Nachtfischen in der Schweiz
16 | 08 | 2019 Schweiz | PraxisText: Tomasz Sikora 111765
16 | 08 | 2019 Schweiz | Praxis
Text: Tomasz Sikora 1 11765

Nachtfischen in der Schweiz

In der Nacht sorgt die ruhige, entspannte Stimmung am Wasser für eine Atmosphäre, die zum besonderen Erlebnis wird. Grund genug, auch einmal nachts einige Fische auf die Schuppen zu legen. Oder es zumindest zu versuchen.


Zu den nachtaktiven Fischen zählen vor allem Zander, Wels, Aal, Karpfen und Trüsche, wobei letztere besonders im Winter befischt wird. Der Aal, der früher häufig mit Vorliebe nachts befischt wurde, ist leider in vielen Schweizer Gewässern so selten geworden, dass er kaum noch gefangen wird. Dass man es nachts durchaus auch mal auf Hecht versuchen sollte, zeigt unser Experte Ivan Valetny in der nächsten «Petri-Heil»-Ausgabe (9|2019). Bei entsprechender Köderwahl sind aber durchaus auch kapitale Weissfische zu erwarten. Während tagsüber im Sommer durch Badegäste, Spaziergänger und Ausflügler viel Betrieb am und im Wasser herrscht, kehrt nachts Ruhe ein. Fische, die den Rummel meiden und sich verstecken, werden oft in der Nacht aktiver und beginnen dann zu jagen und zu fressen. Wer kennt es nicht? Man geht tagsüber angeln und abends, genau zu der Zeit, wenn es so richtig zu beissen beginnt, muss man zusammenpacken. 

Breite Köderpalette

Nachtaktive Fische können sowohl passiv mit Naturködern als auch aktiv mit Spinnködern befischt werden. Bei den Naturködern hat der Fischer die Qual der Wahl. Wer auf Cypriniden aus ist, kann es mit dem klassischen Wurm, Maiskörnern, Maden oder Boilies, aber auch mit weniger bekannten Ködern wie dem Hühnerherz oder Frolic versuchen. 

Wer es beim Setzen auf die nachtaktiven Raubfische abgesehen hat, muss bei der Ködergrösse eine Etage höher greifen. Bei Zandern bieten sich fingerlange, schlanke Köderfische an, während bei Welsen die Köderfische kaum zu gross sein können. Viele schwören beim nächtlichen Welsangeln auch auf ein ganzes Wurmbündel, das auf einen oder sogar mehrere Drillinge gespiesst wird. Den nächtlichen Spinnfischern fällt die Köderwahl deutlich einfacher: Hier ist der Gummifisch der unangefochtene Liebling.

Licht ins Dunkel bringen

Ob nun aktiv oder passiv: Wer nachts fischen möchte, braucht Licht. Und weil wir Fischer bei unserer liebsten Tätigkeit idealerweise beide Hände frei haben (ob nun zum Werfen, Beködern oder Drillen), ist die Verwendung einer Stirnlampe, die Euch beide Hände frei hält, naheliegend. Wer die Möglichkeit hat, sollte beim Kauf darauf achten, dass die Stirnlampe rotes Licht ausstrahlt oder dass man sie auf rotes Licht umstellen kann, denn: Es ist erwiesen, dass Fische rotes Licht nicht wahrnehmen können. Mit rotem Licht vermeidet Ihr also jede visuelle Scheuchwirkung. Ferner empfiehlt es sich, Ruten und eventuelle Zapfen mit Knicklichtern zu bestücken. So hat man stets die Übersicht darüber, wo sich Rute und Zapfen befinden. Während beim Spinnfischen die Bisserkennung kein Licht erfordert (einen Zander- oder Welsbiss wird man kaum verpassen, wenn man die Rute in der Hand hält), sollte man sich beim Setzfischen Gedanken darüber machen, wie man seine Bisserkennung gestalten möchte. Möglichkeiten gibt es verschiedene: von Glöckchen, die mit ihrem Bimmeln den Biss anzeigen, bis hin zu verschiedenen elektronischen Bissanzeigern, die sowohl visuell als auch akustisch auf den Biss aufmerksam machen. Mittlerweile bieten viele Hersteller Geräte an, die, sofern sie richtig eingestellt sind, selbst den grössten Morgenmuffel zuverlässig aus den Federn holen. 

 Eine Stirnlampe bietet beim Nachtfischen unverzichtbare Dienste. © André Suter

Eine Stirnlampe bietet beim Nachtfischen unverzichtbare Dienste. © André Suter

 Der Zander wird nicht umsonst auch «Glasauge» genannt. Mit seinem Sinnesapparat ist er für die Jagd in der Dunkelheit prädestiniert. © S. Kaufmann

Der Zander wird nicht umsonst auch «Glasauge» genannt. Mit seinem Sinnesapparat ist er für die Jagd in der Dunkelheit prädestiniert. © S. Kaufmann

 Ein Wels taucht aus der Dunkelheit auf: Einer der aufregendsten Momente beim Nachtangeln! © B. Brennsteiner

Ein Wels taucht aus der Dunkelheit auf: Einer der aufregendsten Momente beim Nachtangeln! © B. Brennsteiner

 Wie sich grosse Hechte gezielt in der Nacht fangen lassen, erfährst Du in der nächsten «Petri-Heil»-Ausgabe. © Olivier Portrat

Wie sich grosse Hechte gezielt in der Nacht fangen lassen, erfährst Du in der nächsten «Petri-Heil»-Ausgabe. © Olivier Portrat


Nachtfischen braucht Vorbereitung 

Selbstverständlich sind Gewässer auszuwählen, an denen das nächtliche Fischen überhaupt erlaubt ist. Angesichts des weitverbreiteten «Kantönli»- und «Gemeindli»-Geistes ist das manchmal gar nicht so leicht herauszufinden. Wer Zweifel hat, fragt sicherheitshalber bei den verantwortlichen Behörden nach. Auch was die Platzwahl angeht, sollte man nicht planlos losziehen. Grundsätzlich empfiehlt es sich, Angelplätze auszuwählen, die man schon vom Fischen tagsüber gut kennt. So kann man ausschliessen, dass Abhänge, Stolperfallen oder sonstige Hindernisse zum Risikofaktor werden. Zusätzlich sollte man sich vor dem nächtlichen Ansitz aber auch vor dem nächtlichen Spinnfischen mit Fragen wie «Werde ich mich hier im Dunkeln zurechtfinden?» oder «Kann ich hier einen gros­sen Fisch, der im Drill stark kämpft, landen?» auseinandersetzen. Wo es erlaubt ist, die ganze Nacht durchzuangeln, kann es beim Ansitzangeln ausserdem Sinn machen, sich mit entsprechender Ausrüstung einzurichten, um die Nacht möglichst bequem verbringen zu können. Ein Zelt oder zumindest ein grosser Schirm bieten bei Regen einen Unterstand. Ebenso sinnvoll ist ein Gaskocher, mit dem man wachhaltenden Kaffee und eine Mahlzeit zubereiten kann. In der Finsternis der Nacht ist Ordnung am Angelplatz absolut zentral. Utensilien wie Feumer, Zangen usw. sollten immer griffbereit sein, um sie bei einem fordernden Drill in der Dunkelheit nicht lange suchen zu müssen. 

Beim Schlafen sollte man darauf achten, dass man einen allfälligen Biss auf jeden Fall bemerkt und reagieren kann, bevor der Fisch Dutzende Meter Schnur abgezogen hat.


Nachtfischen in der Schweiz: 3 kühle Gewässertipps

Endlich Sommer. Die Nächte sind warm. Grund genug, auch einmal das Nachtfischen zu versuchen. Dazu muss man wissen: Nicht überall in der Schweiz darf man in der Nacht fischen. «Petri-Heil» zeigt drei kühle Gewässertipps  fürs Nachtfischen in der Schweiz. 

1. Nachtfischen im Kanton Bern: Der Jura-Südfuss

Wer im Kanton Bern die ganze Nacht durchangeln will, der muss mit der Aare zwischen dem Bielersee und der Berner Kantonsgrenze bei Murgenthal Vorlieb nehmen. Nur dort ist das Fischen rund um die Uhr gestattet. An allen anderen Berner Gewässern ist nämlich das Angeln im Sommer zwischen 24 Uhr und 5 Uhr morgens verboten. 

Zu den typischen Zielfischen zählen auch hier Wels und Zander, aber auch Hechte gehen bei entsprechender Köderwahl an den Haken. Wie im Rhein ist der Aal auch im Kanton Bern selten geworden, weshalb er nicht mehr wie früher zu den typischen Zielfischen beim nächtlichen Ansitz gehört. Gefangen wird sowohl beim Ansitz als auch beim Spinnfischen mit Gummiködern, wobei insbesondere beim aktiven Gummifischen auf Zander oft mehrere Versuche nötig sind, um zum Erfolg zu kommen. 

Bei Fischern, die nicht die ganze Nacht, sondern nur in den Abend hinein fischen wollen, sind neben dem rund um die Uhr befischbaren Aareabschnitt auch der Zihlkanal und das steil abfallende Nord­ufer des Bielersees beliebt. 

2. Nachtfischen im Kanton Aargau: Der Rhein

Im Kanton Aargau ist das Nachtfischen am Rhein grundsätzlich erlaubt. Zu beachten ist aber, dass die jeweiligen Pächter verschärfte Bestimmungen erlassen können. Wenn ihr also unsicher seid und nicht wisst, ob das Nachtangeln am gewählten Rheinabschnitt erlaubt ist, dann informiert Euch bei der Patentausgabestelle. Zu beachten ist, dass das Nachtfischen beim Freiangelrecht ausgeschlossen ist. 

Angesichts der rasanten Vermehrung der Schwarzmeergrundel in den letzten Jahren besteht ein Vorteil des nächtlichen Angelns am Rhein darin, dass diese nach Sonnenuntergang kaum noch an den Haken geht. Während der Aal im Vergleich zu früheren Jahren sehr selten geworden ist und kaum noch gefangen wird, scheint die Welspopulation zahlenmässig zugelegt zu haben. 

Wer es auf den Riesen unter den heimischen Süsswasserfischen abgesehen hat, muss robuste Rollen und Ruten wählen, darf aber auch nicht bei den Kleinteilen sparen. Die besten Rollen, Ruten und Schnüre bringen nämlich nichts, wenn im harten Kampf mit einem Wels die Kleinteile versagen. Am häufigsten werden Welse beim Ansitzangeln mit Würmern und Köderfischen, aber auch Innereien wie Leber gefangen. 

Wer über ein Boot mit Echolot verfügt, kann sich auch im adrenalingeladenen Vertikalangeln auf Wels versuchen. Wenn man zusehen kann, wie sich eine grosse Sichel vom Grund löst und dem Köder nähert, kann einem schon mal das Herz in die Hosen rutschen. Neben den Naturködern, die auch beim Setzen verwendet werden, können beim Vertikalangeln vom Boot aus auch Kunstköder wie Gummifische verwendet werden.

Wer nicht die Nerven für fordernde Welsdrills hat, der kann grundnah mit Naturködern wie Mais, Käse, Boilies oder Würmern fischen. Bei dieser Art der Fischerei sind unter anderem Weissfische wie Barben oder Alet zu erwarten.

3. Nachtfischen im Kanton Zürich: Der Greifensee

Der Kanton Zürich dürfte wohl einer der fischerfreundlichsten Kantone sein, wenn es ums Nachtfischen geht. Mit Ausnahme des unter Konkordatsrecht stehenden Zürichsees, an dem das Fischen in der Sommerzeit zwischen 23 Uhr und 4 Uhr untersagt ist, ist die Nachtfischerei grundsätzlich gestattet. Da aber ein Grossteil verpachtet ist, kann man nicht einfach ans nächstbeste Gewässer fischen gehen. Am beliebtesten ist daher der Greifensee. Dieser weist einen interessanten Welsbestand auf und es sind auch einige Zander und Aale im Gewässer. Der Bestand an Weissfischen ist sehr gut. Allerdings sind die befischbaren Plätze am Greifensee rar, da der grösste Teil des Ufers unter Naturschutz steht. Zudem empfiehlt sich ein Angelausflug bei eher schlechtem Wetter, da der Greifensee bei schönem Wetter stark frequentiert wird.

1 Kommentare


Theissl Michael

15 | 08 | 2022

Der Greifensee !
Seit über 30 Jahren schon gehe ich am Greifensee angeln. Ich angle vom Land aus. Früher war der Greifensee fast ein Paradies für Fischer vom Land aus, heute ist er leider nur noch ein trauriger Tümpel. Warum ? Es gibt gefühlt viel zu wenige Fische als früher. Heut zu Tage kann man froh sein wenn überhaupt noch eine Schwale anbeisst. Leider gibt es auch viel zu wenige Plätze die nur für Fischer sind. Wo früher Fischerplätze waren ist heute Naturschutzgebiet. Und an den Plätzen die noch verfügbar wären sind heute überall nur noch Badende Leute die alles in Beschlag nehmen und keine Rücksicht mehr kennen. Ohne Boot wo man wieder ein teures Patent und ein Bootsschein braucht um an ruhige Plätze zu kommen wo es noch Fische gibt, ist Fischen fast nicht mehr möglich. Das Freiangeln von Land aus ist leider quasi ausgestorben. Die einzige Möglichkeit für uns Fischer ist wenn man über Nacht angelt, da hat man wenigstens seine Ruhe. Aber Fische fangen über Nacht ist auch fast unmöglich geworden da nichts anbeisst. Der Greifensee ist ein wunderbarer See mit all seiner Natur , aber er verkommt zum Massentourismus der Badenden die denken der ganze See gehört nur ihnen. Ich fische gerne am Greifensee, umso mehr finde ich schade, dass der Fischereiverband so wenig für die Fischer macht und in keiner weise handelt um es uns einfacher zu machen um wieder Freude am fischen zu bekommen. Offensichtlich interessiert es niemanden in diesem Verband ob man noch an diesem See fischen kann. Ich frage mich, warum gibt es dann noch einen Fischereiverband ?


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