07 | 01 | 2022 | Praxis | 1 | 5844 |
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Achtung Gefahr!
Hierzulande ist Fischen ja kaum jemals wirklich gefährlich, doch es gibt einige potenzielle Gefahrenherde, welchen mit angemessener Vorsicht entgegenzutreten ist. Wir Fischer sollten uns der Gefahren am und auf dem Wasser stets bewusst sein und im Zweifelsfall zur Vorsicht tendieren. «Petri-Heil» weist in diesem Bericht auf zehn Risiken beim Angeln hin.
Am Wasser
Wer vom Ufer aus fischt, ist mitten in der Natur unterwegs. Je nach Gewässer muss man sich seinen eigenen Weg durchs Dickicht bahnen und legt meist viele Kilometer zurück. Gutes Schuhwerk ist unabdingbar, gerade beim Angeln an steinigen und rutschigen Ufern. Wanderschuhe, die über die Knöchel reichen, sind ideal, da sie oft auch über eine wasserfeste Gore Tex Membran verfügen.
Jeder Fischer sollte auch ein First-Aid Kit dabeihaben, um ausgerüstet zu sein, falls es zu Verletzungen kommen sollte. Mit Wundsalben/Sprays, Verbandsmaterial, Pflaster, einer Schere und einer Anleitung für Erste Hilfe ist man bestens ausgestattet.
Wer unterhalb von Wehren an einem Stausee oder Fluss angelt, muss sich vorher über Wetterbedingungen und Regulierungsmassnahmen informieren. Es haben bereits mehrere Fischer das Leben verloren, als sie von einer Flutwelle überrascht wurden.
Wer abends in einer urbanen Umgebung unterwegs ist, macht am besten durch hellere Kleidung oder durch an der Kleidung angebrachte Katzenaugen auf sich aufmerksam. So können Verkehrsunfälle vermieden werden.
Auf dem Wasser
Man sieht sie in den Sommermonaten in beachtlicher Zahl auf den Schweizer Seen: Die Fischer auf ihren kleinen Fischerbooten, die nach Fischen Ausschau halten. Obwohl das Meer weitaus beängstigender wirkt als beispielsweise der Sempachersee, sind auch hier einige Vorsichtsmassnahmen zu treffen. An heissen Tagen ist man auf offenen Booten schutzlos der Sonne ausgesetzt. Wenn ein angenehmer Seewind weht, entgeht einem, dass man tatsächlich viele Stunden an der prallen Sonne verbringt. Dies kann einen unangenehmen Sonnenstich oder im schlimmsten Fall einen fatalen Hitzeschlag zur Folge haben. Darum ist immer darauf zu achten, dass man Pausen im Schatten einlegt, etwas isst und vor allem genug Wasser trinkt.
Wer sich in den Wintermonaten alleine auf den See wagt, dem sei zu besonderer Vorsicht geraten. Bei den vielen Kleiderschichten und ohne Schutzweste geht ein Sturz ins Wasser oft tödlich aus. Daher ist es im Winter besonders wichtig, den Steuerstand während der Fahrt wenn möglich nicht zu verlassen und das Band des Motorstoppschalters am Handgelenk zu befestigen. Das Befestigen des Motorstoppschalters sollte natürlich auch im Sommer praktiziert werden.
Im Wasser
Das Fischen in der Wathose bringt einige Vorteile. Man ist näher beim Fisch und gelangt an Stellen, die sonst unerreichbar wären. Kritisch wird es, wenn man vom Wasser überwältigt wird. Die Wathosen können sich im unglücklichsten Fall bei einem Sturz mit Wasser füllen, was Ertrinken zur Folge haben kann. In starker Strömung und tieferem Wasser ist besondere Vorsicht geboten. Gerät man mit gefluteter Wathose in einen Strudel, kann es sehr schwer werden, sich wieder zu befreien. Beim Waten gilt deshalb: Nie einen Fuss bewegen, bevor man den anderen nicht fest auf dem Grund stehen hat. Wenn immer möglich mit der Strömung waten anstatt gegen sie. Obwohl an manchen Stellen das Wasser ruhig aussehen mag, können unter der Wasseroberfläche Strömungen gefährliche Strudel entwickeln. Ein Watstock gibt zusätzliche Trittsicherheit.
Naturgewalten
Die Natur hält so einiges bereit, was dem Petrijünger Sorgen bereiten kann. Die Unvorhersehbarkeit der Witterung ist eine der grossen Gefahren beim Angeln. Wer beispielsweise schon mal in ein Gewitter mit Orkanböen geraten ist, weiss wovon die Rede ist. Innert Minuten kann sich ein kleiner Luftzug in starke Winde verwandeln. Ein Wetterdienst ist daher sehr zu empfehlen, um sich so gut wie möglich vorzubereiten. Man muss wissen, wann es Zeit ist, heimzukehren: Sobald sich ein dumpfes Rollen über den Himmel bewegt und der Tag zur Nacht wird, heisst es, schnellstmöglich Schutz finden. Starke Regenfälle können am Ufer auch Schlammlawinen auslösen. Den Bergseefischern ist im Frühsommer geraten, sich sichere Routen zur Erklimmung der Berge auszuwählen, wenn noch viel Schnee liegt. Nicht selten donnern dann gefährliche Grundlawinen ins Tal. Vorbereitung ist des Fischers beste Versicherung.
Haken
Den meisten Fischern bekannt ist die Gefahr, die von den Haken ausgeht, besonders von solchen mit Widerhaken. Durchdringt ein solcher Haken die Haut, ist er nur noch schwer herauszubekommen. Bei rostigen Haken geht man zudem das Risiko ein, sich eine fatale Blutvergiftung zuzuziehen. In solchen Fällen sollte die Wunde raschmöglichst desinfiziert werden. Wenn man einen Fisch mit dem Kiemengriff fassen will, sollte man ebenfalls vorsichtig sein, insbesondere wenn sich der Köder im Schlund des Fischs befindet und man ihn nicht mehr sieht. Hier kann ein Nackengriff von Vorteil sein.
Fische
In unseren einheimischen Gewässern tummeln sich zwar nicht direkt giftige Fische, aber trotzdem können Verletzungen beim Handling der Fische entstehen. Die grösste Verletzungsgefahr liegt hier bei den Hechten, da sie mit vielen scharfen Zähnen bis hinten unter den Kiemendeckeln ausgestattet sind.
Im Unterschied zu anderen Fischarten wirkt das Blut des Aals durch das im Blut vorkommende Eiweiss «Ichtyotoxin» giftig. Beim Betäuben und Töten eines Aals muss daher darauf geachtet werden, dass kein Blut in die Augen oder in offene Wunden gelangt. Allerdings sind kaum Berichte von Vergiftungen durch Aalblut bekannt.
Barben produzieren in der Laichzeit (Mai und Juni) dasselbe Eiweiss wie die Aale. Darum sind die Bauchpartie und der Laich der Fische besser zu meiden, da heftige Magen-Darm-Reaktionen daraus resultieren können. Es wird allgemein empfohlen, in der Laichzeit gänzlich auf den Verzehr von Barben zu verzichten.
Der Vollständigkeit halber wollen wir auch noch auf Fischverzehr im Allgemeinen hinweisen: Bei Fischfleisch sollte man auf eine gute Kühlung achten. Eine Fischvergiftung wegen unsachgemässer Lagerung kann äusserst unangenehme Folgen haben. Ebenfalls sind den Fischgräten Aufmerksamkeit zu schenken, denn diese können sich in der Speiseröhre querstellen und steckenbleiben und im schlimmsten Fall zum Ersticken führen.
Insekten
Zu den allgegenwärtigen Gefahren gehören die Zecken, mit denen sich ein Angler auseinanderzusetzen hat. Die Bisse dieser kleinen Tierchen können folgenschwere Erkrankungen bewirken. Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine durch Zecken übertragene Viruserkrankung. Hierbei handelt es sich um eine Entzündung der Hirnhaut und des zentralen Nervensystems, welche chronische körperliche Einschränkungen auslösen kann. Die Krankheit ist auch mit Medikamenten nicht heilbar, aber es besteht die Möglichkeit, sich gegen FSME impfen zu lassen. Keine Impfmöglichkeit gibt es bei den Borreliose-Bakterien, eine Bakterienart, die Gelenkkrankheiten auslösen kann. Daher ist immer darauf zu achten, Zeckenspray aufzutragen und wenn möglich lange Hosen zu tragen; Wathosen halten also nicht nur trocken, sondern auch Zecken fern. Eine gründliche Kontrolle nach jedem Ausflug in der Natur ist zu empfehlen.
Schneeblindheit
Ein guter Augenschutz in Form einer Brille hat beim Angeln viele Vorteile. Nicht nur schützt man das Auge vor externen Verletzungen, sondern beugt auch Schneeblindheit vor. Die Schneeblindheit tritt nicht nur im Schnee auf, auch die Wasseroberfläche reflektiert die UV Strahlen der Sonne und ist somit besonders gefährlich für das ungeschützte Auge. Daher wird empfohlen, eine Sonnenbrille mit gutem UV-Schutz zu verwenden. Die Sonnenbrillen-Gläser werden in vier Kategorien von 0 bis 4 eingeteilt. Um die Netzhaut optimal zu schützen, werden beim Angeln Brillen in der Kategorie 3-4 empfohlen.
Zelten
Wenn man an einem abgelegenen Ort angelt, lohnt es sich oft nicht, wieder am selben Tag zurück nach Hause zu fahren. Man entscheidet sich, die Nacht draussen zu verbringen. Wenn man in der Natur übernachtet, sind einige Punkte zu beachten. Zelt und übrige Ausrüstung sollten eine hohe Qualität aufweisen, um auch bei schlechtem Wetter zuverlässig zu schützen. Die Befestigung am Boden sollte mehrmals kontrolliert und abgesichert werden, damit sich das Zelt bei Wind nicht verabschiedet. Ebenfalls ist vor einer Zeltnacht immer das Wetter im Blick zu haben, um rechtzeitig Schutz aufsuchen zu können, falls ein Sturm aufziehen sollte. Ein Gaskocher eignet sich nicht zum Heizen. Es besteht nebst dem Luftverbrauch auch die Gefahr, dass der Kocher umkippt und so das Zelt in Brand steckt. Es gibt geeignete alternative Heizungen. Um auf Nummer sicher zu gehen, lässt man sich am besten in einem Fachgeschäft beraten.
Angeln mit Kindern
Wenn man Kindern die Schönheit und Freuden der Fischerei zeigen möchte, muss man sich darüber im Klaren sein, dass sie ständige Aufmerksamkeit benötigen. Leider ist es beinahe unmöglich, angeln zu gehen und gleichzeitig die Kinder bei Lust und Laune und gleichzeitig im Auge zu behalten. Egal wo man mit dem Kind unterwegs ist, es gibt immer etwas Spannendes, das ein Kind ablenken könnte. Es ist eine grosse Portion Geduld gefragt. Man muss bereit sein, Knoten zu lösen, Haken auszuhaken, einen Rutenbruch in Kauf zu nehmen oder sich beim Auswurf zu ducken. Zu beachten ist auch, dass das Kind genügend Wasser zu sich nimmt, den Umständen entsprechend gekleidet ist und einen Augenschutz in Form einer Brille trägt. Denn die Kunst des Auswerfens muss gelernt sein. Spitze Haken im Gesicht verderben die Freude.
Hans Schwab
Gut, dass das Thema aufgegriffen wurde! All diese Gefahren sind mir beim Fischen begegnet, z.T. mit ernsten Folgen.
Wir tun gut daran, unseren jungen Fischerkollegen die Sinne für all diese Gefahren zu schärfen.