14 | 01 | 2021 | Schweiz | 0 | 6897 |
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Alex Zürcher – Fische malen!
Beim Berner Kunstmaler Alex Zürcher stehen die Fische der Schweiz im Zentrum seines Schaffens. Mit seiner farbenfrohen Technik versucht er, Mal für Mal das Wesen der Fische zu ergründen. «Petri-Heil» hat ihn in seinem Atelier im Länggass-Quartier besucht.
Fischen: Eigentlich ist es stets dasselbe und doch nie gleich. Wir stehen ans Wasser, werfen unsere Angel aus und warten darauf, einen Fisch zu fangen. Mit dem Abtauchen des Zapfens ist fast alles möglich. Wer zieht am anderen Ende? Der Grösste und Schwerste? Ein Altbekannter oder ein Unerwarteter? Oder nur ein Kleiner? Kann ich ihn gleich feumern oder gibt es einen langen Kampf und entwischt er mir am Ende?
Beim Malen seiner Fische geht es Alex Zürcher genau gleich wie mit dem Fang. Der Versuch, das Charakteristische einer Fischart zu erfassen, zum Ausdruck zu bringen und in einer Komposition ins Werk einzufügen, führt ihn immer wieder an denselben Ausgangspunkt, quasi ans Flussufer des Malens. Und auch wenn er schon Hunderte Forellen, Egli, Äschen und viele Fischarten mehr wieder und wieder porträtiert hat: Stets folgt ein neuer Versuch und nochmals und nochmals einer. Genau so, wie es ihm und vielen anderen mit der Rute am Wasser auch ergeht: Der nächste Fisch bleibt immer das grosse Versprechen. Ein Mantra, dem sich viele von uns bis ans Ende ihrer Tage hingeben könnten.
Die Wathose im Atelier
Sein Atelier liegt an der Brückfeldstrasse im Berner Länggass-Quartier. Ein prächtiges Ecklokal mit grossen Fenstern, schon fast ein Verkaufsladen. Drinnen sammeln sich zahlreiche Bilder von Landschaften, Comic-Figuren, Gemüse, Obst und Gestalten und natürlich immer und immer wieder Fischen. In der Mitte ein grosser, überquellender Arbeitstisch mit Farben, Kreide, Pinseln und vielem mehr. Hinter der Türe zum engen Archivraum hängen auch die Wathose und daneben die Angelruten. Es ist das Fliesswasser, welches Alex Zürcher immer wieder anzieht, zuvorderst die Aare. Im Frühsommer war er mit der Rute auch ein paar Mal an Emme und Ilfis unterwegs. Daraus ist ein Bildzyklus der Emmentaler Landschaft entstanden. Als Anfang dienen dafür ein paar Striche in einem Notizbuch und im Atelier entsteht dann aus den Strichen, der Erinnerung und der vorherrschenden Stimmung das Bild. «Zuerst ist der Strich, dann kommt die Farbe und dann wird es in Acrylmalerei umgesetzt.»
Das Wesen zum Ausdruck bringen
Die Welt im Wasser ist ein faszinierender Lebensraum, es fliesst, strudelt, wirbelt, das Licht bricht sich darin, spielt auf Sand, Kies, den Steinen am Grund. Es ist eine Welt im Verborgenen, selbst wer schwimmen geht, erkennt unter Wasser nicht allzu viel. Diese Welt, ihre Bewohner, bilden den Ausgangspunkt, an welchem er seit seiner Jugendzeit ansetzt. Nicht nur die Fische, auch das Kleingetier findet auf seinen Bildern immer wieder seinen Platz: die Eintagsfliegen, Köcherfliegen, Flohkrebse, die Libellen. Und dass er Fischer ist, zeigt sich nicht zuletzt durch die Fliegen, Nymphen, Streamer, Löffel und Blinker, die er ab und zu auf seine Fischbilder packt.
Um die Wesensart der Fische auf die Leinwand zu bringen, setzt Zürcher auf verschiedene Mittel: Acrylfarbe, Fettkreide, Pinsel, Spachtel, Rolle und vieles mehr. Damit zielt er nicht etwa auf eine fotorealistische Abbildung der Fische ab, sondern will animierte, farbenfrohe Bilder schaffen, die die Wesenszüge der Fische zum Ausdruck bringen. Auch bei den Landschaftsbildern geht es Alex Zürcher mehr um eine Stimmung als eine realistische Wiedergabe: «Am Schluss muss nicht jede Hügelkuppe an ihrem exakt richtigen Ort stehen.»
Malen ist wie ein Fischertag
Alex Zürcher ist ein engagierter Erzähler und Erklärer seiner Werke. Der pensionierte Lehrer hat sich eine schöpferische Neugierde bewahrt. Noch immer geht er gerne in neue Landschaften, erkundet neue Gewässer und befischt gerne unterschiedliche Fischarten. Fischen im Norden Spaniens würde er gerne mal, da schwärmt er von den Flüssen, eingebettet in eine wilde Landschaft, mit Kiesbänken und tiefen Pools voller Forellen.
Malen ist für Zürcher immer eine Rhythmus-Suche, das Nachverfolgen spontaner Eingebungen; mal ist das Fertigstellen ein Kinderspiel, manchmal muss er umdisponieren oder es will einfach nicht. Es ist auch wie ein
Fischertag: Manchmal funktioniert alles auf Anhieb und dann wirds wieder schwierig. Welcher Köder aus der zweiten Reihe bringt doch noch den Biss?
Die Fische sind ein Lebensthema, der Kontext dazu mag wechseln. Verschiedene Orte, verschiedene Fischarten, mal am Haken, mal auf dem Teller, und immer wieder auf der Leinwand – nun, genug geschrieben. Lassen wir einfach die Bilder sprechen.
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