30 | 06 | 2023 | Schweiz | Praxis | 1 | 3633 |
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Gefahren beim Fischen in den Bergen
Fischen ist eine Outdoor-Aktivität und birgt als solche auch Gefahren. In den Bergen ist ganz besonders Vorsicht geboten. Denn wenn etwas passiert, ist die Hilfe oftmals nicht gleich um die Ecke.
Seit fast schon 20 Jahren fische ich regelmässig in den Bergen. So manches Abenteuer habe ich erlebt, und mitunter war auch die eine oder andere brenzlige Situation dabei. Hier eine Übersicht der Gefahren, die in den Bergen lauern, und Ratschläge, wie Du Dich ihnen gegenüber verhältst.
Gefahr Nummer eins: Gewitter
Wer kennt es nicht: Der Sommertag beginnt wunderschön, kein Wölkchen am Himmel und die Temperaturen bereits am frühen Morgen über 20 Grad. Also raus in die Berge und den Tag beim Wandern und Fischen geniessen. Plötzlich verdunkelt sich der Himmel scheinbar aus dem Nichts, und ehe man sich versieht, zieht ein Gewitter herauf. Was tun? Am besten ist natürlich, wenn man gar nicht erst in eine solche Situation kommt. Also am Morgen die Wettervorhersage genau studieren und den Tag respektive Rückweg entsprechend planen. Weil man aber in den Bergen immer mit einem Sommergewitter rechnen sollte, lohnt es, sich vorgängig nach Schutzmöglichkeiten zu erkundigen. Wo ist die nächste Hütte? Wie lange dauert die Wanderung zurück zum sicheren Auto?
Sollte man trotz aller Vorsichtsmassnahmen in ein Gewitter geraten, gilt es einige Dinge zu beachten. Regel Nummer eins ist, sich nicht unter isolierte Bäume zu stellen und sich von Gewässern zu entfernen. Denn dort schlägt der Blitz besonders gerne ein. Empfohlen wird, sich in die Hockstellung mit eingezogenem Kopf und geschlossenen Füssen an einer möglichst wenig exponierten Stelle im Gelände zu begeben. Wenn man Eisenmaterial im Rucksack mitführt, sollte man diesen in einiger Entfernung deponieren. Zelte bieten übrigens keinerlei Schutz vor Blitzeinschlägen. Zwar gibt es blitzschlagsichere Zelte, doch sind diese meist sehr unhandlich und gehören bei den meisten Anbietern nicht zum Standard.
Natürlich bringt ein Gewitter nicht nur Blitze, sondern auch Regen und manchmal auch Hagel mit sich. Was deshalb unbedingt und immer in den Rucksack gehört, ist regendichte Kleidung. Ich war schon oft froh, hatte ich die Regenjacke im Gepäck, obwohl der Wetterbericht Sonnenschein pur vorhergesagt hatte. Ein guter Regenschutz schützt vor der Nässe und damit auch vor einer Unterkühlung des Köpers.
Gefahr Nummer zwei: Orientierung in den Bergen
Das Wetter in den Bergen macht oftmals seine eigenen Regeln. Bei Abmarsch noch wunderschönes Wetter und wenig später sieht man vor lauter Nebel die Hand vor Augen kaum mehr. Um sich nicht zu verirren und vom Wanderweg abzukommen, sollte man ebenfalls einige Vorkehrungen treffen. So gehe ich nie auf eine neue Wanderung, ohne vorher die entsprechende Offline-Geländekarte heruntergeladen zu haben. Denn genau dann, wenn man sich verirrt, hat man keinen Handyempfang. Befindet man sich auf einem rot-weissen Wanderweg oder gar auf einem Alpinwanderweg, kann man unter Umständen das nächste Wanderzeichen bei Nebel nicht mehr sehen. Auch der Weg direkt unter den Füssen kann manchmal nicht mehr von blossem Auge mit Sicherheit ausgemacht werden. Da lohnt es sich, wenn man dank der Wanderkarte die Richtung nicht verliert. Dies gilt übrigens auch für Wanderungen, die man schon x-mal unternommen hat und schon fast blind kennt.
Und noch etwas, was ich auf eindrückliche Art und Weise selbst schon bei Nebel miterlebt habe: die Akustik. Zwei mir unbekannte Fischer befanden sich an einem Bergsee, als unverhofft dicker Nebel aufzog. Die beiden machten sich wenig später auf den Rückweg, ich blieb noch eine Weile. Plötzlich hörte ich Rufe von nah und als diese nicht aufhörten, ging ich in die vermutete Richtung. Einer der zwei Fischer hatte sich unweit von mir den Fuss verstaucht und konnte nicht mehr weitergehen. Sein Kollege lief nur einige Meter voraus und hatte dennoch nicht auf die Rufe reagiert – ich begab mich auf die Suche und konnte diesen in einiger Entfernung finden. Er wartete auf seinen Freund, hatte diesen aber nicht rufen hören. Denn der dichte Nebel vermag Geräusche extrem zu schlucken. Also unbedingt zusammenbleiben!
Gute Vorbereitung und zweckmässige Ausrüstung
Ein weiterer Gefahrenpunkt ist die falsche Ausrüstung. Ein Beispiel ist hier die Wanderung zum Berggasthaus Äscher, welche in den letzten Jahren nur allzu oft aufgrund von Wanderunfällen in den Medien präsent war. Einerseits sollte man bei Wanderungen in die Berge die äusseren Bedingungen kennen: Wie viele Höhenmeter gibt es zu bewältigen? Wie lange dauert die Wanderung? Welche Schwierigkeiten warten auf mich? Andererseits sollte man diese auch mit seinen eigenen Fähigkeiten abgleichen: Bin ich wirklich fit genug für diese Wanderung? Habe ich die richtige Ausrüstung? Bin ich gut vorbereitet? Bin ich gesund?
Was für die meisten klar ist, gilt aber leider offenbar längst nicht für alle. Als ich einmal dem Pilatus einen Besuch abstattete, war ich doch recht erstaunt, als ich auf dem Wanderweg ein Verbotsschild mit einem «High?Heel»-Schuh darauf vorfand. Gutes Schuhwerk ist zwingend. Sobald der Weg über Stock und Stein geht, empfehlen sich Wanderschuhe, die über den Knöchel ragen, um vor Bänderrissen zu schützen. Viel zu oft sehe ich Leute auf Bergwandungen in ungeeigneten Turnschuhen. Doch nicht nur über sein Schuhwerk sollte man sich Gedanken machen, sondern auch über Dinge wie Rucksack packen («so viel wie nötig, so wenig als möglich») oder die richtige Kleidung (Stichwort: Funktionswäsche). Was immer in den Rucksack gehören sollte, ist eine Reiseapotheke für kleinere Verletzungen.
Dann gibt es aber auch noch das absolute Gegenteil: Leute, die von Kopf bis Fuss das neueste und modernste Wandermaterial tragen, aber über keinerlei Erfahrung verfügen. In diesem Fall hilft auch die teuerste Ausrüstung nichts.
Möglichst nicht allein
Die Gefahr im Gebirge ist deutlich grösser, wenn man sich allein auf den Weg macht. Denn wenn etwas passiert, ist man auf sich allein gestellt. Am besten ist es also, in Gruppen auf eine Tour zu gehen. Sollte man trotzdem allein unterwegs sein, unbedingt jemanden vorher über seine Pläne informieren: Welche Route plant man? Wann will man zurück sein? So kann in einem Notfall die informierte Person für Hilfe sorgen. Dies gilt natürlich umso mehr, je schwieriger die Tour und je verlassener die Gegend ist. Leider war auch ich einmal an einem Bergsee am Fischen, als ich ein medizinisches Problem hatte. Nur mit Mühe konnte ich mich bis zu einer Alphütte schleppen und zum Glück war ein Älpler gerade dort. Dieser konnte die Rega verständigen, welche mich ins nächste Spital flog.
Was mich zum nächsten Punkt bringt: Unbedingt Rega-Gönner sein und die Rega-App downloaden! Denn selbst passiert einem so was ja nie, aber wenn es dann doch passiert …
Natürlich gibt es noch viele weitere mögliche Gefahren in den Bergen wie Steinschläge, Sturzfluten, Kreislaufprobleme, Temperaturstürze, plötzlicher Schneefall, Mutterkühe usf. Auch giftige Tiere und Pflanzen gibt es im Schweizer Gebirge. Gerade neulich habe ich auf einer Fischertour an einem einzigen Tag sage und schreibe sieben giftige Kreuzottern gesehen! Doch verhalten sich diese nicht aggressiv und sie müssten schon mehrmals zubeissen, bis vom Gift tödliche Gefahr ausgeht. Also: Bereite Dich so gut wie möglich vor und dann raus in die Natur! Denn auch zu Hause in der eigenen Wohnung kann einem im dümmsten Fall ein Bücherregal auf den Kopf fallen …
Hans Schmocker
Dein Kreuzotternbild zeigt ein frisch gehäutetes Männchen. Und wenn du so viele Kreuzottern zu Gesicht bekommen hast, musst du zur Paarungszeit (ungefähr Mitte April bis 2. Maihälfte) unterwegs gewesen sein. Kompliment zu deinen Kommentaren, dass du die Kreuzottern als "nicht aggressiv" bezeichnest und dass von ihnen keine Gefahr ausgehe, wenn man sich ruhig verhält. Sollte es allerdings dumm laufen, kann(!) allerdings schon ein einziger Biss erhebliche Probleme verursachen. Wichtig ist es, dass man ruhig bleibt und ohne sich anzustrengen zum Arzt oder ins Spital kommt oder besser gebracht wird. Ein Biss kann zwar sehr unangenehme Folgen haben, ist aber bei den beiden Schweizer Giftschlangenarten nicht mehr tödlich (letzter Todesfall: 1961).