Systematisch auf Egli
17 | 10 | 2016 PraxisText & Fotos: André Pawlitzki 014678
17 | 10 | 2016 Praxis
Text & Fotos: André Pawlitzki 0 14678

Systematisch auf Egli

Wer beim Eglifischen dauerhaft erfolgreich sein will, muss bei der Wahl des Köders und der Fangmethode flexibel bleiben. André Pawlitzki erklärt warum und wie er beim Eglifang systematisch vorgeht.

Kommt Ihnen das bekannt vor? Sie haben einige Egli mit dem Spinner gefangen, doch bei den folgenden Würfen verfolgen die Fische den Köder nur noch ohne anzubeissen und drehen vor dem Boot oder Ufer wieder ab. Einige Würfe später folgen die Fische dem Köder nicht mal mehr. Sie haben den Braten gerochen. Nun ist es Zeit für einen Köderwechsel, wenn man weiterfangen will. Oder man tauscht den Spinner gegen einen Gummifisch am Bleikopf aus.
Meist beginne ich das Eglifischen mit Ködern, die sich für schnelles Absuchen des Gewässers eignen. Solche Köder sind zum Beispiel Wobbler und Spinner. Allerdings sollte man auch bei den Suchködern schon darauf achten, dass man nicht einfach drauflos fischt, sondern auch diese Köder an Stellen anbietet, an denen man sicher sein kann, dass Egli in der Nähe sind. Solche Plätze zeichnen sich durch zwei Dinge aus: Deckung und Kleinfische.


Räuber im Holz

Häufig findet man Egli bei versunkenen Bäumen. Auch wenn diese schon lange keine Blätter mehr tragen, sondern nur noch als Holzskelett aus dem Gewässer ragen, bieten die Bäume den Stachelflossern eine gute Deckung. Auch kleine Futterfischschwärme suchen im Holz Zuflucht, weil sie im offenen Gewässer den Attacken der Räuber schutzlos ausgesetzt wären.
Auch Seerosenfelder geben sowohl Egli als auch Futterfischen Deckung. An heissen Sonnentagen haben die Fische hier ein dichtes Blätterdach über dem Kopf, das ihnen Schatten spendet.
Ebenso darf man an Landzungen, die sich fast immer unter Wasser fortsetzen, mit Egli rechnen. Sie lauern am Fuss der Scharkanten und jagen gegen Abend gern auf dem Rücken der Landzunge im flacheren Wasser.
Auch Stege sind oft Hotspots. Unter ihnen finden die Egli Schatten, und häufig sind hier die Kleinfische nicht fern.

 Wobbler eignen sich hervorragend, um grössere Gewässerflächen nach Egli abzusuchen.

Wobbler eignen sich hervorragend, um grössere Gewässerflächen nach Egli abzusuchen.

 Wenns weiter in die Tiefe gehen soll, sind Gummiköder am Wacky-Head erste Wahl.

Wenns weiter in die Tiefe gehen soll, sind Gummiköder am Wacky-Head erste Wahl.

 Dieser Egli nahm einen Artgenossen, als mit Kunstködern gar nichts mehr zu machen war.

Dieser Egli nahm einen Artgenossen, als mit Kunstködern gar nichts mehr zu machen war.


An der Oberfläche beginnen

Meist beginne ich das Fischen mit einem Oberflächenköder. Mit ihm muss ich keine Hänger im Holz oder zwischen den Seerosen befürchten. Kleine Popper und Stickbaits haben sich bewährt, um überhaupt die Anwesenheit von Egli festzustellen. Wird mein Oberflächenköder ignoriert, heisst das aber nicht, dass keine Egli am Platz sind.
Nun wechsle ich auf einen tiefer laufenden Wobbler. Zugegeben, mir blutet jedes Mal das Herz, wenn ich einen teuren Wobbler in Richtung Holzdickicht werfe, weil ich Hänger befürchte. Doch häufig hat schon beim ersten Wurf ein Egli den Haken des Köders im Maul, sodass er nicht mehr im Holz hängen bleiben kann.
Wenn der Wobbler nach einigen Fischen nicht mehr fängt, wechsle ich die Taktik. Entweder greife ich auf ein anderes Wobbler-Modell zurück und versuche, damit noch ein paar Egli auf die Schuppen zu legen. Zum Beispiel tausche ich dann einen dicklichen Crankbait gegen einen Wobbler im Minnow-Stil aus. Oder ich wechsle gleich die Fischereimethode und greife zur Dropshot-Montage. An ihr lasse ich meine Gummifischchen direkt vor den Seerosen oder dem Totholz verführerisch auf der Stelle tanzen. Meist folgen sofort die Bisse.
Fange ich auch mit dieser Methode nicht mehr bzw. bekomme nur noch Fehlbisse, wechsle ich, zumindest in Wassertiefen bis drei Meter, auf die Wacky-Montage. Bei ihr ködere ich einen Gummiwurm so an, dass die Hakenspitze im Köder verborgen ist. So kann ich ihn auch inmitten der Seerosen oder des Holzes anbieten. In tieferem Wasser ab zwei Meter statte ich meine Wacky-Köder noch mit einem Kopfgewicht aus, dem Speci-Wacky-Head von Quantum. An manchen Tagen allerdings mögen die Egli diese Beschwerung nicht und reagieren am besten auf einen Wacky-Wurm, der natürlich und unbeschwert absinkt.


Natur fängt immer

Sind alle Methoden mit Kunstködern ausgereizt, kann man am Dropshot-Rig immer noch Naturköder anbieten. Kleine Fische und Tauwürmer ködere ich «Nose hooked» an. Der Haken wird dabei im Kopf eingestochen. So spielen die Köder verführerisch im Wasser und werden von den gierigen Egli schnell geortet. An manchen Tagen scheinen die Mäuler der Räuber gegenüber Kunstködern verschlossen. Mit Naturködern lassen sich dann aber immer noch schöne Fische fangen.



Egli-Tipps der Experten

 Loic Corroyer, Redaktor der Fachzeitschrift «Le Pêcheur de France»

Loic Corroyer, Redaktor der Fachzeitschrift «Le Pêcheur de France»

 Stephan Gockel, Raubfisch- Fachmann und Dropshot-Fan

Stephan Gockel, Raubfisch- Fachmann und Dropshot-Fan

 Sven Halletz, Redaktor der deutschen Raubfisch-Zeitschrift ESOX

Sven Halletz, Redaktor der deutschen Raubfisch-Zeitschrift ESOX

 Sjoerd Beljaars, Redaktor des holländischen Raubfisch-Magazins «Rovers»

Sjoerd Beljaars, Redaktor des holländischen Raubfisch-Magazins «Rovers»


Kunstköder: Mit Gummis in die Tiefe

Ob ich einen Gummi- oder Hartplastikköder verwende, hängt vom Verhalten der Egli ab. Auf aktive Fische, die man rauben sieht, fische ich mit Wobblern. Wenn sie nah an der Oberfläche jagen, fische ich Stickbaits im «Walking the dog»-Stil mit Pausen. Eine Alternative dazu sind Popper. Sobald die Fische etwas tiefer stehen, setze ich auf Crankbaits und Lipless Cranks, um die gestreiften Schönheiten zu verführen. Wenn man hingegen gar keine Aktivität sieht, verwende ich Gummiköder, die man tiefer und langsamer führen kann. Ich bevorzuge kleine Shads und Finessköder, die am Bleikopf montiert sind. Aber auch mit dem Texas-Rig, Vertikaljigs und der «Plomb Palette» fängt man gut, wenn die Fische träge am Grund stehen.

Loic Corroyer, Redaktor der Fachzeitschrift «Le Pêcheur de France»


Naturköder: Vielseitige Alternativen zur Kunst

Vor allem im Frühjahr fische ich gern mit dem Tauwurm in allen Varianten – von Zapfen bis Dropshot –, denn nun stehen bei Egli Eiweisshappen ganz oben auf dem Speiseplan. Nach dem Winter wollen sie mit möglichst geringem Aufwand, energiereiche Nahrung zu sich nehmen. Ausserdem werden in vielen Gewässern zu dieser Zeit – durch Hochwasser oder auch Regen – viele Würmer und Insekten eingeschwemmt.
Ab Oktober setze ich auf den Köderfisch am Dropshot- und am Fireball-Rig. Ich fische dann an Hafenmündungen, Engstellen oder Kanten eines Gewässers, an denen es vom Flachen ins Tiefe geht. An diesen Stellen lauern die Egli auf die Brut, die mit dem abkühlenden Wasser aus dem Flachen in tiefere Bereiche ziehen.

Stephan Gockel, Raubfisch- Fachmann und Dropshot-Fan


Topwater: Zielgenau auf gierige Räuber

Das Fischen mit Oberflächenködern ist eine der spannendsten und erfolgreichsten Methoden auf Egli. Ich fische topwater auf Egli natürlich dann, wenn ich die Stachelflosser an der Oberfläche rauben sehe. Sehr gute Zeiten, um den Egli oberflächennah auf die Schuppen zu rücken, sind die frühen Morgen- und späten Abendstunden – also immer dann, wenn die Egli dicht ans Ufer kommen und im flachen Wasser rauben. Die schönste Oberflächenfischerei auf Egli hat man in durchgehend flachen, stark verkrauteten Gewässern: Dort beissen die Egli von Mai bis Oktober rund um die Uhr auf Oberflächenköder – auch dann, wenn man sie nicht an der Oberfläche rauben sieht.

Sven Halletz, Redaktor der deutschen Raubfisch-Zeitschrift ESOX


Fängige Imitate: Lieber Fisch als Wurm

Wenn ich mich beim Kunstköderfischen auf Egli zwischen einer Wurm- und einer Kleinfisch-Imitation entscheiden müsste, würde ich das Fischchen wählen. Das hat einen einfachen Grund: Futterfische gehören in nahezu jedem Gewässer zum natürlichen Nahrungsangebot der Egli und stehen deshalb ganz oben auf ihrer Speisekarte. Wenn man an Gewässern mit steil abfallenden Ufern fischt, sind sicher auch mit Gummiwürmern gute Fänge möglich, weil Würmer – die gelegentlich ins Wasser gespült werden können – auch hier eine vertraute Beute für die Egli sind. Ausserdem denke ich, dass man mit Fisch-Imitationen noch etwas besser auf grössere Egli fischen kann.

Sjoerd Beljaars, Redaktor des holländischen Raubfisch-Magazins «Rovers»

 

0 Kommentare


Keine Kommentare (Kommentare erscheinen erst nach unserer Freigabe)


Schreibe einen Kommentar:

Anzeige
Anzeige
Zurück zur Übersicht

Das könnte Dich auch interessieren: