Bereit für die Trüschenzeit
17 | 03 | 2015 PraxisText: Daniel Luther 011585
17 | 03 | 2015 Praxis
Text: Daniel Luther 0 11585

Bereit für die Trüschenzeit

Die populärste Methode für den Trüschenfang in den grossen Schweizer Seen ist das Grundfischen in der Tiefe. Traditionell ist diese Art der Trüschenfischerei vom Ufer aus eine Herbst- und Winterbeschäftigung. Grundsätzlich lassen sich Trüschen mit der beschriebenen Methode aber rund ums Jahr fangen. Das trübe Frühlings-Schmelzwasser oder heftige Gewitterregen im Sommer bescheren uns oft sogar besonders gute Fangchancen.
 
Einen grossen Einfluss auf unsere Erfolgsaussichten hat die Stellenwahl. In den meisten Schweizer Seen muss man seine Köder in Tiefen von mindestens 30 Metern anbieten, um mit den Grundräubern anzubändeln. Gesucht sind also Plätze, wo das Ufer steil abfällt und die fängigen Tiefen in Wurfweite liegen. Perfekt geeignet sind Felswände oder steile Geröllhalden, an deren Fuss der Grund möglichst unmittelbar in Schlamm, Lehm oder Kies übergeht. Die Trüschen «wohnen» gern in den Felsspalten und unter Steinen. Zur Nahrungssuche verlassen sie ihre Verstecke und patrouillieren entlang der Übergänge zwischen Fels und Seeboden. Viele bekannte Fangplätze zeigen dieses Muster – und liegen nicht allzu weit vom nächsten Parkplatz entfernt. Wer sich etwas mehr anstrengt, findet viele weitere Stellen, die kaum oder gar nie befischt werden.
Eine fast magische Anziehung auf Trüschen haben die Mündungen von Bächen und Flüssen. Bei Hochwasser versammeln sich richtige Schwärme von Trüschen am Fuss des Schwemmkegels und dort, wo die Strömung in der richtigen Tiefe am Grund läuft und Futter mitbringt. Plätze, an denen man diese Bereiche vom Ufer aus effizient befischen kann, sind leider rar, aber es gibt sie und die Suche nach ihnen lohnt sich.


Bewährt einfache Grundmontage

Die Montage ist bewusst einfach, denn man soll damit auch bei Dunkelheit problemlos fischen können.
Ein Kunststoffröhrchen (auf «Karpfenenglisch» Anti-Tangle-Boom) verhindert Verwicklungen während der langen Sinkphase. Das extra-kurze Vorfach (maximal 20 cm!) stört die Trüschen nicht, verbessert aber klar die Bisserkennung. Die Trüsche nimmt den Köder häufig kaum erkennbar auf und bleibt regungslos damit liegen. An einem zu langen Vorfach bekommt man davon oft gar nichts mit, die Kurzversion hingegen lässt auch zaghafte Zupfer erkennen. Allein dieses «Detail» macht manchmal zehn Fische mehr aus im Vergleich zum Nachbarn mit der «langen Leitung».
Bester Köder zum Grundfischen ist der Wurm. Ein Bündel zappelnder Schwarzköpfe spricht die feinen Sinnesorgane der Trüsche auf allen Ebenen an. Der klare Vorteil gegenüber traditionellen Ködern wie Leber oder Fischfetzen ist die Eigenbewegung. Selbst kapitale Trüschen, die eigentlich nur noch auf Fische und Krebse aus sind, können da selten widerstehen. Ein, zwei phosphoreszierende Perlen auf dem Vorfach führen die Räuber noch schneller zu unserem Angebot.


Das optimale Gerät

Als ideales Gerät zum Grundfischen auf Trüschen hat sich die Feeder-Rute mit 4000er-Stationärrolle durchgesetzt. Die sensible Spitze zeigt die oft überraschend feinen Bisse zuverlässig an und trotzdem lassen sich dank des robusten Rückgrats Bleie bis gegen hundert Gramm werfen, wie sie für das Fischen im tiefen Wasser durchaus sinnvoll sind. An einem schweren Blei erreicht unser Köder die fängige Tiefe schneller und lässt sich genauer platzieren, weil er beim Absinken weniger von den allgegenwärtigen Strömungen im See beeinflusst wird. Schwere Bleie kompensieren auch die bewusst «rustikale» 0,35er-Monofile, die uns über dem oft rauen und hängerträchtigen Grund viele Abrisse erspart. Geflochtene Schnüre sind bei dieser Fischerei fehl am Platz. Sie reissen oft schon nach dem ersten Kontakt mit Felskanten oder Muscheln.
Wer Trüschen fangen will, muss die Fische in ihrem weitläufigen Lebensraum aktiv suchen. Die Montage wird soweit wie möglich ausgeworfen. Erreicht das Blei den Grund, wird die Schnur gestrafft, bis die Rutenspitze als wichtigster Bissanzeiger unter Spannung steht. Eine leuchtend gelbe oder orange Schnur verbessert die Bisserkennung zusätzlich. Sobald es dunkel wird, kommt ein Knicklicht an die Spitze. Bis man den ersten Interessenten spürt, sollte man alle paar Minuten einige Meter Schnur einholen, bis die Montage am Fuss der Kante oder Felswand liegt. So sucht man die Stelle effizient ab und die Bewegung der Montage lockt die Räuber eindeutig an. Spätestens nach einer halben Stunde holt man wieder ein, beködert frisch und wirft etwas weiter rechts oder links aus. Es geht darum den Platz mit dem Blei zu erkunden, bis man die Fische oder Hänger findet. Beisst eine Trüsche, folgen häufig weitere an derselben Stelle, denn der gesellige Süsswasserdorsch ist oft in Trupps unterwegs.
Im Herbst und Winter ist das Wasser meist klar. Dann dringt Sonnen- und sogar Mondlicht überraschend weit in die Tiefe und beeinflusst das Verhalten der Trüschen. Solange sie zwischen die Kiefer von Hecht und Seeforelle passen, also den grössten Teil ihres Lebens, sind Trüschen sehr diskrete Fische und ziehen es vor, möglichst nicht gesehen zu werden. Oft beginnt die Aktivität erst Stunden nach dem Sonnenuntergang und helle Mondnächte bedeuten oft karge Fänge. Empfindlich reagieren die Trüschen auch auf heftige Ausschläge des Barometers. Die besten Fänge verspricht anhaltend ruhiges Wetter. Ein spiegelglatter See unter einem dunklen Sternenhimmel lässt bei erfahrenen Trüschenfischern Vorfreude aufkommen.


Aktive Fangtechnik

In der Schweiz hat das Trüschenfischen mit dem Köderpilker lange Tradition. Es ist meistens der erfolgreichste Weg um viele und vor allem auch grosse «Alpendorsche» zu fangen. An den meisten Schweizer Seen nennt man diese Technik «Juckerfischen», was auf die Führung des Köder Bezug nimmt, den man zupfend (das alemannische Wort «jucken» und das englische «to jig» sind übrigens verwandt) über dem Grund anbietet. Die Trüschen werden so auf all ihren Sinneskanälen auf den Köder aufmerksam gemacht. Wichtigstes Lockmittel ist ein Pilker oder kompakter Blinker, am besten selbstleuchtend lackiert. Je nach Tiefe und Strömung sollte er 20 bis 80 Gramm wiegen. Den Drilling ersetzt man durch ein 0,40er-Monofil-Vorfach von fünf bis zehn Zentimeter Länge, an dessen Ende ein grosser, scharfer Einzelhaken folgt. Als Köder funktionieren durch die aktive Präsentation neben dem Wurm, auch tote Köderfische, Fischfetzen und Crevetten. Sogar geschmacksimprägnierte Kunst­köder wie Berkley Gulp oder Trigger X lassen sich mit dieser aktiv geführten Montage erfolgreich einsetzen.


Köderführung hart am Grund

Die Montage wird immer in unmittelbarer Grundnähe geführt, denn mehr als einen Meter steigt keine Trüsche vom Grund hoch. Je nach Laune der Räuber wird der Köder zart oder heftig bewegt. Wichtig ist das regelmäs­sige «Klopfen» am Grund, das die Trüschen auch aus grösserer Entfernung wahrnehmen. Zeitweise fängt aber auch ein unbewegt über Grund hängender Köder am besten.
Spürt man die Trüsche attackieren, muss man seinen beim Felchenfischen mühevoll antrainierten Blitzanschlag unterdrücken. Man hält einfach inne und wartet. Erst, wenn die Trüsche deutlich abzieht mit dem Köder, wird ein kräftiger Anhieb gesetzt.


Kurzteilige, robuste Ruten

Leichte Jerk-Sticks und moderne Vertikalruten eignen sich ausgezeichnet für diese Technik. Die Rute braucht auf jeden Fall genügend Rückgrat, um den Anhieb in vierzig, fünfzig Meter Tiefe zu setzen. Dabei wirken Kräfte, denen viele Stationärrollen längerfristig nicht gewachsen sind. Kleine Multirollen oder Baitcaster sind für diese Fischerei deutlich besser geeignet. Eine geflochtene Schnur bietet für diese Technik grosse Vorteile. Der direkte Kontakt erleichtert die Köderführung und verbessert die Bisserkennung enorm. Über einen Wirbel schaltet man ein kurzes Monofilvorfach mit Einhänger für den Pilker vor, welche das Risiko von Abriebschäden am empfindlichen Geflecht weiter verringert.
Mit einem Boot erschliessen sich einem für diese Technik natürlich mehr Möglichkeiten. Ein lohnendes Ziel sind die tiefer liegenden Schwemmkegel und Schlickflächen im Umkreis von Fluss- und Bachmündungen. Aussichtsreich, aber wegen des Steinschlagrisikos nicht ganz ungefährlich sind senkrechte Felswände und alte Steinbrüche, speziell der Übergang des Schotters zum weichen Seegrund. Wichtig ist, dass das Boot nicht zu stark treibt. Ohne Anker ist das eigentlich nur bei sehr ruhigem Wetter möglich. Wenn das Boot zu stark von Wind und Wellen bewegt wird, leidet die präzise Präsentation nah am Grund enorm und die Erfolgssaussichten nehmen stark ab.


Trüschenfang im Hafen

Wo die Ufer steil abfallen, wurden aus Platzmangel oft schwimmende Stege gebaut. Wenn das Wasser darunter tief genug ist (ab 20 Meter), kann man hier eine exzellente Trüschenfischerei erleben. Für die optimalen Bedingungen gilt im Herbst und Winter dasselbe wie für die Grundfischerei.
Die ideale Köderpilkzeit ist übrigens meist der Sommer. Windstille, sonnige Tage und ein hochwassertrüber See bringen zuweilen die üppigsten Fänge des Jahres. Vor allem die Mündungsgebiete grösserer Zuflüsse werden dann heimgesucht von Horden hungriger Trüschen und am richtigen Platz bekommt man Biss auf Biss, und zwar mitten am Tag. Dafür stehen im Januar und Februar die Chancen auf kapitale Exemplare am besten. Sie verlassen zu dieser Zeit ihre Standplätze und wandern zu den Laichplätzen, was die Chance eine dieser marmorierten Eminenzen für unseren Köder zu interessieren deutlich erhöht. Kurz vor Beginn der Laichzeit, die meist im März stattfindet, sind die Fische zudem spürbar aggressiver und reagieren noch stärker auf die Druckwellen und Bewegungen des Juckers.
Sobald die wilde Massenhochzeit in den unergründlichen Tiefen des Sees beginnt, wird es schwierig die Trüschen zu finden und zu fangen. In den Wochen nach der Laichzeit sind die Fische oft stark abgemagert und machen in der Küche keine Freude.


Köderpilk-Gerät

  • Jerk-Rute, 1,8 bis 2,1 m, 40 bis 80 Gramm
  • Rolle: Kompakte Multi- oder robuste 4000er-Stationärrolle
  • Schnur: gut sichtbare 0,20er-Geflochtene
  • Vorfach: 50 cm 0,40 mm Fluorocarbon mit Einhänger
  • Zubehör: Pilker 20 bis 50 Gramm
  • Haken: Karpfenhaken Nr. 4 bis 1/0
  • Köder: Wurm, toter Köderfisch, Fischfetzen, Gulp/Trigger-X-Köder


Grundfisch-Gerät

  • Feeder-Rute, WG bis 100 Gramm, 3,60 bis 4,20 m
  • Rolle: 4000er-Stationärrolle mit Freilauf
  • Schnur: fluoreszierendes 0,35 mm Monofil
  • Vorfach: 10 bis 20 cm 0,30 mm Fluorocarbon
  • Zubehör: Birnenblei 40 bis 80 Gramm & Ledger Boom/Tiroler Hölzl
  • Haken: Langschenklige Wurmhaken Nr. 4 bis 1/0
  • Köder: Wurm, toter (frischer) Köderfisch oder Fischfetzen

 

 Bewährte Grundmontage: Anti-Tangle-Boom, schweres Blei, kurzes Vorfach, Leuchtperlen und Wurmhaken.

Bewährte Grundmontage: Anti-Tangle-Boom, schweres Blei, kurzes Vorfach, Leuchtperlen und Wurmhaken.

 Der phosphoreszierende Köderpilker mit Spinnerblättchen reizt die Trüschen auf verschiedenen «Kanälen».

Der phosphoreszierende Köderpilker mit Spinnerblättchen reizt die Trüschen auf verschiedenen «Kanälen».

 Eine marmorierte Schönheit aus über fünfzig Meter Tiefe. Das gelingt nur an den passenden Plätzen und mit dem geeigneten Gerät.

Eine marmorierte Schönheit aus über fünfzig Meter Tiefe. Das gelingt nur an den passenden Plätzen und mit dem geeigneten Gerät.

 Manche Bootshäfen bieten perfekte Bedingungen für das Fischen mit dem Köderpilker.

Manche Bootshäfen bieten perfekte Bedingungen für das Fischen mit dem Köderpilker.

0 Kommentare


Keine Kommentare (Kommentare erscheinen erst nach unserer Freigabe)


Schreibe einen Kommentar:

Anzeige
Anzeige
Zurück zur Übersicht

Das könnte Dich auch interessieren: