13 | 12 | 2021 | Praxis | 0 | 5220 |
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Winterarbeiten | Die kommende Saison planen
Fischen ist das schönste Hobby der Welt. Daran zu denken, macht aber fast so viel Freude. Welcher Fischer ertappt sich nicht dabei, wie er darüber nachdenkt, an welcher Stelle er nächstes Jahr unbedingt ein paar Würfe machen muss? Wo befindet sich ein potenzieller Parkplatz? Wie sieht die neue Renaturierung nun fertig aus? Wie geht es nach dem Hochwasser meinem Lieblingsspot? Meine Angelbox war auch schon mal aufgeräumter! Habe ich nicht meinen besten Wobbler abgerissen? Ein zweiter davon auf Vorrat wäre wohl nicht das Dümmste ... Solche Fragen und Überlegungen beleuchtet Ivan Valetny in diesem Bericht. Dank seiner Erfahrung als langjähriger Spinnfischer kann er Dir vielleicht hilfreiche Inputs liefern, damit die nächste Saison für Dich einsame Spitze wird.
Für manchen Fischer ist es wichtig, ein möglichst grosses Exemplar seines Zielfischs zu fangen. Das bedeutet in der Regel, grössere Köder zu verwenden. Ein anderer möchte eine grössere Anzahl Zielfische fangen, um einen Lebensmittelvorrat für den Winter anzulegen. Dazu braucht es tendenziell eher kleinere Köder. Wieder ein anderer möchte möglichst häufig ans Wasser kommen und stellt die Entschleunigung in den Fokus. Für einen weiteren Fischer steht das gemeinsame Fischen mit Freunden im Vordergrund, was vielleicht durch die Corona-Situation zu kurz gekommen ist.
Ich selbst bevorzuge ein ruhigeres und entspannteres Fischen. Zu oft bin ich von Stelle zu Stelle geeilt, um möglichst nichts zu verpassen. Dabei musste ich aber feststellen, dass weniger oft mehr ist. Eine Stelle weniger befischen, dafür entspannt und vielleicht auch etwas konzentrierter bleiben. So hat sich für mich die Qualität meiner Zeit am Wasser definitiv verbessert. Wichtig ist, sich Gedanken darüber zu machen, was mir nächste Saison wichtig ist. Dementsprechend sollte man sich seiner Ziele bewusst sein und so den Fokus auf die individuell wichtigen Dinge legen. Das kann durchaus den Spassfaktor am Wasser erhöhen.
Indem man sich die eigenen Bedürfnisse bewusst macht, kann man versuchen, im kommenden Jahr einiges zu ändern. Vieleicht sind es auch die Ausflüge ganz alleine an noch unbekannte Gebiete, die auf der Strecke geblieben sind? Wo möchte ich etwas Neues ausprobieren? Mal ein anderes System testen? Ich studiere auf Google Maps oder den Tiefenkarten im Navionics liebend gern potenziell vielversprechende Fischergebiete. Nun ist die beste Zeit dafür, dies zu tun.
Ordnung schafft Überblick
Ich habe mich in einem früheren Bericht «Ordnung mit System» mit dem Thema Ordnung für Spinnfischer beschäftigt. Deshalb hier nur ein kleiner Exkurs dazu, konzentriert auf die wichtigsten Erkenntnisse.
Als erstes braucht Ordnung Zeit. Zeit, die man sich dafür nehmen sollte, jeden Köder anzuschauen und zu sortieren: Diesen Köder brauche ich unbedingt, jenen sehr wahrscheinlich, den dritten werde ich eher nicht einsetzen. Boxen, die ans Wasser kommen, sollte man mal wieder ordnen und nicht überquellen lassen. Bewährte Köder möglichst zuhause auf Vorrat haben. Man weiss ja nie, ob die momentane Lieferkettenkrise auch meinen Lieblingsköder erfasst. Dann auch einige Neuheiten ausprobieren um das neue «Must Have» nicht zu verpassen.
Das Wichtigste ist, man behält den Überblick. Nutzen wir also die Winterzeit, um die Lager aufzufüllen mit den wichtigen Dingen, welche wir auch tatsächlich erfolgreich und mit Freude am Wasser einsetzen.
Was mir seit einigen Jahren in vielen Situationen am Wasser entgegenkommt, ist vorgefertigte Montagen feinsäuberlich in einer Box zur Verfügung zu haben. Zuhause im Winter vorbereitet, spart man diese Zeit während der Beissphase im Sommer. Es ist äusserst komfortabel, bei einem Abriss die Rigbox hervorzunehmen und eine frische Montage an die Hauptschnur zu montieren. Ich bin seit jeher Anhänger von Knotenlos-Verbindern für die schnelle Verknüpfung. Ausserdem kann man damit Montagen wechseln, ohne einen Knoten oder die Hauptschnur abschneiden zu müssen. Vor allem für Flussfischer macht es Sinn, immer genügend Montagen dabei zu haben. Mit der Zeit wird man nicht nur bequemer, sondern auch schlauer, manchmal jedenfalls. Es gibt sicher spannendere Beschäftigungen, aber man wird es sich nächstes Jahr danken. Ich selbst verzichte dank der vorbereiteten Montagen grösstenteils auf Kleinteile und Vorfachschnüre im Angelrucksack. So hat man am Wasser einiges weniger an Ballast und kann die «heisse Zeit» sinnvoller nutzen, als in der Uferböschung zu montieren.
Upgrades
Eine Rute, die mehrere Jahre einen guten Dienst geleistet hat, kann mittlerweile mit etwas Neuerem, Leichterem, Schnellerem ersetzt werden. Nicht weil es nötig ist, sondern weil man sich verbessern möchte. Es macht vielen Fischern einfach Freude, wenn das Gerät ideal funktioniert, mich eingeschlossen. Wenn die Rolle nach einigen Jahren klappert oder die Rute ihre Straffheit durch Mikrorisse im Harz langsam verliert, wird es Zeit für etwas Neues. Man kann natürlich im Sommer Zeit in Fischerläden verbringen, Material evaluieren und eventuell kaufen. Einem angefressenen Fischer fällt aber auf, dass man in der heissen Zeit besser ans Wasser geht, als ausgiebig zu shoppen. Deshalb mein Plädoyer: «Geht im Winter in die Läden! Dann habt Ihr Zeit und verpasst in den meisten Fällen nicht so viel wie im Sommer.»
Unser Fischereimaterial will auch gepflegt werden. Ich putze jeden Winter jedes Ringlein und jede Spulenkante mit Alkohol. Wattestäbchen und Haushaltspapier sind dafür ideal geeignet. Wenn man eine Saison lang dieselbe Rute immer wieder stundenlang in den Händen hatte, ist der Griff speckig geworden. Da macht es durchaus Sinn, den Griff mit einem Schwamm und etwas Seife mit warmem Wasser abzuschrubben. So macht das Fischen wieder mehr Freude.
Einkaufen
Im Winter hat man auch Zeit, um seine aussortierten Waren weiterzugeben. So kann man auch schon gemachte Auslagen oder wenigstens Goodwill von einem dankbaren Mitfischer zurückbekommen.
Wenn nun etwas Wichtiges fehlt, kann man versuchen, es nachzukaufen, falls lieferbar oder sonst auf ein gleichwertiges Produkt zu wechseln. Leider gibt es viele Köder, die nur alle paar Monate oder gar Jahre verfügbar sind. Deshalb ist es gut, Händler zu haben, welche ihre meistverkauften Köder vorrätig halten.
Ich widme gern einige Tage dem Einkaufen. Ich schaue, bei welchen Händlern ich was bekomme, und mache ein paar vorbereitete Shoppingtouren, widme mich also voll und ganz dem zielgerichteten Einkauf und zelebriere das auch. Geizen bei einem Hobby, das Spass bereiten soll, kann man machen, schmälert aber das gute Gefühl; man lebt schliesslich nicht ewig, bzw. macht es ja nicht ständig. Das ist sicherlich besser, als im Feierabendverkehr für ein paar Haken in den Laden zu stressen und danach mit Fischereiutensilien im Wert von über 100 Franken aus dem Geschäft zu kommen, Waren, die man danach zuhause in eine Kiste packt und wieder vergisst, weil man sich keine Zeit für den Einkauf genommen hat.
Hoffen wir, die kommende Saison wird so schön wie es nur geht, mit vielen Fängen, einer guten Zeit am Wasser und weniger Stress im Alltag; ich wünsche es uns zumindest. In diesem Sinne: Petri Heil.
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