![Wahlkampf[: Fischer zwischen den Fronten]](/assets/cache/500/330/media/Artikel/2019/10/Wahl/Bundeshaus_1128.jpg)


02 | 02 | 2022 | Schweiz | ![]() | ![]() |
02 | 02 | 2022 | Schweiz |
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Die Schweiz ist eine Felchen-Hochburg. Einerseits ist die Felche der wichtigste Brotfisch, anderseits ist sie Botschafterin der Biodiversität. Ausgerechnet dieser Fisch ist unter Druck. Deshalb hat ihn der Schweizerische Fischerei-Verband SFV zum Fisch des Jahres 2022 gewählt.
Viele verbinden ein Fischmenü aus einheimischem Fang mit Felchen. Das ist nachvollziehbar, gilt doch die Felche als Brotfisch schlechthin. Eigentlich … denn der Rückgang ist beängstigend. In den 1990er-Jahren wurden aus Schweizer Seen 1500 Tonnen Felchen gezogen, 2019 waren es noch 486 Tonnen. Zum Vergleich: Aktuell werden 80?000 Tonnen Fische und Meeresfrüchte importiert.
Felchen sind faszinierende, ja geheimnisvolle Fische. Als wahre Meister der Anpassung sind sie in der Lage, Lebensraum, Nahrung, Laichplatz und Laichzeit der jeweiligen Situation anzupassen. Dank dieser bewundernswerten Agilität kommen sie in allen grösseren Schweizer Seen vor, wenn auch heute in bedeutend kleinerer Anzahl. Aktuell sind rund 24 verschiedene Arten bekannt. Die Felchen sind sehr scheu, lieben kaltes Wasser, leben in Schwärmen in den Tiefen der Seen – und sind nur schwer zu fotografieren und zu filmen. Damit ist auch gesagt, dass ihren markanten, grossen Augen und den prägenden Seitenlinien nichts entgeht; sie nehmen selbst kleinste Bewegungen im Wasser wahr.
R. I. P. – ihr fehlt uns!
Rund ein Drittel der ursprünglich mindestens 35 endemischen Felchenarten sind in den letzten 150 Jahren ausgestorben, zum Beispiel der Kilch des Bodensees oder die Féra und die Gravenche des Genfersees.
Die im Wasser wunderbar glänzenden silbernen Schwärme der Felchen sind ein wertvoller Schatz. Sie entwickeln sich laufend weiter. «Die Felche ist Botschafterin für Artenvielfalt, ja für die ganze Biodiversität», sagt Roberto Zanetti, Zentralpräsident des Schweizerischen Fischerei-Verbands SFV. «Ausgerechnet dieser anpassungsfähige Fisch ist Opfer der sich verschlechternden Lebensbedingungen im Wasser. Die Zahlen müssen uns zu denken geben.» Aktuell hat es in der Schweiz noch 24 Arten, ein Drittel aller Arten ist bereits ausgestorben.
«Grund für diesen starken Rückgang ist die massive Verschlechterung des Lebensraums», sagt David Bittner, Geschäftsführer des SFV. Insbesondere der Sauerstoff sei durch die Überdüngung vieler Seen im letzten Jahrhundert in Tiefenregionen und an ihren Laichplätzen zu knapp geworden. In Seen, etwa des Luzerner und Aargauer Mittellands, lassen sich die erloschenen Bestände bis heute nur mit künstlicher Aufzucht erhalten. Die natürliche Fortpflanzung sei langfristig massiv eingeschränkt. «Unseren Felchen macht leider noch viel mehr zu schaffen», so Bittner. Etwa verbaute Ufer oder chemische Verschmutzungen.
Es gibt eindeutige Ursachen, weshalb viele Felchenarten verschwunden sind und weitere bedroht sind. Das sind die sieben Todsünden gegen den Biodiversitätsschwund in unseren Gewässern – sie machen den Felchen und allen anderen Wassertieren zu schaffen:
Der Schweizerische Fischerei-Verband SFV setzt sich gemeinsam mit den Kantonalverbänden und den Fischereivereinen gegen die negativen Auswirkungen dieser aktuellen Herausforderungen unserer Zeit und somit für eine lebenswerte Zukunft der Felchen und anderen Wassertiere ein.
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