


09 | 12 | 2019 | Praxis | ![]() | ![]() |
09 | 12 | 2019 | Praxis |
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Nach den guten Erfahrungen mit den Fransen-Jigs im letzten Herbst auf Egli stellt sich «Petri-Heil»-Redaktor Robin der Frage: «Döfs au es bitzli grösser sii?» Was als Egliköder offensichtlich funktioniert, kann für grössere Räuber wie Hecht, Wels und Konsorten wohl nicht so schlecht sein.
Bei der Betrachtung der Fotos von Egli, die ich mit den Fransen- oder auch Skirted-Jigs gefangen habe, skaliere ich im Geist die Fransen etwas grösser und stelle sie mir in einem Hechtmaul vor. Ich mache mich im Internet auf die Suche nach Skirted-Jigköpfen der grösseren Sorte, und schnell sind drei oder vier Varianten von sogenannten Chatterbaits gefunden, die ich dieses Jahr unbedingt testen möchte. Darunter sind zwei von verschiedenen Herstellern, die meine besondere Aufmerksamkeit erwecken, weil sie zusätzlich zum 35 bis 55 Gramm schweren Fransenkopf noch mit einem oder zwei aneinander gehefteten, vorgeschalteten Plättchen daherkommen, den sogenannten Blades, die für zusätzliche Vibrationen sorgen. Als Liebhaber der Kombination aus Blech und Gummi, wie ich sie seit vielen Jahren mit der «Käferli-Löffel-Gummi-Kombo» fische, beginnt mein Herz in Anbetracht der Fülle an Reizen, die sich damit bieten, gleich höher zu schlagen. Zwei vibrierende Plättchen, ein funkelnder Jigkopf, die wogenden Fransen und dahinter ein schwänzelnder Gummi? Das sind ja gleich vier Wünsche auf einmal. Wenn das mal nicht einschlagen sollte! Oder sind es dann doch der Reize etwas gar viel?
Es ist Mai, mein liebster Fischermonat, und endlich an der Zeit, die geballte Ladung Fransenpower am Wasser zu testen. Mit 50 Gramm wirkt der gewählte Chatterbait-Jigkopf ziemlich schwer, aber gepaart mit einem 6-Inch-Gummi als Trailer mit eher grossem Paddelschwanz an einem 0,70er-Fluorocarbon-Vorfach sollte die Absinkgeschwindigkeit nicht allzu rasant ausfallen. Nach den Erfahrungen mit den Egli-Skirts erwarte ich mir von der durch die Plättchen verlangsamten Absinkphase ziemlich viel. Bei den ersten Würfen fällt in erster Linie die beträchtliche Wurfdistanz auf, die ich mit dem ziemlich schweren Geschoss an der 110-Gramm-Rute erreichen kann. Die Fläche, die ich damit abfischen kann, ist so schon mal erstaunlich gross.
Um die Vibrationen hervorzurufen, die durch die vorgeschalteten Plättchen verursacht werden, ist ein sofortiges Straffen der Schnur vonnöten, wie sich schnell zeigt. Verzichte ich darauf, beginnt der Köder erst kurz vor meinen Füssen mit dem Vibrieren und dem entsprechenden Fransenspiel, womit der eigentliche Witz des Köders entfällt. Kommen die Blades einmal ins Vibrieren, machen sich die Druckwellen, die sie aussenden, schnell in einer mitvibrierenden Rutenspitze bemerkbar. Auffallend ist auch, dass jeder der beiden Plättchen-Köpfe, wie auch schon bei den Zikaden, über seine eigene Vibrationsamplitude verfügt, die beim einen zwischen 2 bis 6, beim anderen bei etwa 3 bis 8 Metern liegt, also ziemlich genau in dem Bereich, in welchem auch meistens die hiesigen Hechte gefangen werden. Dieser Umstand dürfte die Modelle im Übrigen auch für die Schleppfischerei vom Boot aus interessant machen.
Ob es mein Glaube an die vielen Reize war oder die Konstruktion an sich – aber schon am zweiten Morgen kann ich an meinem Hausgewässer am Zürichsee einen 91er-Hecht landen, der in der Vibrationsphase angebissen hat, nachdem ich die fransengeschmückte Montage stetig ohne grosses Köderspiel vom Grund nach oben gekurbelt habe. In den nächsten Wochen folgen auf dieselbe Art und Weise noch weitere Hechte, wie beispielsweise diejenigen, die ich mit Ruben für unseren Kajak-Report am Thunersee fangen durfte (Siehe «Petri-Heil» 7-8/2019, S. 24-29).
Wie häufig mache ich mich an einem Sommermorgen im August schon so früh auf zum Steg, dass die ersten Sonnenstrahlen noch auf sich warten lassen. Wer am viel befischten Bürkliplatz in Zürich einen guten Standplatz ergattern möchte, muss sich schliesslich früh auf die Beine machen. Mit dabei habe ich wieder einen meiner grossen Chatterbaits. Obwohl ich mir im Dunkeln nicht allzu viel Hoffnung mache, kommt nach wenigen Würfen prompt der erste Biss. Zuerst ist es nur ein Anfasser, ein Testbiss, bevor der Fisch kurz darauf mit aller Wucht zubeisst und mich von Anfang an seine Kraft spüren lässt. Der Drill lässt auf einen ansehnlichen Fisch hoffen, ein assistierender Fischer fürs Feumern ist auch schnell gefunden und erst wenige Meter vor mir zeigt sich, mit wem ich es hier zu tun habe: Ein Wels, mein erster Wels beim Spinnfischen! Die Freude ist riesig. Mit 84 cm gehört er noch nicht zu den grösseren seiner Spezies, dafür hat er gerade die richtige Grösse für die Küche. Ein Fischerkollege rät mir, die Filetstücke mit Speck zu ummanteln und ordentlich Knoblauch dazwischen zu schieben, bevor er scharf angebraten wird: Ein Gedicht.
Für das herbstliche Fischen in Norwegen packe ich zu den gewohnten Pilkern und Gummi-Makk-Systemen auch meine Chatterbaits mit ein. Weil ich dort regelmässig auch vom Ufer aus in tieferen Regionen bis über 20 Meter fische, bin ich nach dem ersten Wurf etwas skeptisch, weil die Vibrationen in sehr tiefem Wasser auf den ersten Metern ausbleiben und erst einzusetzen beginnen, wenn der Köder in seinen bestimmten Tiefenbereich kommt. Ich fische aber munter weiter, da das ganze Konstrukt ja auch ohne die Zusatzvibrationen nicht gerade mit Reizen geizt. Nach dem Auswerfen lasse ich den Köder auf den ersten Metern einfach absacken und mache den Bügel erst nach etwa 10 Metern Tiefe zu, worauf ich ihn an gespannter Schnur langsam zum Grund treiben lasse, wo ich die meisten Fische vermute. Und tatsächlich, noch bevor der Chatterbait mit seinem ureigenen Spiel beginnt, folgt einmal nach wenig Kurbelumdrehungen in Grundnähe der herzhafte Biss eines Fischs, der sich im Lauf des Drills als hübscher 70er-Dorsch entpuppt. Die Chatterbaits fangen also auch, wenn sie ausserhalb ihrer Komfortzone geführt werden.
Nach den guten Erfahrungen mit mehreren gefangenen Arten vom Frühling bis Herbst ist es für mich klar, dass die Chatterbaits bei mir auch im Winter zum Einsatz kommen werden. Als begeisterter Langsam-Fischer tue ich das beim Hechtfischen gleich aus mehreren Gründen: Ich kann meine Gummis vom Ufer aus aufgrund des hohen Gewichts der Chatter-Köpfe weit in den See hinausbefördern. Dort kann ich sie trotz ihres Gewichts betont langsam fischen, weil sie durch die Blades und Fransen am schnellen Absinken gehindert werden. Ein dickes Fluorocarbon-Vorfach ab 0,70 mm, ein Gummi mit eher grösserem Tellerschwanz sowie ein Stinger wird ein Weiteres zu diesem Effekt beitragen. Möchte ich trotzdem einmal etwas mehr Spiel in meinen Köder bringen, brauche ich beim langsamen Kurbeln zwischendurch lediglich einen Spinnstopp zu machen – und schon stellen sich die Fransen verführerisch auf, bevor der Chatterbait wieder sachte zum Grund sinkt.
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