05 | 12 | 2019 | Schweiz | 1 | 17444 |
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Standortbestimmung der Schweizer Fische(rei)
Die Schweizer Gewässer beherbergen einen grossen Reichtum an Lebensräumen und Fischarten. Doch die Gewässer stehen unter Druck und die Artengemeinschaften verändern sich. «Petri-Heil» fasst den diesjährigen Bericht des Bundesrats zur «Standortbestimmung zur Fischerei in Schweizer Seen und Fliessgewässern» zusammen und wagt einige Prognosen.
Als Wasserschloss Europas beherbergen die Schweizer Alpen die Quellen wichtiger Flüsse wie Rhone, Rhein, Ticino und Inn, welche für den europäischen Kontinent von grosser Bedeutung sind. Hier kommen auch zahlreiche tiefe und kalte Seen vor, welche weltweit einzigartige Lebensräume und Fauna beherbergen. Deshalb hat die Schweiz eine bedeutende Verantwortung, nicht nur auf ihrem Territorium, sondern auch über die Landesgrenzen hinaus. Doch Gewässerkorrekturen und Verbauungen, Rückstände aus Düngemitteln und Pestiziden aus der Landwirtschaft, Mikroverunreinigungen sowie die Wasserkraftnutzung beeinträchtigen die Gewässer stark. Der Zustand der Schweizer Gewässer ist auch aufgrund der zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels und dem Aufkommen von invasiven Arten gefährdet.
Fischerei und Fischkonsum in Zahlen
In der Schweiz sind derzeit noch 262 Berufsfischer im Haupt- oder Nebenberuf und rund 150 000 Hobbyfischer aktiv. Zum gesamtschweizerischen Fangertrag (Seen und Fliessgewässer) trägt die Berufsfischerei rund drei Viertel und die Angelfischerei ein Viertel bei. Der jährliche Fangertrag der gesamten Fischerei erreicht an die 2000 Tonnen. Der Gesamtkonsum von Süsswasserfischen in der Schweiz beträgt rund 12 600 Tonnen (Mittelwert 2012 bis 2016). Der Anteil der schweizerischen Produktion (Berufsfischerei, Angelfischerei und Fischzucht) macht davon rund ein Drittel aus. Die Nachfrage übersteigt das Angebot aus unseren Gewässern also deutlich und wird durch Importe, aber auch zunehmend durch Aquakulturen
(«Petri-Heil» berichtete in 3/2019) abgedeckt. Die wirtschaftliche Bedeutung der Angelfischerei in der Schweiz wird auf rund 212 Millionen CHF geschätzt. Diese Zahl umfasst die direkte Wertschöpfung, generiert durch die Ausgaben der Fischer für Angelzubehör, Boote, Mobilität, Übernachtungen, Ferien und Ausflüge sowie Bewilligungen (Patente, Pachten). Die soziale und gesellschaftliche Bedeutung der Angelfischerei im Bereich Erholungsnutzen sowie die geleistete ehrenamtliche Arbeit für den Lebensraum Gewässer, die Fischbestände und die Rolle der Fischer als Fürsprecher für den Gewässerschutz sind dabei nicht einberechnet.
Schweizer Fischvielfalt
In der Schweiz gelten gemäss Anhang 1 der Verordnung zum Bundesgesetz über die Fischerei (VBGF, SR 923.01) mindestens 63 Fischarten (inklusive Rundmäuler) als einheimisch. Davon sind acht Arten ausgestorben, sechs Arten «vom Aussterben bedroht», fünf Arten «stark gefährdet» und 13 Arten «gefährdet». Diese Einschätzungen werden ab 2020 angepasst und verschlechtern sich leider («Petri-Heil» berichtete in der letzten Ausgabe auf Seite 56). Die Anzahl der heimischen Arten wäre noch deutlich höher, wenn man die inzwischen 36 unterschiedenen Felchenarten als eigene Arten hinzunähme. Denn je nach wissenschaftlichem Standpunkt variiert die Anzahl Fischarten. Man kann davon ausgehen, dass die Artenzahl eher unterschätzt wird. Neben dem bekannten Beispiel der Felchen- und Forellenvielfalt ist die Aufspaltung von Arten inzwischen auch bei den Seesaiblingen, Groppen und dem Hecht wissenschaftlich nachgewiesen. Die Artenvielfalt der Fische ist nach wie vor Gegenstand der Forschung. Rund 20 weitere Arten gelten als nicht einheimisch, haben sich jedoch zum Teil etabliert und dürfen unter bestimmten Voraussetzungen auch aktiv gefördert werden. Bekannte Beispiele dafür sind der Zander oder die in den Bergseen eingesetzten nordamerikanischen Salmoniden. Doch einige der Neuankömmlinge stellen ein ausgeprägtes Risiko dar für einheimische Arten, wie etwa die Schwarzmeergrundeln.
Gebietsfremde Einheimische
Nicht nur Arten aus anderen Kontinenten gefährden die heimische Artenvielfalt. Für Fische sind Gebirge und damit die Wasserscheiden zwischen den Einzugsgebieten natürlicherweise unüberwindbare Wanderhindernisse. Deshalb beherbergen verschiedene Landesteile der Schweiz unterschiedliche Fischgesellschaften, die über sehr lange Zeiträume hinweg entstanden sind. Das natürliche Vorkommen beispielsweise von Hundsbarbe (Barbus caninus), Süsswasserschleimfisch (Salaria fluviatilis) und anderen südlichen Arten ist auf die Alpensüdseite begrenzt. Auch die Vielfalt der Forellen widerspiegelt die vielen lokalen Varietäten eindrücklich und hat durch die Besatzmassnahmen mit atlantischen Forellen gelitten («Petri-Heil» berichtete in 11/2014). Inzwischen ist man sich dessen bewusst und verschiebt keine Fische mehr gedankenlos von einem Gewässer ins andere. Auch Karpfenartige haben durch (bewusste und unbewusste) menschliche Unterstützung natürliche Barrieren überwunden. Beispiele dafür sind die Einführung des (nördlichen) Rotauges in den Tessiner Seen und der südlichen Schwarzfeder (Scardinius hesperidicus) in Seen der Alpennordseite. Niedlich anzusehen, aber gefährlich sind auch die Stichlinge. Ursprünglich nur im Raum Basel vorkommend, hat sich das anpassungsfähige Fischchen durchgesetzt und den Bodensee sprichwörtlich übernommen: Über 90 % aller Fische (20 % der Biomasse) besteht dort inzwischen aus Stichlingen.
Gewinner und Verlierer
Es ist vermessen, im Detail vorauszusagen in welche Richtung sich die Schweizer Fischartengemeinschaft künftig entwickeln wird. Die Gewässer sind unterschiedlich betroffen und reagieren je nach Standortbedingungen anders. «Petri-Heil» wagt dennoch einige mittelfristige Prognosen:
Loser: Die Bestände von empfindlicheren und auf kühle und naturnahe Gewässer angewiesene Arten wie die Salmoniden (Forellen, Äschen und Saiblinge) sinken weiterhin, aber stabilisieren sich dank vermehrter Anstrengungen zu deren Schutz auf einem tieferen Niveau. Auch andere Arten wie die Barben und Trüschen ziehen sich tendenziell zurück.
Winner: Robuste und anpassungsfähige Karpfenartige wie Alet und Karpfen, aber auch in etlichen
Gewässern der Hecht, nehmen weiter zu. Auch die Bestände wärmeaffiner Arten wie Wels und Zander dürften zunehmen oder zumindest stabil bleiben. Dank des gestiegenen Bewusstseins und der vielerorts durch Revitalisierungen verbesserten Bedingungen geht es einigen gefährdeten Kleinfischarten wie dem Strömer wieder etwas besser.
Newcomer: Leider ist mittel- und längerfristig damit zu rechnen, dass die Schwarzmeergrundeln sich weiter den Rhein hinauf ausbreiten werden. Dasselbe trifft auch auf den Rapfen zu, der sich jedoch deutlich moderater und langsamer vermehren dürfte. Mit dem Forellenbarsch (Micropterus salmoides) schwimmt mittlerweile nicht nur in den Tessiner Seen ein grosser Verwandter des etablierten Sonnenbarschs (Lepomis gibbosus). Mit steigenden Wassertemperaturen wird diese wärmeliebende Art möglicherweise stärker aufkommen.
Wie alle anderen Fischarten reagieren, wird sich zeigen; vermutlich wird es noch einige Überraschungen geben. Sicherlich werden in der Schweiz aber auch in 30 Jahren noch Fische schwimmen. Unklar ist, welche und wie vital deren Populationen sein werden. In welcher Form die Schweizer Fischvielfalt fortbestehen wird, hängt auch von unserem Engagement zum Schutz der Gewässer ab.
Link zum Bericht des Bundesrats:
www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-73799.html
Altenberger
Hoffentlich hatte der Bundesrat endlich ein hör für uns Fischer weil sie geben das Geld immer wieder für Sachen wo nichts führt zum Preis die NAT und die Flüchtlinge wo sehr viel Geld kostet im Statt wenn das so weiter geht mit der Fischerei dann sehe ich Schwarz auch die Bauerei muss endlich Aufhören weil unser Fische haben bald keinen Platz mehr und mir Fischer auch nicht mehr