Ein Amerikaner im Tessin
10 | 08 | 2018 Schweiz | PraxisText & Fotos: Fynn Krause 314040
10 | 08 | 2018 Schweiz | Praxis
Text & Fotos: Fynn Krause 3 14040

Ein Amerikaner im Tessin

Der Forellenbarsch gilt unter Spinnfischern als Trendfisch schlechthin. Die Fischerei auf ihn ist vielfältig und spannend. Fynn Krause legte sich mit den grossmäuligen Forellenbarschen des Luganersees an.


Für Forellenbarsch-Jäger ist der Luganersee im Kanton Tessin eine ganz heisse Adresse – nur wenige Bass-Gewässer sind so leicht erreichbar und haben gleichzeitig einen so guten Bestand. Die gesamte Forellenbarschfischerei im Lago di Lugano spielt sich im flachen Uferbereich ab – dort hält sich viel Futterfisch auf und Unterstände wie Bootsanleger, Steganlagen und Mauern bieten den Barschen Deckung. Der Uferstreifen ist im Durchschnitt drei Meter breit und zweieinhalb Meter tief – danach kommt eine Kante, die bis zu einer Tiefe von 288 Metern abfällt. Und dort stehen kaum Fische, jedenfalls keine Forellenbarsche: Fast alle Barsche fängt man im Flachen.

Das Fischen vom Ufer aus ist mühselig, da grosse Strecken zwischen den Spots liegen – über 70 Prozent der Uferstrecke des Sees sind verbaut und befinden sich in Privatbesitz. Wer richtig gut fangen möchte, braucht ein Boot! Eines zu mieten ist am Luganersee nicht ganz einfach und vor allem teuer. Die örtlichen Bootsvermieter verlangen oft bis zu 50 Franken pro Stunde.


Strecke machen bringt Fisch

Die Forellenbarsche des Luganersees machten es uns nicht leicht: Denn sie stehen auf gesamter Uferstrecke verteilt oder ziehen in Gruppen an den Kanten entlang. Bootsgaragen, Steg- und Slipanlagen sind ganz klar die bevorzugten Unterstände der Fische. Diese gilt es zügig  abzufischen. Auch Büsche, die über die Ufer ragen, sind immer gut für einen Bass. Lange sollte man sich jedoch nicht an den Stellen aufhalten: Hat man nach dem dritten oder vierten Wurf keine Attacke, kommen meist auch keine Bisse bei den darauffolgenden Würfen. Dann heisst es weiterfahren. Mit etwas Geschick manövriert man das Boot in der niedrigsten Geschwindigkeitsstufe rückwärts die Kante entlang und wirft dabei die Spots an. Hat man die Fische gefunden, stoppt man den Motor und befischt die Stelle intensiver!


Grosse Köder – grosse Fische

Forellenbarsche sind wirklich schlaue Gesellen und fallen nur selten zweimal auf einen und denselben Köder herein. Ausserdem sind die Barsche extrem gierig und attackieren auch grosse Köder. Wobbler zwischen 12 und 20 cm sind für die grossen, bis zu vier Kilo schweren «Bass» des Luganersees genau das Richtige! Swimbaits (mehrteilige Wobbler), grosse Spinnerbaits und Oberflächenköder haben sich beim schnellen Fischen bewährt. Weichplastikköder, wie Gummiwürmer und «Creature-Baits» (Krebs- und Echsenimitationen) haben immer dann die Nase vorn, wenn sich die Fische unter Booten, Wurzeln oder Stegen verstecken. Wichtig: Die Köder dürfen nicht zu schwer sein, sonst sinken sie zu schnell – sie sollten so natürlich wie nur möglich zu Boden taumeln.

Die Barsche jagen blitzschnell aus den Unterständen heraus, um die ins Wasser gefallenen Insekten oder Tierchen zu attackieren – 99 Prozent der Bisse bekommt man kurz nachdem der Köder ins Wasser geplumpst ist. Auch, wenn es an solchen Stellen manchmal tief ist. Und je näher der Köder am Unterstand landet, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Bass ihn bemerkt und attackiert.

 In der Schweiz gibt es nur wenige Forellenbarsch-Gewässer. Der Luganersee verfügt über einen guten Bestand und ist bis über die Landesgrenzen hinaus bekannt.

In der Schweiz gibt es nur wenige Forellenbarsch-Gewässer. Der Luganersee verfügt über einen guten Bestand und ist bis über die Landesgrenzen hinaus bekannt.

 Forellenbarsche neigen zum Sprung, dabei gehen sie auch oft verloren. Die Rutenspitze ist deshalb immer tief zu halten.

Forellenbarsche neigen zum Sprung, dabei gehen sie auch oft verloren. Die Rutenspitze ist deshalb immer tief zu halten.

 An kleinen Häfen sollte man nicht vorbeifahren. Hier lauern die Forellenbarsche auf Beute.

An kleinen Häfen sollte man nicht vorbeifahren. Hier lauern die Forellenbarsche auf Beute.

 Weichplastikköder können besonders lebensecht präsentiert werden und überzeugen auch misstrauische Forellenbarsche.

Weichplastikköder können besonders lebensecht präsentiert werden und überzeugen auch misstrauische Forellenbarsche.

 Im Luganersee leben richtig dicke Bass.

Im Luganersee leben richtig dicke Bass.

 Baitcastrollen und grosse Kunstköder sind beim Bassfischen eine gute Wahl.

Baitcastrollen und grosse Kunstköder sind beim Bassfischen eine gute Wahl.

 Wer für seine Köder mehrere fertig montierte Ruten bereithält, ist schnell für jede neue Situation bereit.

Wer für seine Köder mehrere fertig montierte Ruten bereithält, ist schnell für jede neue Situation bereit.


Gerät

Gut aufeinander abgestimmtes Gerät ist sehr wichtig, um über einen langen Zeitraum fischen zu können. Kurze Ruten mit einem Wurfgewicht bis 60 Gramm sind für die Fischerei mit grossen Ködern perfekt. Ruten mit weicher Spitzenaktion haben sich in der Praxis bewährt – sie federn die Fluchten der Barsche besser ab und die Fische springen nicht so schnell aus dem Wasser, was die Verlustquote verringert.

Auf unseren Rollen fischten wir zuerst Geflochtene, die wir aber nach einigen Aussteigern gegen eine hochwertige monofile Schnur austauschten.

 Largemouth Bass (Micropterus salmoides): Beim Forellenbarsch oder grossmäuligen Schwarzbarsch erstreckt sich die Mundspalte über den hinteren Rand des Auges. Kopf und Rücken sind hellgrün bis olivgrün.

Largemouth Bass (Micropterus salmoides): Beim Forellenbarsch oder grossmäuligen Schwarzbarsch erstreckt sich die Mundspalte über den hinteren Rand des Auges. Kopf und Rücken sind hellgrün bis olivgrün.

 Smallmouth Bass (Micropterus dolomieui): Beim kleinmäuligen Schwarzbarsch endet die Mundspalte vor dem hinteren Rand des Auges. Kopf und Rücken sind bräunlich bis bronzefarben.

Smallmouth Bass (Micropterus dolomieui): Beim kleinmäuligen Schwarzbarsch endet die Mundspalte vor dem hinteren Rand des Auges. Kopf und Rücken sind bräunlich bis bronzefarben.


Wer ist wer?

Forellenbarsch, Schwarzbarsch, Black Bass, Largemouth Bass, Smallmouth Bass, Bass: In Fangberichten und Reportagen werden die Namen oft willkürlich verwendet. Die Gruppe der Schwarzbarsche (Black Bass) umfasst sechs Arten, die zur Gattung Micropterus gehören, darunter der Largemouth Bass (Micropterus salmonides) und der Smallmouth Bass (Micropterus dolomieui). Die Schwarzbarsche gehören zur Familie der Sonnenbarsche. Beim Forellenbarsch handelt es sich um den Largemouth Bass. Eine zweite korrekte deutsche Bezeichnung ist Grossmäuliger Schwarzbarsch. Ausserhalb den USA kommt vor allem der Largemouth Bass vor. Die Schwarzbarsche sind die wichtigsten Sportfische in den USA. Den sogenannten Bass Masters (Wettkämpfe für Bass-Fischer) verdanken einige amerikanische Fischer ein Millionenvermögen.

Wie der Forellenbarsch nach Europa kam, ist nicht mit Sicherheit geklärt. Die verbreitetste Theorie besagt, dass der preussische Kammerherr Max von der Borne die Fischart einführte und züchtete. Ihm verdanken wir auch die Regenbogenforelle. Vor allem südlich der Alpen erreichte der Forellenbarsch seit seiner Einführung eine relativ grosse Verbreitung.

 

3 Kommentare


20 | 06 | 2021

Merci pour les conseils, c'est effectivement cool d'en trouver au tessin, il n'y en as nul part ailleurs en Suisse, il y a 1 ans j'étais à Agno et j'ai vu passé un bass de presque 70cm, un vrai monstre, il était accompagné de deux grosses carpes, un comportement que j'ai observé, plusieurs fois j'ai vu un ou deux bass qui restait avec des carpes communes.


Luca Probst

24 | 05 | 2023

Stimmt es wirklich, dass man die Forellenbarsch Population im Luganersee stark dezimiert hat?

Antworten an: Luca Probst

Ruben

25 | 05 | 2023

Leider kann ich bestätigen dass die Forellenbarsch-Population im Luganersee um 2010 herum einen starken Zusammenbruch erlitten hat. Es gibt verschiedene Meinungen : Starker Befischungsdruck durch Netzfischer (Restaurants hatten den Fisch auf der Speisekarte), Sportfischer aus der Deutschschweiz die Kisten- und Kübelweise grosse Bass gezielt abtransportiert haben sollen, Frassdruck von zunehmenden Kormoranen auf diese exponierte Art (offenbar eine leichtere Beute als andere Fische). Der Bestand hat sich nun auf einem tieferen Niveau stabilisiert. Wer sich Zeit nimmt und sie suchen geht, findet sie auch heute noch. Dazu gehören auch sehr grosse Individuen über 50cm und drei Kilo aufwärts. Diese Riesen sind allerdings nicht einfach zu fangen, vor allem dann wenn man sie sieht...

Gruess und viel Glück bei der Bass-Suche allseits!


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