pausen konnte schon grosse Egli ans Band zaubern.
Alles in allem sollte man krautarme Bereiche mit Egli am Platz suchen und langsam mit Pausen in Grundnähe fischen sowie Strecke machen, also mehrere Spots abfischen. So lassen sich auch mittags Egli fangen und man kann die Zeit bis zur nächsten Raubphase der «Jäger»-Egli sinnvoll nutzen.
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