24 | 06 | 2021 | Praxis | 0 | 10378 |
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Schnurkunde Teil 2 | Schussköpfe & Sinkschnüre
In der letzten Ausgabe von «Petri-Heil» haben wir uns dem Thema Einhandfliegenschnüre gewidmet. Zu diesen gehören auch Schussköpfe und Sinkschnüre, die wir in diesem Artikel unter die Lupe nehmen.
> Schnurkunde Teil 1 | Einhand-Fliegenschnüre
Die Möglichkeiten bei der Fischerei mit der Fliegenrute haben sich in den letzten Jahrzehnten stark entwickelt. Die Zeiten, als die Fliegenrute nur mit der Trocken- und Nassfischerei am Forellenfluss in Verbindung gebracht wurde, sind längst vorbei. Egal ob im Süss- oder Salzwasser, im Fluss oder See, ob auf Mako-Haie oder Karpfen – alles ist möglich geworden. Dies verdanken wir den vielfältigen Neuentwicklungen bei Ködern und Gerät. Dabei spielen Schussköpfe und Sinkschnüre eine zentrale Rolle. Für die bei uns ungebrochen populäre Fischerei auf Egli und Hecht bieten Schussköpfe erhebliche Vorteile. Sie sind in allen Situationen ideal, wo die Fliege mit möglichst wenigen Leerwürfen so weit wie möglich geworfen werden soll. Sinkende Schnüre ermöglichen es uns, Streamer oder Nymphen deutlich tiefer anzubieten als mit einer herkömmlichen Schwimmschnur. So kann man zum Beispiel fast die gesamte Saison durch mit der Fliege erfolgreich auf Hecht fischen, nicht nur in den Tagen rund um die Eröffnung, wo man sie noch im Flachwasser vermutet.
Was ist ein Schusskopf?
Der Aufbau eines Schusskopfs ist mit einer WF-Schnur (WF = Weight Forward) zu vergleichen, auch er besteht aus einem Kopf, verbunden mit einer Runningline. Eine bestimmte Länge ist nicht vorgegeben, jedoch sind handelsübliche Schussköpfe zwischen 8 bis 12 Meter lang. Der Unterschied zur klassischen WF-Schnur liegt im Gewicht, welches in der Regel mindestens eine Schnurklasse höher ist. Dies bewirkt, dass sich die Rute schneller auflädt und man nach zwei bis drei Leerwürfen den «Kopf schiessen» lässt – daher auch der Name. Im Gegensatz zu einer normalen Fliegenschnur, welche sich delikat präsentieren und kontrollieren lässt, fühlen sich Schussköpfe eher plump an. Beim Streamerfischen spielt dies in den meisten Fällen jedoch keine Rolle. Und wenn eine Nymphe oder Trockenfliege bei windigen Verhältnissen am Bergsee auf Distanz soll, kann ein Schusskopf wahre Wunder bewirken.
Verschiedene Arten Schussköpfe
Schussköpfe gibt es in verschiedensten Ausführungen; die klassische Form ist von der Runningline getrennt und wird mit Schlaufen versehen. Dadurch kann man mehrere Schussköpfe mit ans Wasser nehmen, um schnell und unkompliziert durch einfaches Einschlaufen auf unterschiedlichste Situationen zu reagieren. Doch jeder, der bereits solche Schusskopfsysteme verwendet hat, kennt den grossen Nachteil. Die Schlaufenverbindung will nicht so sauber durch die Ringe gleiten, wie wir es uns von einer normalen Fliegenschnur gewöhnt sind. Deshalb sind mittlerweile viele Schussköpfe für die Einhandrute als «integrated», also integriert erhältlich. Das bedeutet, der Schusskopf und die Runningline sind direkt verbunden, ohne spürbaren Übergang. So gibt es keinen Stau mehr in den Ringen und das Werfen wird deutlich angenehmer.
Sinkschnüre
Vor wenigen Jahrzehnten beschränkte sich die Fliegenfischerei noch auf die Wasseroberfläche oder den Bereich knapp darunter. Mit sinkenden Fliegenschnüren wurde auch ein tieferer Bereich unserer Gewässer für die Fliege zugänglich. Dies wurde mit Beimischung von Blei oder Wolfram (Tungsten) im Kunststoff der Schnüre erreicht. Die Hersteller kennzeichnen diese Schnüre mit entsprechenden Sinkraten. Die Sinkrate sagt aus, wie viele Inches pro Sekunde (IPS) die Schnur im stehenden Wasser absinkt. Langsam sinkende Schnüre werden oft als Hoover oder Intermediate bezeichnet, die restlichen mit entsprechender Inch-Angabe. Eine Sink 6 sinkt somit 6 Inches pro Sekunde. Ein Inch entspricht 2,54 cm, diese Schnur sinkt also um 15,24 cm pro Sekunde. Eine detailliertere Übersicht findet sich im Kasten links.
Wie man sieht, ist mit diesen Sinkraten, bei entsprechend langer Absinkphase, auch ein Fischen in grösserer Tiefe möglich. Gerade in unseren tiefen, strukturreichen Gewässern haben sich unzählige neue Möglichkeiten ergeben. Schnüre mit schwimmender Runningline und sinkendem Kopf sind nach wie vor am weitesten verbreitet, es gibt sie aber auch als durchgehend sinkend oder sogar abgestuft in verschiedenen Sinkraten. Die Hersteller übertreffen sich mit immer raffinierteren Produkten. Um beim Kauf einer Sinkschnur den Überblick zu behalten, müssen wir die Angaben auf der Verpackung beachten, welche in der Regel abgekürzt werden. Neben der Schnurklasse wird hier auch die Art der Sinkschnur angegeben. WF-7-F/I steht beispielsweise für Weight Forward, #7, Floating/Intermediate. Der Aufbau der Schnur wird immer von hinten nach vorne angegeben. Somit kaufen wir hier eine Schnurklasse 7 mit schwimmender Runningline und intermediate Spitze. Den Kombinationen sind keine Grenzen mehr gesetzt, es gibt sogar Schnüre mit Sink 4 Runningline, Sink 6 Kopf und einer Intermediate Spitze. Die Abkürzung dafür wäre dann S4/S6/I.
Sinkrate
Sinkrate | Inches pro Sekunde | Zentimeter pro Sekunde |
Hoover | 0,5 - 1 | 1,27 - 2,54 |
Intermediate | 1 - 2 | 2,54 - 5,1 |
Sink 3 | 3 | 7,62 |
Sink 4 | 4 | 10,16 |
Sink 5 | 5 | 12,7 |
Sink 6 | 6 | 15,24 |
usw. |
Nützliches Hilfsmittel
Beim Fliegenfischen mit den genannten Schnüren empfiehlt es sich sehr, mit einem Schnurkorb zu fischen. Beim «Schiessen-Lassen» hat man deutlich weniger Ärger, da sich die Schnur nicht überall verfängt. Egal, ob am Ufer, watend oder vom Boot aus, überall profitieren wir vom Schnurkorb, auch wenn er doof aussieht. Denn es findet sich immer ein Ast, Stein, Feumer oder eine Jacke, wo die Schnur hängen bleiben kann. Sobald Sinkschnüre beim Waten zum Einsatz kommen, ist ein Fischen ohne Schnurkorb sowieso kaum mehr möglich. Die eingestrippte Schnur sinkt ab und der nächste Wurf ist nur noch mit einem grossen Kraftaufwand möglich, da die abgesunkene Schnur förmlich aus dem Wasser gerissen werden muss.
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