[Aalfang-Verbot –] Konsens bei den Ursachen
25 | 08 | 2022 SchweizText: Nils Anderson & Ruben Rod 156433
25 | 08 | 2022 Schweiz
Text: Nils Anderson & Ruben Rod 15 6433

Aalfang-Verbot – Konsens bei den Ursachen

Einig ist man sich, dass die Wasserkraftwerke in die Pflicht genommen werden müssen zur Erhaltung der Wander­fische. Knapp zwei Drittel der Teilnehmer an der Aal-Umfrage befürwortet Besatzmassnahmen, um den Aal in der Schweiz zu erhalten. Doch auch das Aalfang­-Verbot wird mehrheitlich unterstützt.


Die Abstimmung ist geschlossen

Welcher Ansatz ist der bessere? Der schweizerische mit dem Aalfang-Verbot oder der deutsche mit dem Aalbesatz?

Total Abstimmungen: 418

18% | der schweizerische Weg: Das Aalfang-Verbot ist richtig!

19% | der deutsche Weg: Ohne Besatz durch Fischer stirbt der Aal bei uns garantiert aus!

63% | weder noch; man sollte Aalbesatz machen, aber die Aal-Fischerei verbieten.


Über die wesentlichen Ursachen des Aussterbens der Aale besteht Konsens: der verhinderte Abstieg der Laichtiere durch die Kraftwerksturbinen und der Handel mit Glasaalen. Komplizierter und widersprüchlicher wird es bei den daraus folgenden Konsequenzen für die Fischerei. Aus dem Kommentar von Rolf Acklin lassen sich diese Konfliktlinien herauslesen: «Das Aalfang-Verbot bringt gar nichts. Es werden damit einfach noch einige Aale mehr in den Turbinen geschnetzelt. Grundsätzlich bin ich gegen einen Aalbesatz. Wird das Aalabstiegsproblem nicht bald gelöst und der massenhafte Fang von Glasaalen nicht unterbunden, wird der Aal mit Sicherheit aussterben – trotz Besatz.»


Besatz ja, Nutzung umstritten

Der deutsche Ansatz, Aalbestände und die Fischerei auf diese Art durch Besatzmassnahmen zu erhalten, ist trotz der unrealistischen Aussicht auf eine Naturverlaichung für viele überzeugend und hat mit 39% die meisten Stimmen der Umfrage erhalten. Möchte man prinzipiell das Verschwinden dieser Art hierzulande verhindern, gibt es angesichts der desaströsen Abstiegssituation derzeit keine bessere Option als den Besatz. Doch die Ansichten bezüglich der Nutzung gehen eher in Richtung Verbot. 24% sprechen sich für einen Besatz mit Verbot und 37% für das Aalfang-Verbot aus. Die Fischerei auf eine aussterbende Art stimmt für viele Petri­jünger gemäss den Umfrage­ergebnissen offenbar nicht, selbst wenn die Verantwortung dafür bei anderen Ursachen liegt. Die hinterlassenen Kommentare hingegen gehen in eine andere Richtung, so etwa Jakob Walter: «Fangverbote sind dumm: Wenn ein Aal ohnehin nicht an seinen Laichplatz zurückkehren kann, ist es besser, ihn zu fangen und zu verwerten, als ihn in einer Turbine zerhacken zu lassen.»


Wert einer Art

In der Diskussion und den Kommentaren fällt auf, dass der Wert des Aals hauptsächlich an dessen Verwertung in der Küche bemessen wird. «Das Fangverbot verhindert eine sinnvolle Nutzung eines hochwertigen Nahrungsmittels. Stattdessen werden über 90% des CH-Fischbedarfs aus aller Welt in die Schweiz gekarrt. Macht das Sinn?», schreibt etwa Jörg. (Zu) wenig Beachtung findet die ökologische Bedeutung des Aals sowie dessen Funktionen im Ökosystem unserer Gewässer, und dies sowohl in der Diskussion als auch bei amtlichen Stellen. Offenbar wird das Aussterben des Aals mit dem Aalfang-Verbot von amtlicher Seite her in Kauf genommen. Die damit einhergehenden möglichen ökologischen Defizite scheinen nicht relevant. Denn was hier ganz bedeutend hinzukommt: Wenn bei uns nicht besetzt wird, steigen auch keine Aale ab. Wenn keine Aale mehr absteigen, gibt es für die Kraftwerksbetreiber auch schlicht keinen Grund, etwas an den Abstiegshilfen zu optimieren.

 

Aalfang-Verbot – Sinnvoll oder nicht?

Der europäische Aal ist vom Aussterben bedroht: Seit 2021 ist das Fischen auf Aal in der Schweiz mit Ausnahme vom Bodensee und Genfersee verboten? Ist dieses Verbot gerechtfertigt oder ist der Ansatz der Deutschen mit erlaubtem Aalbesatz sinnvoller? Mach mit bei unserer Umfrage.


Um es kurz zu fassen; der Aal ist in der Schweiz tatsächlich vom Aussterben bedroht. Dies allerdings nicht wegen der Fischer, sondern vor allem wegen der Kraftwerksturbinen, der Beeinträchtigung der Meere und des Handels mit Glasaalen. Steigt der laichreife Aal ab, folgt er der stärksten Strömung und landet damit heutzutage zwangsläufig in den Turbinen der Rheinkraftwerke. Den Aufstieg als Jungfisch schafft der Aal ebenfalls nicht mehr in nennenswerter Anzahl; eine natürlich sich erhaltende Population ist also hierzulande bis auf Weiteres ausgeschlossen. Deshalb haben die Schweizer Behörden die Fischerei auf den Aal per 1.1.2021 verboten. Doch ist dieses Verbot sinnvoll?

 © André Suter

© André Suter

Denn hier kommen die Fischer ins Spiel: Da das Aalfischen in Deutschland noch immer einen verhältnismässig hohen Stellenwert hat, machen die Süddeutschen Angelvereine Aalbesatz an ihren Gewässern. Zwar haben diese Aale keine realistische Aussicht auf eine Naturverlaichung, doch immerhin können sie so in den besetzten Gewässern (unter anderem dem Bodensee) ihre ökologische Aufgabe wahrnehmen. Aus diesem Grund haben die deutschen Behörden von einem Verbot abgesehen. Wäre nämlich die Aalfischerei verboten, würde damit unweigerlich auch der Besatz wegfallen und der Aal wäre innert wenigen Jahren ganz verschwunden. 

Welcher Ansatz ist nun der bessere?
Der schweizerische mit dem Aalfang-Verbot oder der deutsche mit dem Aalbesatz?
Mach mit bei unserer Umfrage!   (Die Abstimmung ist geschlossen)

 

15 Kommentare


Martin

26 | 08 | 2022

Man sollte lieber dafür sorgen, dass keine Glasaale mehr gefangen und als Delikatesse nach Asien verkauft werden. Das würde den Aalbeständen enorm helfen. Bei den Kraftwerken gibt es noch einiges zu tun, auch was den Lachsaufstieg angeht. Frankreich hinkt da noch etwas hinterher.

Antworten an: Martin

Andi Rapp

01 | 09 | 2022

Ich habe in letzter Zeit sehr viel über die "kommende" Strom (Energie) Knappheit gelesen.
Wenn es so kommt, wie vom Bund vorgeschlagen, wird es in Zukunft rabenschwarz:
Naturschutz wird praktisch ausgehebelt und alle Bemühungen waren umsonst.
Und was die Franzosen seit Jahren mit und bei ihren Kraftwerken "treiben", ist unglaublich katastrophal.
Wasserkraftwerke vernichten ganze Fischbestände - das ist eine Tatsache.

Antworten an: Andi Rapp

Thomas

01 | 09 | 2022

Ja Andi, da stimme ich zu. Das liegt aber vor allem am Fischabstieg, der in der Schweiz genauso ungeregelt ist wie überall, gerade in den grossen Flüssen.

Antworten an: Andi Rapp

Martin

05 | 09 | 2022

Also was die Energieknappheit angeht, wird es vor allem um Gas gehen, welches von der Industrie benötigt wird. An eine Stromknappheit glaube ich nicht. Da wird viel Angst geschürt. Leider gibt es in Frankreich im Rhein noch einige Kraftwerke, welche nicht fischpassierbar sind. Bei Aalen ist vorallem der Abstieg das Problem, da sie oftmals in der Nacht an der Oberfläche entlang schwimmen. Andere Fischarten lassen sich dem Grund entlang den Fluss runtertreiben. Es wird aber an Lösungen gearbeitet.

Antworten an: Martin

Mark Schlecht

28 | 11 | 2023

Andi Rapp sagt es richtig: es war alles umsonst da der Bund das Wasser nutzen will für unsere Bevölkerung. Jedoch war Frankreich das letzte Land das zugesagt hatte zum Lachs. Aber überlegt doch mal, wer will und braucht den Lachs???? Ich sicherlich nicht. Und der SFV würde sich lieber dafür einsetzen das keines der beiden Fragen vom Petri Heil weiterhin bestehen. Rolf Aklin sagt es richtig…


Thomas

01 | 09 | 2022

Eine Antwortmöglichkeit fehlt: Solange die Deutschen Aale besetzen, sollten wir Aale bei uns fischen. Da die Abwanderung durch unsere Kraftwerke nicht funktioniert, gerade für die Aale, sollten wir sie definitiv besser entnehmen als schreddern..

Antworten an: Thomas

Mark Schlecht

28 | 11 | 2023

Richtig: aber andere haben sich profiliert mit Ihrem Verbot. Und ein Verbot mehr was kaum Rückgängig gemacht werden kann.
Der Dumme zahlt immer. Aber wieso sollen wir dies tun, der Fisch gehört uns wie auch anderen auf der Strecke auch.


Jakob Walter

02 | 09 | 2022

Wenn der Aal bedroht ist, darf das Besatzmaterial (Glasaale) sicherlich nicht als Delikatesse nach Japan verkauft werden, aber auch nicht an Mästereien, und auch nicht in Gewässer eingesetzt werden, aus denen keine Rückwanderung in die Sargassosee möglich ist (Donau, Bodensee). Fangverbote sind dumm: Wenn ein Aal ohnehin nicht an seinen Laichplatz zurückkehren kann, ist es besser, ihn zu fangen und zu verwerten, als ihn in einer Turbine zerhacken zu lassen.

Antworten an: Jakob Walter

Mark Schlecht

28 | 11 | 2023

Ja aber unsere Intelligenten sind stolz auf das Verbot seit mehreren Jahren.


Jörg

02 | 09 | 2022

Der Aal ist die einzige Fischart, die historisch sogar den Rheinfall überwinden konnte.
Aufgrund der Verbauungen am Rhein ist das heute jedoch nicht mehr möglich.
So sind die Aalfänge am Bodensee nachweislich auf den Besatz von Glasaalen zurückzuführen.
Der Aalbestand im Bodensee ist deshalb ein gutes Beispiel einer erfolgreichen Besatzmassnahme.

In starkem Kontrast stehen hingegen die Abstiegschancen am Hochrhein.
Gemäss Lehrmittel der CH-Fischereiaufseher, schaffen nur 8% der absteigenden Blankaale den Weg rheinabwärts bis nach Basel.
Durch Turbinenverletzungen verenden jährlich viele Tausend Aale bei ihrer Laichwanderung.
Solange diese Turbinenmortalität nicht deutlich reduziert wird, bleibt das Fangverbot auf Aale vor allem Eines:
eine grosse Dummheit.
Das Fangverbot verhindert eine sinnvolle Nutzung eines hochwertigen Nahrungsmittels. Stattdessen werden über 90% des CH-Fischbedarfs aus aller Welt in die Schweiz gekarrt. Macht das Sinn?


Samuel Betschart

13 | 09 | 2022

Ich beschäftige mich schon recht lange mit dem Thema. Für mich sind beide Lösungen problematisch. Beide Lösen das Problem nicht sondern zögern es nur hinaus. Daraus folgt das sich das Problem weniger schlimm aussieht als es ist. Ich denke die richtige Lösung wäre den Aal in allen betroffenen Länder zu Schützen und das Geld, welches für Besatz zusammenkommt, zusammen mit Finanzierung durch die verschiedenen Staatsgelder eine hochpriorisierte Forschung für Abstiegshilfen umzusetzen damit das Problem an der Quelle gelöst werden kann. Natürlich ist mir bewusst wie viel Büroarbeit das geben würde, allerdings sehe ich das als einzigen Weg...

LG Samuel Betschart


Rolf Acklin

14 | 09 | 2022

Das Aalfangverbot bringt gar nichts. Es werden damit einfach noch einige Aale mehr in den Turbinen geschnetzelt. Grundsätzlich bin ich gegen einen Aalbesatz. Wird das Aalabstiegsproblem nicht bald gelöst und der massenhafte Fang von Glasaalen nicht unterbunden, wird der Aal mit Sicherheit aussterben - trotz Besatz.

Antworten an: Rolf Acklin

Mark Schlecht

28 | 11 | 2023

Herzlichen Dank Rolf. Du sprichst mir aus der Seele…. Bis bald einmal. Gruss Mark. Bremgarten.


Peter Hausheer

05 | 10 | 2022

Dass Turbinen nicht gut für Fische sind ist klar, Trotzdem gab es jahrzehntelang recht viele Aale. Mit der Ausbreitung des Welses ist dies anders geworden. Welse sind Aalfresser. In anderen Ländern, z.B. Italien werden kleine Aale als Welsköder benutzt. Ich glaube nicht, dass Angelfischer den Aalbestand gross beeinflussen können.


Alexander Wever - Aal Initiative

11 | 12 | 2023

Leider hat der Bericht einige inhaltliche Schwächen bzw. Fehlinterpretationen. Zuerst einmal ist der Europäische Aal nicht vom Aussterben bedroht. Das ist Unsinn. Hier wird (bewusst?) die IUCN-Einstufung critically endangered fehlinterpretiert. Die IUCN legt für diese Einstufung 5 Kriterien fest, von denen keines auf den Aalbestand im derzeitigen Zustand zutrifft. Der Bestand besteht aus Milliarden von Aalen in unterschiedlichen Altersstufen, die sich in einem viele Millionen Quadratkilometer großen Lebensraum aufhalten, von der Sargassosee im Westen vor Florida bis zum östlichen Mittelmeer, vom Nordkap bis zum Nilkatarakt. Es gibt auch keine Hinweise darauf, dass besetzte Glasaale nicht zurück in die Sargassosee wandern könnten, es sei denn, sie werden auf dem Weg dahin in Wasserkraftwerken getötet. Nun zur kritischen Frage: Wenn der Aal nicht mehr gefangen (und besetzt) wird, wer hat dann noch ein Interesse an ihm. Üblicherweise sind es die Fischer und Angler, die aktiv etwas für den Aal tun und nicht die Politik, die Umweltschützer oder die grüne Wasserkraft.


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