[Kleine Fische – ]grosse Bedeutung
11 | 10 | 2019 DiversesText: Daniel Ducret 07556
11 | 10 | 2019 Diverses
Text: Daniel Ducret 0 7556

Kleine Fische – grosse Bedeutung

Sie leben in Bach, Fluss und See und doch sind sie so unscheinbar. Egli, Hecht und See­forelle sind für uns Fischer interessanter als kleine, unscheinbare Fischchen. Doch die meisten der einheimischen Kleinfischarten werden auf der roten Liste des Bundesamts für Umwelt als gefährdet eingestuft. Gerade diese kleinen Wasserbewohner haben grossen Einfluss auf den Lebensraum Wasser. «Petri-Heil» zeigt Euch vier wichtige Vertreter der Kleinfische.


Beim Ausweiden von grossen Salmoniden wie Namaycush, Bach- oder Seeforellen findet man oftmals Klein­fische in ihren Mägen. Insbesondere die grossen Exemplare haben sich regelrecht auf Kleinfische eingeschossen. Elritzen, Groppen und Co. haben heute aber mehr als nur dieselben Jäger gemeinsam: Während grosse, sprungkräftige Fische Wasserhindernisse von über 50 cm überwinden können, sind für Kleinfische bereits minimale Abstürze kaum mehr zu überwinden, von Staustufen ganz zu schweigen. Bekanntlich sind fast ausnahmslos alle Fische auf vernetzte Gewässer angewiesen und unpassierbare Wanderhindernisse bedrohen automatisch die natürliche Artenvielfalt. Bei Gewässeraufwertungen erhalten kleine Hindernisse leider oft zu wenig Beachtung und die Fischgängigkeit wird nur für die sprungkräftigen Fische gewährleistet. Dabei sollte diese für alle in der entsprechenden Region vorkommenden Fischarten gewährleistet sein. 

Und mit «allen» sind eben auch die unscheinbaren Kleinfischarten gemeint! Nur so ist es auch den kleinen Fischen möglich, einen vollständigen Lebenszyklus zu führen und selbsterhaltende Populationen zu bilden. Aufgrund ihrer Vielfalt und ihrer grossen Anzahl sind sie äusserst wichtig und die Basis des Lebens vieler grösserer Artgenossen – sie leisten einen wichtigen Beitrag an die Artenvielfalt und sind ein wichtiger Gewässerindikator. Ein guter Bestand an Kleinfisch-Arten reduziert schliesslich auch den Frassdruck auf Forellen durch Prädatoren wie Graureiher oder Gänsesäger und auch der Eisvogel kann profitieren. Es ist äusserst wichtig, dass bei Gewässeraufwertungen auch die unscheinbaren kleinen Arten berücksichtigt werden, denn nur weil sie selten am Haken hängen bleiben, sind sie noch lange nicht uninteressant. Darum geben wir vermehrt Acht auf die kleinsten Flossenträger in unseren Gewässern!


Elritze

 Elritze

Elritze

Die Elritze gehört zu der Familie der Karpfenartigen und wird kaum jemals länger als 10 Zentimeter. Sie ist ein kleiner, lebhafter Schwarmfisch, der vor allem in flachen, klaren und sauerstoffreichen Gewässern mit viel Strömung und kiesigen Untergründen vorkommt. Es gibt sie jedoch auch in unseren hochgelegenen Bergseen, wo man sie gut beobachten kann. Es ist unterhaltend, den Elritzen im Uferbereich der Bergseen zuzuschauen, wenn die Fischchen Nahrung suchen und springen. Hier sind sie die bevorzugte Beute der Namaycush. Verletzte Elritzen scheiden einen Warnstoff aus, der ihre Artgenossen zur Flucht veranlasst. Auch in fast allen Voralpenseen kann man bei genauer Beobachtung Elritzen ausmachen. Meistens sind die Fische an der Wasseroberfläche und am Ufer zu finden. Dabei entfernen sie sich kaum von ihren Versteckplätzen. Darum bevorzugen sie auch Bereiche mit vielen Strukturen wie Steine und Holz. Das Vorkommen von Elritzen ist ein Zeichen, dass die Wasserqualität stimmt. Verschwinden sie, ist das oft ein Indikator für Vorkommen von Schadstoffen im Gewässer. Mittlerweile ist sie aus den meisten Schweizer Fliessgewässern verschwunden.


Schneider

 Schneider © Präparat: Matthias Fahrni | Foto: A. Schärer, Naturmuseum Solothurn

Schneider © Präparat: Matthias Fahrni | Foto: A. Schärer, Naturmuseum Solothurn

Der gesellig lebende Schneider wird oft mit anderen Kleinfischen verwechselt. Er unterscheidet sich von anderen Fischarten durch ein dunkles breites Band vom Kopf bis zur Schwanzwurzel. Besonders während der Laichzeit tritt sein Farbenkleid deutlich in Erscheinung. In sauerstoffreichen Flüssen der Äschen- und Barben­region war er ursprünglich beheimatet und auch weit verbreitet. Durch den Rückgang an lockerem Kies sind viele Laichplätze der Schneider verschwunden. Die Ernährung der maximal 15 Zentimeter grossen Fische basiert hauptsächlich auf Insektenlarven und Kleinkrebsen. In geringerem Masse werden auch Pflanzenteile oder Anfluginsekten gefressen. Die Schneider steigen an heissen Tagen in Schwärmen an die Oberfläche. Wirtschaftlich ist der Schneider ohne Bedeutung. Manchem Fischer dürfte er noch aus früheren Zeiten bekannt sein, als er ein begehrter Köderfisch war.


Groppe

 Groppe

Groppe

Anzutreffen ist die Groppe in fast allen Fliessgewässern und in den Uferzonen von Seen. Sie bevorzugt Bäche, Flüsse und Seen mit hoher Sauerstoffkonzentration. Groppen besitzen keine Schwimmblase und sind schlechte Schwimmer. Sie leben vorwiegend auf steinigem Grund und verbergen sich unter Steinen und Holz. Trotzdem sind sie alles andere als stationär! Gerade bei der Nahrungssuche legen Groppen grosse Strecken zurück. Sie besitzen einen leicht flachen Körper ohne Schuppen. Weiter sind sie Meister der Tarnung. Die Grundfärbung der Groppe ist abhängig von der Umgebung und kann daher sehr unterschiedlich sein. Am Rücken und den Flanken sind Farbabstufungen von Schwarz, über Dunkelbraun bis Grau und Beige häufig. Auffallend ist der bullige Kopf, um den die grossen Brustflossen wie ein Fächer ausgerichtet sind. Wenn die Groppenbestände zurückgehen, ist das immer ein Zeichen dafür, dass die Wasserqualität nicht mehr in Ordnung ist. 


Strömer

 Strömer

Strömer

Der Strömer ist wenig bekannt, unterschätzt und bedroht. Tatsächlich: Kaum ein Fischer kennt ihn, geschweige denn die Nichtfischer. Wie der Schneider und die Elritze ist auch er ein Karpfenartiger und kann bis zu 25 Zentimeter lang werden. Der tiefe Bekanntheitsgrad und die fehlende Anerkennung sind indirekte Ursachen für den drastischen Rückgang des in der Schweiz einst weitverbreiteten Strömers in den letzten Jahrzehnten. Die grösste Bedrohung ist aber die Zerstörung seines Lebensraums durch Gewässerverbauungen und fehlendes Geschiebe. Vorwiegend vorkommend im Einzugsgebiet des Rheins und der Rhone, ist der Strömer ein typischer Kieslaicher. Als Aufenthaltsort zieht der Strömer fliessendes Wasser mit kiesigem Grund vor und hält sich gerne in den Mündungsgebieten der Bäche und Flüsse in den Seen auf. Der Strömer ist ein zuverlässiger Indikator für eine intakte Gewässergüte. Flüsse mit guten Strömer­beständen bieten auch für viele weitere Gewässerlebewesen geeigneten Lebensraum. Das zeigen verschiedene Beispiele im grenznahen Ausland.

 

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