![Felchen [– Der Schweizer «Brotfisch»]](/assets/cache/600/600/media/Artikel/2021/02/Felchen/IMG_1991(10).jpg)


29 | 04 | 2020 | Praxis | ![]() | ![]() |
29 | 04 | 2020 | Praxis |
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Egli sind launische Räuber. Manchmal ist alle Mühe vergeblich und das nächste Mal beschert uns ihr Futterneid wahre Sternstunden mit einem prächtigen Fisch nach dem andern. In den wärmeren Monaten bis in den Oktober hinein befische ich die Egli bevorzugt mit meinen Jigs. Dies ist eine effektive Methode, mit der man die Egli sowohl vom Ufer als auch vom Boot aus zuverlässig überlisten kann.
Ein Jig ist nichts anderes als ein kleiner Gummifisch, der auf einen Bleikopf montiert ist. Diesen lässt man auf den Grund sinken, um ihn von dort mit Rutenbewegungen hochzuheben. «To jig» bedeutet aus dem Englischen übersetzt «wackeln» oder «herumhüpfen». Dieses Herumhüpfen bewirkt man mit schnellen, ruckartigen Bewegungen der Rutenspitze, am besten aus dem Handgelenk. Diesen folgt ein verführerisches Taumeln zurück zum Grund, die sogenannte Absinkphase. Dabei ist genau diese Absinkphase der Moment, wo quasi alle Egli-Bisse kommen. Gelegentlich genügt auch ein einfaches Einkurbeln über die Rolle («Faulenzen»).
Das Jiggen erfordert eine Rute, welche die feinen Bewegungen aus dem Handgelenk möglichst direkt an den Köder weitergibt. Um die feinen Bisse gut zu erkennen, verwende ich Ruten mit möglichst straffer Spitze und einer möglichst schnellen Aktion. Damit spüre ich den Köder auch auf grössere Entfernung und kann bei einem Biss ohne Energieverlust und Verzögerung den Anschlag setzen. Ich empfehle eine Rute mit einem Wurfgewicht von 5 bis 20 Gramm. Vom Boot aus verwende ich eine eher kürzere Rute unter zwei Meter; vom Ufer aus darf sie auch gerne etwas länger sein, so bis 240 Zentimeter. Diese kombiniere ich mit einer Stationärrolle der 2000er Grössenklasse, welche mit einer Geflochtenen mit 0,10 Millimeter Durchmesser bespult ist. Ich bevorzuge eine weisse oder auffällig gefärbte Geflochtene (eine sogenannte «hi-vis»-Schnur), die auch bei spiegelnder Wasseroberfläche oder in der Dämmerung gut zu sehen ist.
Um auch die grossen, vorsichtigeren Egli nicht misstrauisch zu machen, verwende ich ein feines Fluorocarbon-Vorfach von etwa 0,20 Millimeter Durchmesser und einem guten Meter Länge. Dieses Material hat die Eigenschaft, dass es unter Wasser das Licht nicht merklich reflektiert. Ein weiterer Vorteil ist die widerstandsfähige Charakteristik des Materials. So lassen sich die Köder auch problemlos in der Nähe von Muschelbänken und scharfen Kanten führen. Um mein Vorfach mit der Hauptschnur zu verbinden, verwende ich den zuverlässigen «Doppelten-Grinner-Knoten». Ans Ende des Vorfachs montiere ich mit dem einfachen «Grinner-Knoten» einen kleinen Snap. Damit lässt sich ein Köderwechsel schnell und unkompliziert vornehmen.
So geht der «Doppelte Grinner»: Mit jeder Schnur jeweils eine grosse Schlaufe legen und mindestens fünf Mal umwickeln.
Dabei zuerst den ersten Knoten und dann mit etwas Abstand auf gleiche Weise den zweiten Grinner-Knoten machen. Schliesslich die Schnur befeuchten und die beiden Knoten zueinander ziehen …
… und fertig ist der zuverlässige «Doppelte Grinner».
Auf dem Markt gibt es unzählige verschiedene Gummiköder in der 6 bis 10 cm Klasse. Das Gute daran ist, dass die meisten davon fängig sind. Mit Ködern um 10 Zentimeter ist es möglich, an den kleineren Egli vorbei gezielt auf die grossen Artgenossen zu fischen. Zwar verfolgen auch kleinere Egli solche Köder, da sie aber nicht in der Lage sind, den Gummi einzusaugen, schnappt selten ein voreiliger Jungfisch den Köder. So steigt die Chance, dass grössere Egli unseren Köder attackieren. Ich verwende meist Gummifische mit Schaufelschwanz, welche UV-aktiv sind. Dank der zusätzlichen Visibilität konnte ich gerade in der Dämmerung viele gute Fische fangen. Die Farbe des Gummis kann bei Tageslicht einen grossen Einfluss auf die Egli haben. Bei klaren Wasserbedingungen verwende ich natürliche Farben wie Silber, Braun oder Grün. In trübem Wasser kommen dann die grelleren und farbenfrohen Gummis zum Einsatz.
Am Wasser auf verschiedene Jighaken zurückgreifen zu können, ist ein grosser Vorteil, denn die Tiefe, in der sich die Barsche aufhalten, kann von Tag zu Tag und Ort zu Ort stark variieren. So habe ich stets Jighaken der Grösse 1 bis 3/0, mit 5 bis 20 Gramm Gewicht in meiner kleinen Jig-Box. An manchen Tagen bevorzugen Egli lange Absinkphasen, dann greife ich zu den leichteren Gewichten. Doch wirklich grössere Egli konnte ich bislang am besten mit eher schwereren Jigköpfen ab 10?Gramm fangen. Die kurze und schnelle Absinkphase scheint auch die vorsichtigeren Fische anzusprechen. Durch den Aufprall am Grund entsteht jedesmal eine kleine Verwirbelung, welche die Egli aufmerksam macht. Diese ist mit einem schweren Kopf ausgeprägter als mit einem kleinen leichten Kopf. Für Einsteiger in diese Technik empfehle ich daher eher schwerer zu fischen, da man so eine bessere Köderkontrolle hat und die Fangchancen erhöht.
Nach dem Laichgeschäft halten sich grosse Egli eher in tieferen Gewässerbereichen auf, um sich auszuruhen. Jetzt sind stark abfallende Uferbereiche und Kanten interessant. Kleine und mittlere Fische findet man ab Mitte Mai vermehrt auch in den Flachwasserzonen nahe der Laichgründe. Im Sommer sind dann Schilfgürtel, steinige Bereiche, aber auch sandiger Untergrund Hotspots für Egli. Ebenso konnte ich an Bacheinläufen, wo sich viele Futterfische aufhalten, schöne Egli landen. Im Herbst schliesslich wird man nicht selten Zeuge einer hektischen Egli-Jagd in der Nähe der Oberfläche. Die Egli sind nochmals sehr aktiv vor dem Wintereinbruch. Sie jagen die kleinen Fische an die Oberfläche, wo sie spektakulär aus dem Wasser springen, die Egli knapp unter ihnen. Wer jetzt seinen Jig mitten im Geschehen platziert, für den gibt es Fisch!
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