[Marmorata-Forelle:]<br/>Es gibt viel zu tun
10 | 04 | 2024 SchweizInterview & Fotos: Ricci Gerber 11163
10 | 04 | 2024 Schweiz
Interview & Fotos: Ricci Gerber 1 1163

Marmorata-Forelle:
Es gibt viel zu tun

Der Schweizerische Fischerei-Verband hat 2024 die Marmorata-Forelle zum Fisch des Jahres ernannt. Ist das eine letzte Chance für die in der Schweiz fast ausgestorbene Forellenart?


Wir von «Petri-Heil» wollten es genau wissen und schickten unseren freien Mitarbeiter Ricci Gerber zum Tessiner Kantonsbiologen Danilo Foresti, der uns freundlicherweise bei einem Interview Einblick in die Pläne des «Ufficio della caccia e della pesca» gab.


«Petri-Heil»: Herr Foresti, was waren Ihre ersten Gedanken, als die Marmorata-Forelle zum Fisch des Jahres ernannt wurde?

Danilo Foresti: Mich hat es sehr gefreut. Die Marmorata-Forelle wurde schon seit einigen Jahren von der Bundesfischereiverordnung anerkannt und hat diesseits und jenseits der Alpen immer grosses Interesse erweckt.


Gibt es konkrete Pläne für die Wiederansiedlung der Marmorata-Forelle?

Zurzeit arbeiten wir zusammen mit dem BAFU und dem Kanton Graubünden an einem Aktionsplan für die Fischarten der Alpensüdseite. Dieser Plan wird uns helfen, die Ausrichtung dieser Projekte festzulegen, in dem nebst anderem auch die Wiederansiedlung der Marmorata-Forelle vorgesehen ist.


Ein Projekt mit dem Titel «Die Rückkehr der Marmorata-Forelle» gab es bereits 2006. Was können Sie uns darüber erzählen?

Die verbliebenen Laichfische aus diesem interregionalen Projekt sind in einer kantonalen Fischzucht untergebracht und liefern noch heute Jungfische für den Besatz einiger Flüsse im Sottoceneri. Weil die Laichfische seit Jahren in einem geschlossenen Kreislauf gehalten wurden, ergreifen wir nun Massnahmen, um den Bestand mit Wildfischen aufzufrischen.


Welche Flussabschnitte im Kanton Tessin könnten für die Marmorata-Forelle geeignet sein?

Die Unterläufe unserer Hauptflüsse sind besonders geeignet. Aber leider hat jeder von diesen Flüssen seine Probleme, die aus verschiedenen Gründen die Eignung für Forellen und andere Salmoniden schmälern. Eines dieser Probleme sind die besonders hohen Temperaturen und Trockenperioden, die in den Sommermonaten der letzten Jahre im südlichen Alpenraum immer häufiger auftreten. Allerdings gibt es im Lago Maggiore eine Population von Marmorata-Forellen (Ökotyp Seeforelle), die auch in die Zuflüsse aufsteigt. Es ist also wichtig, nicht nur die Fliessgewässer, sondern auch die grossen Seen in das Projekt einzubeziehen.


Könnte die Hybridisierung in Flussabschnitten, in denen es noch Naturverlaichung gibt, zu einem Problem werden?

Die Hybridisierung mit der Atlantischen Forelle Salmo trutta ist und bleibt ein Problem, da sie die Entstehung einer puren Population in freier Wildbahn verhindert. Eine 2019 durchgeführte genetische Studie zeigte ganz klar den hohen Grad der Introgression der Atlantischen Forelle, die die ursprünglichen Stämme von marmorierten und adriatischen Forellen im Kanton Tessin fast komplett vernichtet hat.


Könnte es sein, dass eine mögliche Rückkehr der Marmorata-Forelle zu Konflikten mit den Fischern führen wird: schützen statt essen?

Die Marmorata ist bereits durch kantonale Vorschriften geschützt. Die Anwendung ist jedoch schwierig. Erstens wird vom Angler gefordert, eine Forelle zu kennen, die er wahrscheinlich noch nie in seiner Laufbahn gesehen hat, was durch das Vorhandensein von Hybriden noch erschwert wird. Zweitens wird von ihm verlangt, einen Fisch von vielleicht aussergewöhnlicher Grösse freizulassen, und das in einer Zeit, in der die Fänge in den Gewässern des Kantons immer knapper werden. In diesem Zusammenhang sind die individuellen Entscheidungen des einzelnen Anglers sehr wichtig.


Wäre es Ihrer Meinung nach sinnvoll, Marmorata-Forellen auch in Stauseen anzusiedeln?

Die Stauseen des Kantons Tessin sind Orte, an denen die Hobbyfischerei besonders intensiv betrieben wird. Die Marmorata-Forelle wäre also einem hohen Befischungsdruck ausgesetzt. Ausserdem brauchen Forellen Gewässer, in denen sie sich fortpflanzen können, um ihren Lebenszyklus zu vollenden. In einem geschlossenen Gewässersystem sind diese Voraussetzungen meistens nicht vorhanden. Ein solcher Besatz könnte daher nur in Gewässern mit geringem Fischereidruck und der Möglichkeit der Abwanderung in ein Flusssystem sinnvoll sein.


Gibt es derzeit Zuchtbetriebe im Tessin, die Marmorata-Forellen aufziehen?

Derzeit gibt es im Sottoceneri einen Betrieb, der diese Art züchtet und etwa hunderttausend Jungfische pro Jahr produziert. Ein zweiter Betrieb für den Sopraceneri ist in naher Zukunft geplant. Somit hätten wir dann zwei unabhängige Bewirtschaftungseinheiten für die Marmorata-Forelle. 

 Wie sehen die Perspektiven für die Marmorata aus?

Wie sehen die Perspektiven für die Marmorata aus?

1 Kommentare


Marlene

14 | 04 | 2024

Den Wein habe ich nirgendwo gefunden ...um eventuell welchen zu bestellen.


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