07 | 01 | 2019 | Praxis | 0 | 4286 |
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Künstlich angedockt
Wenn man über den Raubfischfang im Winter spricht, denken viele Fischer zwangsläufig an einen Ansitz mit totem Köderfisch. Rund um Häfen ist es aber in der kalten Jahreszeit durchaus möglich, auch mit Kunstködern kapitale Hechte zu fangen.
Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass man im Winter in und um Häfen ausgezeichnete Fangplätze findet. Die Weissfische versammeln sich zu grossen Schwärmen und ziehen in die Hafengebiete. Das wissen natürlich auch die Räuber – und es zieht sie magisch an. Die Aussicht auf tolle Fänge an den kalten Tagen lockt auch viele Fischer an – um den Raubfischen nachzustellen. Wo das Fischen in Häfen erlaubt ist, sind tolle Fänge möglich.
Schwärme suchen
Bekanntlich ziehen die Fische in der kalten Jahreszeit aus dem offenen Wasser in die Häfen. Zu dieser Zeit sind dann jede Menge Fische rund um die Häfen anzutreffen. Ansitze mit toten Köderfischen sind nun bei vielen Fischern beliebt. Aber in milden Wintern mit den für die Jahreszeit zu hohen Wassertemperaturen können die Fische immer noch recht aktiv sein, sodass auch Kunstköder eine gute Option sind.
Die Fangerfolge sind allerdings unberechenbar. Das macht jeden Ausflug – ganz gleich ob Ansitz oder Spinntour – immer wieder zu einer spannenden Herausforderung. Das Wichtigste ist nun Durchhaltevermögen.
Im Sommer kann es mitunter schwierig sein, die Fische zu finden. Im Winter ist das meist einfacher, da die Fische vielfach konzentriert stehen. Mein Fischerkumpel Mick und ich haben auf der Suche nach den Räubern in den vergangenen Jahren viel Zeit investiert. Ich erinnere mich an einen Tag, an dem wir uns in der Nähe einer Hafenmündung befanden und auf dem Echolot deutlich Fischschwärme sahen. Trotzdem warteten wir den gesamten Vormittag ver geblich auf einen Biss. Erst im Lauf des Nachmittags bekam Mick an einer anderen Stelle die erste Aktion – und wir fingen innerhalb einer Stunde die ersten drei Fische. Als die Bisse wieder ausblieben, spukte uns der Platz durch den Kopf, an dem wir am Morgen begonnen hatten. Sollten die Fische plötzlich doch unterwegs sein und fressen?
Unvergessliche Momente
Das Ende des Tages rückte näher und wir entschieden uns, nochmals in Richtung der Hafenmündung zu fahren, wo wir so viele Fische auf dem Echolot gesehen hatten. Schnell wurde klar, dass dies die richtige Entscheidung war, denn mein langsam geführter Gummifisch wurde sofort von einem grösseren Fisch verfolgt. Mit einem Puls von 200 liess ich den Köder nur wenige Meter vor dem Boot kurz stehen. Das gab der Hechtdame ausreichend Zeit, meinen Gummifisch voll zu inhalieren. Nach einem missglückten Versuch in einer ähnlichen Situation hatte ich inzwischen gelernt, dem Hecht etwas mehr Zeit zu geben, um sein Maul wieder zu schliessen und wartete ein bisschen länger mit dem Anhieb. Solche Bisse bleiben uns für immer in Erinnerung: Der Fisch schiesst direkt unters Boot und die Rollenbremse bekommt richtig viel zu tun. Dass sie in solchen Situationen reibungslos arbeitet, ist entscheidend – wie sich immer wieder zeigt. Ein Klemmen in der Bremse oder ein Fehler im Gerät führen in solch unerwarteten Momenten zu Schnurbrüchen oder aufgebogenen Haken.
Mit der Aussicht auf die zum Teil heftigen Bisse ist dies eine meiner liebsten Arten der Fischerei. Und das Schönste ist, dass es durchaus möglich ist, dass Sie und Ihr Fischerfreund die Hecht-Attacken kurz vor den Füssen auch zu sehen bekommen. Das macht diese Form des Raubfischfangs so wunderbar spannend.
Kleine Köderauswahl
Aufgrund der sinkenden Temperaturen bevorzuge ich Köder, die beim langsamen Einholen nur eine dezente Aktion zeigen. Viele Fischer neigen dazu, Köder zu bevorzugen, die grundnah angeboten werden. Aber meine Erfahrung zeigt, dass dies nicht immer ratsam ist. Da ich kein Fan von zu komplizierten Ködersortimenten bin, nehme ich nur zwei Boxen mit, von denen eineinhalb mit Jerkbaits zum Werfen gefüllt sind. Ich sortiere die kleine Auswahl nach ihrer Aktion, aber vor allem auch nach der Tiefe, in der sie geführt werden. Hinzu kommen ein paar Gummis und Wobbler fürs Schleiken.
Lautlose Verführer
Unverzichtbare Köder sind für mich auch Gummifische in Längen zwischen 18 und 28 Zentimeter, die recht lautlos durchs Wasser gleiten. Ja, denn selbst Jerkbaits ohne Geräuschkugeln verursachen noch einen erheblichen Lärm, wenn beim Einholen die Drillinge gegen den Körper schlagen. Dies kann sehr effizient und fangentscheidend sein. Der andere grosse Vorteil von Shads: Sie lassen sich so montieren, dass man sie in jeder Situation verwenden kann. Bereiten Ihnen die absterbenden Pflanzen im Wasser noch viel Mühe, dann ist eine flache Schraubmontage perfekt. Sehen Sie aber auf Ihrem Echolot jede Menge Fische in tieferem Wasser und bekommen keine Bisse auf flach laufenden Köder? Dann bietet ein schwererer Bleikopf die Lösung. Einschraubbare Bleiköpfe halte ich für ideal, denn sie bieten einen optimalen Lauf des Köders. Ausserdem kann man den Bleikopf wechseln, ohne dabei den Stinger samt Drilling vom Gummi zu lösen. Dank des Schraubmechanismus ist die Beschädigung an den Gummiködern auch gleich null. Ich benutze für die Shads immer selbstgebaute Stinger in verschiedenen Längen und Hakengrössen in Abhängigkeit von der Grösse des Köders.
Kräftiges Material
Beim Zusammenstellen der Ausrüstung sollten wir berücksichtigen, dass unter den Hechten auch wirklich kapitale Exemplare sein können. Ich bevorzuge für das Werfen der relativ grossen Gummis eine massive Rute in Kombination mit einer Baitcaster-Rolle und einer kräftigen Geflechtschnur mit einer Tragkraft von mindestens 50 Pfund. Speziell beim Hechtfischen befürworte ich eher schwereres als zu leichtes Geschirr. Der Köder ist ohnehin recht gross, sodass seine Aktion auch durch die dickere Schnur nicht beeinträchtigt wird – anders als wenn man mit kleinen Wobblern auf Egli fischen würde. Mit der 2,50 Meter langen Rute kann man die Köder auch ohne grosse Probleme gut werfen. Beim Uferfischen um die Hafenmündungen kann das ein grosser Vorteil sein, um die gewünschten Stellen zu erreichen.
Heisse Stellen am Hafen
Die besten Plätze für das Fischen in Hafennähe sind oft die Scharkanten an den Fahrrinnen. Des Weiteren mag ich Stellen, an denen man absterbende Wasserpflanzen (Laichkraut) findet. Dies ist oft an Plateaus in zwei bis drei Meter Tiefe der Fall. Aber sicherlich kann man auch an tieferen Stellen schöne Fische fangen. Hier sind die Räuber durchschnittlich oft ein bisschen grösser. Ein weiterer Hotspot, der natürlich nicht ausgelassen werden sollte, ist die Hafenmündung.
Die genannten Plätze sind nicht nur im Winter ausgezeichnete Stellen. Auch im Frühling – zu der Zeit, in der die Hechte die Häfen verlassen, um zu den Laichplätzen zu ziehen, können sie sehr produktiv sein. Manchmal ist jedoch viel Geduld gefragt, denn es passiert häufig, wie bereits beschrieben, dass die Fische erst am Ende des Tages ihr Verhalten völlig ändern und dann in einen wahren Fressrausch fallen. Weil die Fische recht dicht beieinanderstehen, kann es sein, dass der erste Biss nur der Auftakt einer ganzen Reihe von Attacken auf unsere Kunstköder ist. Das ist recht typisch für diese Form des Fischens – äusserst spannend und eine schöne Abwechslung zum Ansitz mit totem Köderfisch.
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