


24 | 08 | 2020 | Praxis | ![]() | ![]() |
24 | 08 | 2020 | Praxis |
![]() ![]() |
Die Diskussion über das beste Vorfach zum Hechtfischen gibt es, seit man gezielt auf Hecht fischt. In diesem Bericht teilt Ivan Valetny seine Gedanken zu den momentan verfügbaren Vorfachmaterialien mit und zeigt Dir, wie man selber Vorfächer machen kann, die hechtsicher sind.
Hechtsichere Vorfächer bestehen aus Stahl oder Titan. Kevlar ist nicht wirklich hechtsicher. Ich bevorzuge mittlerweile ein Titanvorfach aus einem einzelnen Strang. Dieses hält mehr aus als ein 7x7 Flexonit Stahlvorfach, weil es nicht zu kringeln anfängt, wenn es mit einer scharfen Kante oder mit Hechtzähnen in Kontakt kommt. 1x7 oder 1x19 Stahlvorfächer konnten mich auf Dauer auch nicht überzeugen. Wenn ein Stahlvorfach, dann ein 7x7 Flexonit. Zum leichten Hechtfischen verwende ich ein Titan mit etwa 5 kg Tragkraft. An feinen Ruten kann man gar nicht so viel Druck machen, dass dieses Vorfach an seine Grenzen kommen würde. Fürs schwerere Hechtfischen verwende ich ein 25 kg Titanvorfach, dieses ist dann schon sehr stabil, aber dünner als ein Stahlvorfach mit gleichem Durchmesser, ein weiterer Vorteil vom Titan. Auf den Packungen der Titanvorfächer heisst es, dass man sie auch knoten könne, selbiges auch bei Flexonit. Ich selbst bevorzuge aber für Metallvorfächer klar Klemmhülsen mit einem passenden Durchmesser. Ein Knoten kann sich bei Metallvorfächern einfacher lösen, eine Klemmhülse hält einiges mehr aus.
Die vor allem in Deutschland oft vertretene Ansicht, in Gewässern mit Hechtbestand solle man immer mit einem Stahl- oder Titanvorfach fischen, auch wenn es auf Egli oder Seeforellen geht, kann ich für unsere Gewässer definitiv nicht unterschreiben. Bei uns hat es in jedem grösseren See, in den grösseren Flüssen und Kanälen Hechte. Die Egli beissen in unseren klaren und vielbefischten Gewässern kaum auf Köder mit einem sichtbaren Vorfach vorne dran. Man kann es natürlich trotzdem so machen, aber dann fangen wir massiv weniger. Ich selbst habe eine höhere Bissfrequenz beim Hechtfischen festgestellt, wenn ich ein dickes Fluorocarbonvorfach verwende anstelle von feinem Titan oder Stahlvorfach. Ausserdem hat man beim Hechtfischen mit dickem Fluorocarbon noch die Chance auf andere Räuber wie Egli, Zander oder Seeforelle. Auch wenn ein 0,40er- oder 0,50er-Fluorocarbon im Durchmesser dicker ist als ein 5 kg Titan, stört es die Räuber weitaus weniger als ein undurchsichtiges Vorfach.
Ich habe viele Experimente mit Hardmono und Fluorocarbon gemacht. Als das bessere «durchsichtige» Vorfachmaterial hat sich bei mir ein hochwertiges Fluorocarbon herausgestellt. Aber selbst bei einem 1?mm Fluorocarbon hatte ich bereits einen Abriss im Drill erlebt. Deshalb ist meine Regel: Wenn ich nicht mit Titan oder Stahl auf Hecht fische, dann grundsätzlich ohne Widerhaken, auch wenn dieser erlaubt wäre. Ausserdem verzichte ich auf Angstdrillinge bei kleineren Gummifischen. Erst ab 13 cm Köderlänge nehme ich einen Angstdrilling. So kann der Hecht bei einem Abbiss den Köder viel einfacher losschütteln als mit einem Widerhaken. Bleibe beim Drill immer auf Spannung und mache die Bremse nicht voll zu. Meine Faustregel für eine richtige Bremseinstellung: Bei der Köderführung höre ich die Bremse nicht klicken, bei einem Anschlag aber schon.
Im Drill nicht forcieren, aber den Fisch so zügig wie möglich landen. So hat man nur wenige Aussteiger oder Abbisse, auch mit durchsichtigen Vorfächern. Als nicht hechtsicheres, aber recht robustes Vorfach verwende ich mindestens ein 0,40er-Fluorocarbon. In meinem Fall das dickste Nogales Dead or Alive. Für grössere Köder ein 0,50er. Nach jedem Drill das Vorfach kontrollieren und falls nötig einkürzen. Wenn man die Drills nicht unnötig lange dauern lässt und den Fisch zügig mit einem gummierten Netz feumert, hat man selten einen Abriss. Bei Handlandungen steigt das Risiko wiederum. Teureres und hochwertigeres Fluorocarbon hat sich im Vergleich zu einer günstigeren Variante bei mir als definitiv robuster herausgestellt. Meine Beobachtung: Je steifer, desto sicherer.
Man denkt vielleicht, ein Hecht inhaliere kleine Ködern tiefer als z. B. einen grossen Gummifisch. Weil ein kleiner Köder aber eine geringere Angriffsfläche für den Unterdruck bietet als ein grosser, ist es eigentlich genau umgekehrt. Vorausgesetzt, man angelt immer mit gespannter Schnur und schlägt direkt an, wie es beim leichten Hechtjiggen der Fall ist.
Es kommt sicher auch auf die Situation und den einzelnen Fischer an, welches Vorfach man verwendet. Wenn ich bei einem Guiding in wenigen Stunden mit meinem Gast ein paar Fische fangen möchte, nehme ich gerne das Fluorocarbon, aber ohne Widerhaken. Wenn ich aber selbst angeln gehe und auf Grosshechte aus bin, ist es das Titan. Jeder soll die Vorfachfrage für sich selbst beantworten. Man kann aber auch mit einem Fluorocarbon hechtschonend fischen, wenn man obige Punkte beachtet.
Keine Kommentare (Kommentare erscheinen erst nach unserer Freigabe)