So geht Hechtfischen
27 | 04 | 2022 PraxisText: Ruben Rod 13673
27 | 04 | 2022 Praxis
Text: Ruben Rod 1 3673

So geht Hechtfischen

Du hast noch kein «Süsswasser-Krokodil» gelandet?
Wir fassen hier das Wichtigste zum gezielten Hecht­fischen zusammen. 


Gewässerwahl  |  Der Hecht ist ein Allrounder

Hechte kommen bis auf schnell fliessende Bäche der Forellenregion in fast allen Schweizer Gewässern vor. In den grossen Seen leben zwar die meisten und auch grössten Hechte, doch sie sind in den grossen Wasserflächen (ungleich) verteilt und nicht immer einfach zu finden. Orientieren kann man sich an Strukturen wie Schilfgürtel, Kanten oder Stegen. Da es beim Hechtfischen entscheidend ist, in seine Nähe zu kommen, ist es oft einfacher, ihn in überschaubaren Gewässern zu befischen. Nährstoffreiche Kleinseen und Weiher mit einem üppigen Weissfischbestand und vielen Strukturen wie Holz und Wasserpflanzen zählen zu den aussichtsreichsten Hechtgewässern. Aber auch in den Fliessgewässern des Mittellands kann man mit guten Chancen auf den Hecht rechnen, gerade weil man dessen potenzielle Standplätze oft ausmachen kann: strömungsberuhigte Ecken, ein ruhiges Kehrwasser, ein Becken unterhalb eines Wehrs oder Stauhaltungen.


Rute  |  Rückgrat ist gefragt

 © Nils Anderson

© Nils Anderson

Der Hecht ist einer der grössten Fische unserer Gewässer und lässt sich mit den dicksten Ködern im Sortiment der Fischerläden fangen. Eine zu leichte und weiche Rute biegt sich bereits beim Auswerfen und Einholen eines solchen Brummers beängstigend durch und schränkt damit die Köderwahl unnötig ein. Auch wenn man mit kleineren Verführern Hechte fangen kann, macht der Einsatz von grossen Ködern doch einen besonderen Reiz dieser Fischerei aus. Grosser Köder = grosser Fisch: Diese Gleichung bestätigt sich immer wieder. Schlägt schliesslich ein Hecht zu und klemmt den Köder in den Entenschnabel, muss der Anhieb gegen das Fischgewicht bis zur Hakenspitze durchdringen können, damit der Haken sitzt. Kräftige Spinnruten mit Wurfgewichten zwischen 10 und 90 Gramm und Längen zwischen 2,1 und 3 Metern dürften den meisten Situationen und Ködern beim Hechtfischen entsprechen. Als Faustregel für das optimale Wurfgewicht (das heisst das ideale Gewicht von Ködern) kann man sich daran orientieren: Die beiden angegebenen Zahlen auf der Rute werden addiert und dann durch zwei geteilt. Hat eine Rute beispielsweise ein angegebenes Wurfgewicht von 20 bis 50 Gramm, lassen sich um die 35 Gramm schwere Köder damit am besten fischen.


Rolle  |  Stationär- oder Multirolle?

 © Nils Anderson

© Nils Anderson

Schaut man sich im Internet Fischervideos von Hechtfischern an, sieht man oft Multirollen. Diese haben zwar einige Vorteile in Bezug auf Robustheit und Möglichkeiten zur Kontrolle der Flugbahn des Köders. Allerdings erfordert der Umgang mit einer solchen Rolle bereits viel Übung. Befindet man sich noch auf der Entdeckungsreise des Fischens, sind Stationärrollen einfacher zu bedienen und ermöglichen grössere Wurfweiten, insbesondere bei leichteren Ködern. So oder so ist es entscheidend, dass die Rolle über eine zuverlässige und ruckfrei abziehende Bremse verfügt. Denn besonders kurz vor den Füssen oder dem Feumer neigen Hechte zu explosiven und raschen Fluchten. Arbeitet in einem solchen Moment die Bremse nicht richtig oder ist sie zu hart eingestellt, kann es zum Schnurbruch kommen. Hat es im Wasser Hindernisse, gilt es, die Bremse nicht zu weich einzustellen, um den Hecht daran zu hindern, dorthin zu schwimmen. Mit einer einfach und rasch anpassbaren Frontbremse kann man auch während des Drills nötigenfalls den Druck nachstellen.


Schnur  |  Tragkraft ist nicht alles

Geflochtene Schnüre haben sich heute zum Spinnfischen als Hauptschnur durchgesetzt. Leichtigkeit, Flexibilität, kaum Dehnung und enorme Tragkräfte bei dünnen Durchmessern sind gute Argumente dafür. Und doch sollte man die monofilen Schnüre nicht zu früh abschreiben. Denn die geflochtene Schnur verzeiht beim Drillen weniger Fehler, da jede Bewegung des Fischs durch die Rute und das Geschick des Fischers aufgefangen werden muss. Zudem werden die dünnen Fasern durch den Kontakt mit rauen Oberflächen rasch beschädigt und reissen nicht selten aus heiterem Himmel. Auf die angegebenen Tragkräfte allein kann man sich daher nicht ausnahmslos verlassen. Bei geflochtenen Schnüren sind Schnurstärken zwischen 0,18 und 0,28 mm vorteilhaft, auch in Bezug auf das fischereiliche­ Handwerk. Dickere Schnur schneidet beim Halten während des Auswurfs eines schweren Köders weniger in den Finger und lässt sich besser entwirren, wenn es mal Schnursalat gibt. Entscheidet man sich für eine monofile Hauptschnur, sind aufgrund der geringeren Tragkräfte höhere Durchmesser zwischen 0,3 und 0,4 mm angemessen.


Das Vorfach  |  Bissfestigkeit muss sein

 Bissfeste Fluorocarbon-Vorfächer sind besonders in klarem Wasser vorteilhaft. © Nils Anderson

Bissfeste Fluorocarbon-Vorfächer sind besonders in klarem Wasser vorteilhaft. © Nils Anderson

Das scharfe Gebiss der Hechte ist legendär. Als Beifang beim Eglifischen werden zwar auch gelegentlich Hechte gelandet, die den Köder spitz genommen haben und denen die Schnur nicht in Reichweite der Zähne gekommen ist. Aber fischt man gezielt auf Hechte, ist ein bissfestes Vorfach Pflicht! Es gibt verschiedene Varianten, um den Köderverlust durch den Hechtbiss zu verhindern. Die wohl bekannteste ist das Stahlvorfach. Davon gibt es viele unterschiedliche, und auch die Qualität variiert (mit grossen Preisunterschieden). Die meisten vorgefertigten Hechtvorfächer im Handel sind zuverlässig. Im Zweifelsfall entscheidest Du Dich für die teureren, weil hochwertigeren Ausführungen. Ob man das schwarze, braune, grüne oder gummierte Vorfach nimmt, ist dann eher Geschmackssache des Fischers. Das gilt auch für das verwendete bissfeste Material, das mal aus Federstahl, Kevlar oder Titanium bestehen kann. Es ist ratsam, längere Vorfächer ab 25 cm zu nehmen, denn gerade grosse Hechte können Köder enorm tief inhalieren. In klarem Wasser erweisen sich oft Vorfächer aus dickem Fluorocarbon (FC) als fängiger. Setzt man auf ein solches FC-Vorfach, sollte es mindestens 0,70 mm dick gewählt werden.


Köder  |  Geschmackssache (des Fischers)

 Hechte lassen sich auch heute noch mit «Klassikern» aus Blech überlisten. © Nils Anderson

Hechte lassen sich auch heute noch mit «Klassikern» aus Blech überlisten. © Nils Anderson

Der Hecht ist ein anpassungsfähiger Raubfisch, dessen Interesse mit unterschiedlichsten Ködern geweckt werden kann. So fängt man ihn mit Wobblern, Gummiködern, Löffeln und Blinkern oder Köderfischen. Für den Fang eines Hechts entscheidend ist, dass man den Köder in seine Reichweite bringt und weiss, wie man das betreffende Modell im Wasser führt. Vergleichsweise unkompliziert zu bedienende «Fangmaschinen» sind Wobbler und Blechköder, die man auswerfen und mit einem gleichmässigen Einkurbeln an möglichen Hechtstellen vorbeiführen kann. 

Ein wenig anspruchsvoller ist das Fischen mit Gummiködern. Diese lassen sich zwar auch nur werfen und hereinziehen, aber ihre Stärken spielen sie besonders gut aus, wenn man sie zuerst an gespannter Schnur auf den Grund sinken lässt und dann mit einem Auf und Ab bis zu sich fischt. Die Vibrationen und das taumelnde Absinken dieser weichen Kunstköder reizen auch träge Hechte am Grund zum Anbiss. Wem das ständige Ein- und Auswerfen nicht liegt, der kann es mit dem Köderfisch am Zapfen probieren. Treibt ein passender Fisch in der Nähe eines Hechts im Wasser, ist es oft nur eine Frage der Zeit, bis sich dieser dafür interessiert. Lebendig muss der Köder dafür nicht sein.


Köderpräsentation  |  Nicht zu schnell

 Beim Hechtfischen kann man ebenso die grossen Köder aus dem Sortiment einsetzen. Das hat auch seinen besonderen Reiz. © André Suter

Beim Hechtfischen kann man ebenso die grossen Köder aus dem Sortiment einsetzen. Das hat auch seinen besonderen Reiz. © André Suter

Der Hecht ist kein Marathonläufer wie die Forelle. Er ist ein Lauerräuber und attackiert seine Beute auf kurzer Strecke mit einem Überraschungsangriff. Dabei kalkuliert er stets den Aufwand und Ertrag. Den Blitzangriff startet er nur, wenn er sich auch lohnt. Bewegt sich ein Fisch flott durch das Wasser und hält den nötigen Sicherheitsabstand zum Hecht ein, hat er vor ihm nicht allzu viel zu befürchten. Denn der Hecht verabscheut Verfolgungsjagden und bevorzugt es, sich langsam und möglichst nahe an seine Beute heranzupirschen. Es sei denn, er entdeckt einen Fisch, mit dem etwas nicht stimmt. Dann nimmt er es auf sich, zur leichten Beute hinzuschwimmen. Und das ist unsere Chance! Denn nach diesem Prinzip überlisten wir mit unseren Ködern den Gelegenheitsräuber. Das funktioniert aber nicht so gut, wenn wir die Köder im flotten Tempo des Forellen- oder Eglifischens durch das Wasser ziehen. Es gilt, den Köder so zu führen, dass er möglichst gut spielt und dem Hecht dennoch genug Zeit lässt, langsam näherzukommen und sich zum Anbiss zu ent­schlies­sen. Hat man die Gelegenheit, einen Hecht auf Sicht anzuwerfen, sollte man darauf achten, ihm den Köder nicht buchstäblich auf den Kopf zu werfen, sondern ihn erst mit einem grosszügigen Abstand zu platzieren und ihn dann eher seitlich von hinten nach vorne an ihm vorbeizuführen. Mit etwas Glück beginnen seine Flossen zu zittern und der Hecht spannt seinen Körper in Richtung Köder …


Anhieb, Drill und Landung  |  Unzimperlich

 © Piotr Wawrzyniuk - stock.adobe.com

© Piotr Wawrzyniuk - stock.adobe.com

Jäh wird man beim Einholen von einem heftigen Widerstand unterbrochen. Tatsächlich, ein Hecht hat angebissen! Nun muss man nicht zimperlich sein, schliesslich fischt man als vorsätzlicher Hechtfischer mit starker Schnur und einem bissfesten Vorfach. Als erstes gilt es, einen deutlichen Anhieb zu setzen. Ein Hecht kann den Köder regelrecht in seinem harten Schnabel «einklemmen» und mit den Zähnen fixieren, ohne dass die Haken richtig greifen können. Baut man zu wenig Druck auf und hält die Spannung zu tief, kann es passieren, dass der Köder einfach losgelassen und «ausgespuckt» wird. Manchmal hat man auch einfach Pech und der Köder wird bei der Attacke nicht richtig getroffen. Wenn es mit dem Biss und dem Anhieb geklappt hat und der Hecht sicher gehakt ist, gilt es, beim Drill zu verhindern, dass er in hindernisreiche Strukturen flüchtet und sich dort einwickelt. Hat man es schliesslich geschafft, den Hecht vor sich an die Oberfläche zu bringen, kommt die Frage der Landung. Für ungeübte Fischer ist ein Feumer wohl die beste Wahl, wobei man bedenken sollte, dass ein kleiner Forellenkescher rasch an die Grenzen kommt. Will man auch ein richtiges «Krokodil» landen können, sollte auch ein entsprechend grosses und stabiles Netz zugelegt werden. Als geübter Fischer lassen sich kleinere und mittlere Hechte auch mit einem beherzten Griff in den Nacken aus dem Wasser heben. In Mode gekommen ist auch die Landung mit einem Fischgreifer, «Lip Grip» oder «Boga Grip» genannt. Und dann gibt es noch die Handlandung grosser Hechte via Kiemendeckel. Aber das ist kein Thema für einen Einsteiger-Artikel.


Hakenlösen  |  Finger in Gefahr

 © André Suter

© André Suter

Das scharfe Gebiss der Hechte stellt nicht nur für Schnüre ein Risiko dar, sondern auch für unvorsichtige Finger beim Hantieren im Hechtrachen während des Köderlösens. Will man den Hecht nach Hause nehmen und essen, sollte man den Fisch vor dem Hakenlösen töten. So oder so macht es Sinn, eine Köderzange und eine Rachensperre beim Hechtfischen dabeizuhaben. 

 

1 Kommentare


Martin

27 | 04 | 2022

Zum Hakenlösen empfehle ich beim Hechtfischen eine Arterienklemme oder ähnliches. Die sind schön lang und man kommt tief in den Rachen. Da braucht man nicht einmal eine Rachensperre. Wer auf durchsichtige Vorfächer setzt, der sollte unbedingt darauf achten, dass es wirklich Fluorocarbon ist und ja nicht Hardmono! Es ist zwar beides durchsichtig, aber nur das Material Fluorocarbon ist auch wirklich stabil genug. Hardmono kann von Hechten relativ einfach durchgebissen werden, also unbedingt darauf achten, welches Material es wirklich ist.


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