


26 | 05 | 2025 | Praxis | ![]() | ![]() |
26 | 05 | 2025 | Praxis |
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Es gibt eine Zeit, in der die Nahrung der Egli noch so klein ist, dass man sie nur schwer nachahmen kann. Jetzt greift André Pawlitzki zu Miniaturködern, um den Egli-Code zu knacken.
Vom Boot aus sahen mein Kollege Waldo und ich, wie sich immer wieder ein grosser Fisch in einem Kleinfischschwarm wälzte – wie ein Wal im Plankton. Leider waren die Fischchen noch so klein, dass man sie mit normal grossen Ködern nicht nachahmen konnte. Hier war feinere Kost gefragt. Zum Glück hatte ich noch 4 cm lange Micro Grub Tail-Gummifische mit Twisterschwanz ganz unten in meinem Angelrucksack. Um eine ausreichende Wurfweite mit den kleinen Ködern zu erzielen, schaltete ich dem Minitwister eine Cheburashka-Kugel in Gold vor, die mir schon viele Fische gebracht hatte. Diese hatte ein Gewicht von 1,8 Gramm, liess sich aber ausreichend weit werfen, um den ins Wasser gefallenen Baum zu erreichen, um dessen Äste sich der Schwarm aus gallertartigen Fischchen versammelt hatte.
Inzwischen hatte der Räuber sich schon zwei weitere Male in den Kleinfischen gewälzt. Was für ein Räuber sich hier wohl den Magen füllte? Die ersten Würfe blieben ohne Biss. Problematisch war, dass ich jeden Wurf abstoppen musste, damit der Köder nicht im Holz landete und abgerissen wurde. Die ausbleibenden Bisse liessen mich zweifeln, ob mein Köder die richtige Grösse hatte. Dann plötzlich schien mein Minitwister festzuhängen. Doch nein, ein dicker Fisch nahm Schnur und powerte ins Freiwasser. Das konnte nur ein Hecht sein. Entsprechend vorsichtig drillte ich den Fisch zum Boot. Dann durchbrach eine Stachelflosse die Oberfläche. Ein grosser Egli hatte den kleinen Twister gepackt, dessen Haken glücklicherweise gut im Maulwinkel sass. Und so konnte Waldo wenig später den Prachts-Egli feumern. 45 cm zeigte das Massband.
Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie klein oft die Fische sind, von denen sich selbst grosse Räuber manchmal ernähren. Dick-Egli fressen gern kleine Köder, egal ob schlanke Zuckmücken- oder Kleinfisch-Imitate. Gerade in der Zeit, in der ihre Vorliebe vom Wurm zum Fisch wechselt, was meistens Ende Mai/Anfang Juni der Fall ist, haben sie auch Appetit auf kleinste Fischchen, die oft nur halbfingerlang sind. Um entsprechend kleine Köder überhaupt werfen zu können, hilft nur die Cheburashka-Kugel, die ich je nach Situation zwischen 1,5 und 4 g wähle. Ich kann sie in kleinen Sprüngen am Grund führen wie einen Jig, aber auch mit meinem Twisterköder im Freiwasser einkurbeln.
Die Bisse im Freiwasser kommen meist sehr ruppig, sodass die Rollenbremse richtig weich eingestellt werden muss, damit ein im Drill zum Grund strebender Egli nicht ausschlitzt. Ganz wichtig ist es auch, dass die Endmontage ausgewogen ist, damit der Köder das Interesse der Räuber wecken kann. Die Cheburashka-Kugel wird über einen Wirbel mit dem Vorfach verbunden. Der Wirbel hat eine Tragkraft von 4 kg, was meistens ausreicht, wenn die Rollenbremse ruckfrei Schnur freigibt. Knotet man die Kugel an, wird das Vorfach auch schon mal aufgescheuert und ein Räuber (meistens ein Hecht) schlägt sich mitsamt des Köders los – was alles andere als weidgerecht ist.
Als Vorfach verwende ich dünnes 0,19er-Fluorocarbon in freiem Wasser, 0,27er zwischen Hindernissen. Das Vorfach sollte ca. 1,2 m lang sein. Als Hauptschnur wähle ich eine Geflochtene von 0,08 mm Durchmesser. Die reicht aus, um auch einen Hecht als Beifang landen zu können, wenn man sich im Drill Zeit lässt und der Einzelhaken wie so oft im Maulwinkel des Fischs gefasst hat.
Was gibt es neben den Micro Grub Tail-Fischen noch an Miniködern, die fangen? Als erstes muss ich den Huddle 1 von Fish Arrow erwähnen (Lieferung über Nippon Tackle). Dieser Köder ist zwar nicht so günstig, aber jeden Rappen wert. Vor allem die recht dunkel gefärbten, nur 4,5 cm langen Gummifische haben mir an grellen Sonnentagen schon einen Egli nach dem anderen beschert, wenn man erst einmal einen Eglischwarm gefunden hat. Vielleicht ist es auch nur die dunkle Silhouette, welche die Fische anturnt.
Weitere Köder, die fangen, sind die 5 cm langen Hard Time Minnows der US-amerikanischen Firma Gitzit. Es sind Tube Jigs, denen die passenden Bleiköpfe schon beiliegen. Hebt man den Gitzit an, bewegen sich die Fransen am Schwanz. Das führt zu einem Vibrationsspiel, das völlig anders als das anderer Köder ist. Vielleicht sehen die Egli in dem Köder eine Kaulquappe oder eine Grundel – auf jeden Fall scheint das Köderspiel der Hard Time Minnow den Räubern zu gefallen.
Wenn es noch filigraner sein muss, greife ich zu den Rockvibe Shads (Lieferung über Camo-Tackle) in der kleinsten Version. Diese bestehen aus einem extrem dünnen Körper und einem Schaufelschwanz, der im Wasser für viel Wirbel sorgt. Ich fische diesen Köder am liebsten an einem 8er- oder 10er-Haken hinter einer Cheburashka-Kugel. Hab keine Scheu vor kleinen Ködern, sie fangen mitunter grossartig!
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