22 | 04 | 2016 | Praxis | 0 | 4701 |
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Vielseitige Verführer
Swimbaits sind ausgezeichnete Hechtköder. Um mit ihnen auch Zander und Egli zu fangen, montiert Stefan Gockel die naturrealistischen Verfu?hrer etwas anders und fu?hrt sie am Dropshot-Rig und Bodentaster vor die Mäuler der Räuber.
Wenn ein Swimbait – ob einmal oder mehrfach geteilt – vor einem durchs Wasser gezogen wird, versteht man sofort, warum diese Köder bei vielen Spinnfischern beliebt sind. Mit einem grossen Zickzack-Kurvenlauf oder einem herrlich runden Schlängeln betören sie nicht nur uns Fischer, sondern vor allem Hechte. Zudem ist es einfach, sie zu führen. Man wirft sie aus, kurbelt sie am besten ohne irgendwelches Zucken mit der Rute monoton ein, variiert dabei höchstens Mal die Geschwindigkeit oder legt einen kurzen Stopp ein. Durch ihren naturrealistischen Lauf sind Swimbaits ausserdem immer für eine Überraschung gut, denn neben Hechten vergreifen sich auch alle anderen Arten von Räubern an ihnen.
Komischerweise versucht dennoch kaum jemand, mit diesen Wunderwerken gezielt auf Zander und Egli zu fischen, obwohl in ihnen so viel Fangpotenzial schlummert. Dabei muss man nur versuchen, die Köder möglichst gut an das Jagdmuster des Zielfischs anzupassen.
Bei Sonne in die Tiefe
Nachts ist es nicht so kompliziert, mit Swimbaits dicke Zander zu fangen, denn dann sind sie auch im Flachwasser und an der Oberfläche aktiv. Tagsüber ist das schon eine andere Sache. Solange die Zander aktiv im Flachwasser bis etwa anderthalb Meter Tiefe unterwegs sind, ist es gut möglich, ihnen gerade in Zeiten mit einem enormen Futterangebot mit den natürlichen Swimbaits auf die Schuppen zu rücken. An trüben Tagen sind interessante Stellen überall dort zu finden, wo zwischen Ufer und einer Krautbank ein Stück ohne Bewuchs ist.
Auch in unmittelbarer Nähe von Schilfkanten ist immer mit einem Biss zu rechnen. Vor allem die richtig grossen Fische stehen hier immer wieder im flachsten Wasser, um entweder Beute zu suchen oder einfach nur des wärmeren Wassers wegen. Doch sobald die Sonne hell am Himmel steht oder sie auch jahreszeitlich bedingt etwas tiefer agieren, mu?ssen wir uns etwas einfallen lassen, um die beweglichen Köder vor ihre Mäuler zu bekommen. Mit etwas vorgeschaltetem Blei auf der Hauptschnur bekommt man den Köder zwar tiefer, hat dabei aber nie die Gewissheit, in welcher Tiefe er nun läuft. Ausserdem mögen es gerade Zander gar nicht, wenn sie ihren Köder nach oben hin verfolgen sollen. Am besten reagieren sie, wenn der Köder nur wenige Zentimeter parallel über den Grund geführt wird.
Grundnah mit dem Bodentaster
Eine tolle Variante ist es, einen Bodentaster – wie er zum Forellenfischen benutzt wird – vor den Swimbait zu montieren. Dieser lässt sich super werfen und verheddert sich nicht schon im Flug. Dabei führe ich den Köder ein wenig wie beim Jiggen eines Gummifischs, halte die Rute auf etwa «10 Uhr» schräg nach oben und drehe nur mit der Rolle langsam den Köder ein. Zwischendurch mache ich immer wieder Pausen, um den Köder zurück zum Grund taumeln zu lassen. Kommt der Bodentaster wieder auf dem Grund auf, spüre ich dies in der Rute und drehe sofort weiter. Durch die längliche Form des Bodentasters ist die Hängergefahr gering. Diese Methode ist besonders in Flu?ssen der Hit. Durch die Strömung reicht es, den Bodentaster nur auf Spannung zu halten. Der Swimbait arbeitet praktisch von alleine. Ein schöner Nebeneffekt ist es, dass die Strömung den Köder dahin drückt, wo auch die Fische auf Nahrungssuche gehen.
Lege ich einen Köderfisch mit einem Blei auf Grund, ist es eher statisch; mit dem Bodentaster hingegen tippelt der Köder in die Rinnen und Furchen oder fällt genau in die Löcher, in denen sich auch die Fische tummeln. Da Strömungszander die Beute meist entschlossen angehen, sitzen die Anhiebe eigentlich immer, selbst wenn wir durch eine Querströmung mal kurz den Köderkontakt verloren haben.
Vom Boot aus am Seitenarm
Richtig interessant wird es, wenn man vom Boot aus mit den Swimbaits fischt. Wenn der Wind stark bläst und das Boot nicht mehr an einer Stelle gehalten werden kann, schlägt die Stunde der Swimbait-Seitenarmmontage. Hierzu benutzt man am besten eine relativ weiche Rute um die 25 Gramm Wurfgewicht und ein dafür überdimensioniertes Birnenblei von 60 bis 80 Gramm. Der Seitenarm, an dem das Blei hängt, sollte etwa 70 Zentimeter lang sein und der Köderarm eine Länge von um die 150 Zentimeter haben. Fu?hrt man diese Montage nun recht schräg weit hinter dem Boot, wu?hlt das Blei über weite Strecken recht auffällig das Sediment auf. Der Swimbait läuft dahinter verführerisch durch die Staubwolke. Dadurch, dass das Blei immer wieder kurz auf dem Grund stockt, biegt sich die eigentlich zu weiche Rute ziemlich durch. Sobald sich das Blei wieder löst, federt diese zurück nach vorne und beschleunigt so – ohne auch nur irgendein Zutun von uns – in unregelmässiger Folge unseren Swimbait am anderen Ende der Schnur.
Wir müssen dabei gar nichts machen, ausser konzentriert auf den nächsten Biss zu warten, oder dem Blei, wenn es zu fest hängt, durch ein Heben der Rute beim Lösen vom Grund zu helfen. Natürlich können wir bei dieser Methode die Rute auch in einen Rutenständer stellen, denn eigentlich macht die Rute in Verbindung mit dem Blei ja alles alleine, jedoch empfehle ich unbedingt, die Rute in der Hand zu halten, da die meisten Bisse in der kurzen Ruhepause des Köders kommen, wenn das Blei am Boden stockt. Und genau in dieser Phase reicht die Beschleunigung des Bootes nicht aus, um den Fisch zu haken. Ein Anhieb muss zwangsläufig gesetzt werden.
Swimbait-Dropshot
Aber auch bei idealen Wind- und Driftbedingungen kann man prima mit einem Swimbait direkt unter dem Boot fischen. Dabei bedient man sich einfach einer Dropshot-Montage mit einem etwas längeren Seitenarm. Das Bleigewicht sollte in diesem Fall jedoch den üblichen Rahmen eines Dropshot-Gewichts nicht verlassen. In der Regel reichen 20 Gramm aus, um den Köder kontrolliert unter dem Boot zu fu?hren. Hierbei lässt man das Blei weniger über den Grund schleifen, sondern vielmehr immer wieder durch leichtes Heben der Rute nach vorne pendeln, um es anschliessend an strammer Schnur am Grund abzusetzen.
Durch die Drift kommt man so recht gut vorwärts. Man tastet den Gewässergrund förmlich ab und der Köder ist zu jedem Zeitpunkt in der perfekten Höhe über Grund. Kein Loch, keine Rinne, kein potenzieller Hotspot bleibt so verborgen, indem man einfach über sie hinweg fischt.
Ein Knoten für den Abriss
Bei beiden Seitenarmmontagen empfehle ich, knapp über dem Blei eine Sollbruchstelle in Form eines einfachen Knotens in die Schnur zu machen. Dieser schwächt, um sicher zu gehen, dass man nicht die ganze Montage samt Swimbait einbüsst, wenn sich das Blei dann doch mal am Grund verhangen hat.
Bei grösseren Swimbaits ist ein Stahlvorfach fast Pflicht, denn selbst in den tieferen Regionen unserer Gewässer kann man mit dieser Methode durchaus mit einem Hecht rechnen. Bei kleinen Ködern hingegen sollte man an hechtträchtigen Gewässern entweder auf ein sehr dünnes, flexibles 7×7-Stahlvorfach zurückgreifen oder ein Fluorocarbon verwenden, da ein schweres Vorfach den Mini-Swimbait durch die Steifheit und das Gewicht des Materials in seinem Lauf stark beeinträchtigen würde.
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