23 | 08 | 2024 | Praxis | 0 | 848 |
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Bigbaits – Mit Zebras auf Löwenjagd
Grosse Hechte und alte Löwen haben eins gemein: Sie bewegen sich nur für eine leicht zu fassende, lohnenswerte Beute. Womit der Löwe unter Wasser, also der Grosshecht, nicht rechnet: Sein vermeintliches Opfer ist Dein Grossköder, ausgestattet mit handfesten Drillingen. Florian Pippardt führt Dich in die Angelei mit Bigbaits ein.
Bleiben wir noch kurz beim Löwen. Seinen Körper in Bewegung zu setzen, kostet ihn Kraft und Energie – diese Energie muss sein Opfer wieder einbringen; nur die Aussicht auf eine stattliche Beute lohnt sich für den Löwen, einen Angriff zu starten. In der Regel sucht sich der grosse Jäger unter Wasser seine Beute genau aus. Der Meterhecht schnappt sich mit Vorliebe einen lahmenden grösseren Fisch und lässt die Mini-Egli links liegen.
Die Amis sind schuld …
Aus dem oben beschriebenen Verhalten lassen sich auch Erkenntnisse für die Köderwahl ableiten. Ich spreche vom «Bigbait», dem Grossköder. Für mich ist jeder Köder ab 25 Zentimeter Länge ein Grossköder.
Sicher, grosse Köder gab es schon immer. Aber die ganz dicken Brocken lassen sich erst werfen, seit dicke geflochtene Schnüre und stabile, leichte Kohlefaserruten auf dem Markt sind. Einen 25er-Gummi mit einer Glasfaser-Rute und einer 0,5er-Mono zu werfen, macht nun mal wenig Sinn oder Spass.
Ausgelöst haben diesen Trend die Amerikaner, wie so viele Angeltechniken. Beim Musky-Angeln werden Bigbaits nämlich schon lang benutzt. Jetzt ist der Bigbait-Trend glücklicherweise auch bei uns in Europa angekommen und angenommen worden!
Einsatzgebiet von Bigbaits
Als ich mit dem «Bigbaiten» begonnen hatte, war ich so begeistert davon, dass ich Bigbaits überall einsetzte. Schnell wurde mir klar: Das ist Quatsch. An kleinen Seen oder sehr begrenzten Stellen machen Bigbaits wenig Sinn, also am 0,5 Hektar grossen Dorfteich oder über einem winzigen Seerosenfeld. Dort verscheucht der Bigbait die Fische nämlich! Kleine Stellen sollten mit kleineren Ködern befischt werden.
Das Einsatzgebiet von Bigbaits sind grosse Wasserflächen oder über tiefem Wasser. Ich benutze Bigbaits zum Beispiel gern im Winter in tiefen Stauseen, da stehen die Hechte an der steilen Uferkante auf drei bis acht Metern Tiefe.
Auch im Mai, zum Saisonstart, werfe ich gern grosse Köder in Flachwasserbuchten. Tiefe Löcher im Fluss oder das Freiwasser von riesigen Naturseen sind ideale Einsatzgebiete. Bigbaits haben viel Fläche. Sie ziehen Aufmerksamkeit auf sich und eignen sich fantastisch, um Fische in grossem Wasservolumen zu suchen, deutlich besser als kleine Köder! Das ausgewachsene Zebra ist für den Löwen auch auf grosse Entfernung zu erkennen.
Das alles macht den Eindruck, als ob man mit Grossködern nur Grosshechte fangen würde. Stimmt natürlich überhaupt nicht – auch ein kleinerer Räuber bemerkt unseren Köder und attackiert ihn. Oft fängt man zuerst die kleinen, aggressiven, schnellen Hechte. Also die Junglöwen, die sich beweisen oder die Konkurrenz vertreiben wollen. Findet man die kleinen, hat man aber einen guten Ansatzpunkt.
Achtung Schnellkraft
Übrigens kannst Du auch einen kleinen Hecht am Bigbait schnell abreissen. Denn, was viele am Anfang nicht bedenken: Die Schnellkraft, die ein 150-Gramm-Gummilatschen besonders auf die Schnur auswirkt, ist immens. Schnellkräfte treten während des Wurfvorgangs auf oder während des Anhiebs. Selbst ein 60er-Hecht kann deshalb für einen Schnurbruch sorgen! Und auch, wenn auf der geflochtenen Schnur «10 Kilo Tragkraft» steht – diese Werte werden durch langsames, stetiges, lineares Ziehen ermittelt. Nicht durch einen plötzlichen Ruck! Dieser sprengt Geflecht nämlich sofort.
Achte also unbedingt darauf, dass Deine geflochtene Schnur beim Bigbaiten etwa 0,25 Millimeter stark ist. Tragkraftwerte ignoriere ich, die kann sich jeder Hersteller nämlich recht beliebig ausdenken. Wichtig ist der Durchmesser, damit bist Du auf der sicheren Seite. Ich persönlich benutze rundes, 8-fach geflochtenes 0,28er-Geflecht, das hat mich noch nie im Stich gelassen.
Wirbel und Einhänger müssen auch stabil sein, klar. Aber hier musst Du Dich nicht aus dem Wels-Zubehör bedienen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mittlerweile auch kleinere Snaps extrem stabil sind. Ehe da etwas bricht, reisst die Schnur.
Fluorocarbon nur ab 0,8 mm
Als Vorfach kommt bei mir zum Bigbaiten ausschliesslich Fluorocarbon in Stärken ab 0,8 Millimeter zum Einsatz. Darunter geht nichts. Einerseits, weil dünneres Material unter Druck einfach reissen könnte. Andererseits, weil FC erst ab dieser Stärke sicher vor Hechtzähnen ist – auch, wenn man ab und zu etwas anderes liest. Sicher lässt sich ein Hecht auch mit 0,5er-Fluorocarbon fangen. Ich habe auch schon beim Eglifischen Hechte auf 0,2er-Material landen können. Aber immer mit sehr viel Glück! Eine 0,5er kann ein Hecht ohne Weiteres zerbeissen.
Ich knote das Vorfach einfach an den Snap und an den Wirbel, letzterer wird durch einen doppelten Clinchknoten (siehe Illustration) mit der Hauptschnur verbunden.
Mit dem doppelten Clinch kannst Du das Geflecht an den Wirbel des Vorfachs anknoten. Die doppelt gelegte Schnur ist wichtig, sonst zieht sich der Knoten auf!
Rutenwahl
Ich stehe beim Fischen mit Grossködern total auf eine semiparabolische oder vollparabolische Rutenaktion, je nach Köder. Jerkbaits lassen sich an der Semiparabolik gut bedienen. Gummifische dagegen fliegen an einer parabolischen Rute etwas weiter. Falls Du eine Rute für alle Köder haben möchtest, dann kaufe eine semiparabolische.
Spitzenaktionen dagegen halte ich für ineffektiv; wir brauchen kein bretthartes, ausgedehntes Rückgrat. Unsere Schnur ist schon unnachgiebig, die Drillinge gross und ultrascharf – in Kombination mit einem Besenstiel zerreissen wir einem knapp gehakten (kleinen) Fisch nur das Maul. Mache Dir dagegen über die Bissausbeute grosser Hechte keine Gedanken. Wenn er sich entschliesst, Dein Unterwasser-Zebra zu attackieren, macht er das anständig und mit Anlauf. So hakst Du ihn auch mit einer parabolischen Rute. Ein wichtiger Punkt, der für weichere Ruten spricht: Während des Wurfvorgangs laden sie sich schön auf und schleudern den Köder sanft ins Wasser. Ganz ohne Rucken, ganz ohne hohe Schnellkraft, ganz ohne Schnurbruch.
Ich wünsche Dir viel Spass beim Ausprobieren und viel Erfolg bei der Löwenjagd!
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