Sorne [– Jurassisches Juwel]
15 | 04 | 2024 SchweizText & Fotos: Hansjörg Dietiker 21007
15 | 04 | 2024 Schweiz
Text & Fotos: Hansjörg Dietiker 2 1007

Sorne – Jurassisches Juwel

Die Sorne, ein Bilderbuchbach, ist eines der fünf Fliessgewässer, das mit dem jurassischen Fischereipatent befischt werden kann.


Die Sorne entspringt im Kanton Jura am Ostrand der Freiberge und fliesst dann in das Bernische Petit-Val. Unterhalb von Sornetan macht sie einen scharfen Knick nach Norden und durchbricht in einer typischen Klus die Antiklinale der Jurakette. Dieses Quertal, die Gorges du Pichoux, weist markante Felswände auf. In dieser zwei Kilometer langen Schlucht verliert die Sorne 200 Höhenmeter und tritt auf das Gebiet des Kantons Jura über.

 Joris befischt mit dem Forellenwobbler die Mündung der Sorne in die Birs.

Joris befischt mit dem Forellenwobbler die Mündung der Sorne in die Birs.

Die jurassische Patentstrecke der Sorne beginnt in der Pichoux-Schlucht. In diesem Sektor sind die kleineren Bachforellen zahlreich, denn im kühlen Wasser wachsen sie langsamer. Ab dem Dorf Bassecourt sind die Forellen im Durchschnitt grösser und die Fangchancen auf kapitale Fänge besser. Auf ihrem Weg über Courfaivre nach Courtételle sorgen Eintags- und Steinfliegen reichlich für Nahrung. Dann erreicht sie Delsberg und mündet in die Birs.

 Nach einem schweisstreibenden Drill kann seine Gemahlin die 80 cm lange Fario fotografieren (aus «Petri-Heil» Nr. 10/23). © zvg

Nach einem schweisstreibenden Drill kann seine Gemahlin die 80 cm lange Fario fotografieren (aus «Petri-Heil» Nr. 10/23). © zvg


Die Kapitale aus Courfaivre

In Courfaivre treffe ich Joris Farine, der letztes Jahr an einem heissen Augusttag den Fang seines Lebens machte. Die Fangmeldung der Fario mit einer phänomenalen Länge von 80 cm erschien in «Petri-Heil» Nr. 10/23. Der in Courfaivre lebende junge Familienvater zeigt mir bereitwillig den Ort, wo er die Kapitale erbeuten konnte. Unterhalb des Dorfs führt eine kleine Brücke über die Sorne. Bachabwärts eine Rausche und danach ein schöner Lauf, den Joris bachaufwärts watend befischte, wie üblich mit Wobbler. «Schon zweimal war ich hingefallen und klatschnass, aber bei dieser Hitze spielte das keine grosse Rolle. Ich umging die Rausche und wollte noch zwei, drei letzte Würfe unter die Brücke machen. Als ich wieder vorsichtig ins Wasser stieg, sah ich unter der Brücke im niedrigen, glasklaren Wasser etwas vorerst Undefinierbares. Dann aber erkannte ich durch meine Polbrille eine riesige Forelle, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Sie stand ganz ruhig direkt am Brückenfuss. Mit zittrigen Händen band ich einen kleinen Gummifisch am Bleikopf ans Vorfach und überwarf den Koloss um einen halben Meter. Mein gezupfter Köder fand keinerlei Beachtung – die Forelle blieb bewegungslos stehen. Den zweiten Wurf zielte ich direkt vor ihre Nase. Wummm, das Wasser explodierte und der Fisch hing. Ein schwieriger Drill an der 0,22er-Schnur folgte. Die Forelle machte glücklicherweise nur kurze Fluchten im kleinen Pool. Aber mit Bange dachte ich an meinen viel zu kleinen Watfeumer. Nach einer gefühlten halben Stunde gab sie endlich auf. Ich konnte ihren Kopf in den Watfeumer dirigieren und packte mit der anderen Hand blitzschnell den Schwanz. Uff!» Bachnass vor Hitze und Aufregung rief er seine Frau an für den Fototermin …

 Mit diesem Gummifisch am Bleikopf erbeutete Joris seine Traumforelle.

Mit diesem Gummifisch am Bleikopf erbeutete Joris seine Traumforelle.


Jurassische Eigenheiten

Joris kennt «seine» Sorne wie seine Westentasche und zeigt mir weitere erfolgversprechende Spots flussabwärts via Courtételle bis zur Mündung in die Birs in Delsberg. Traumhafte Stellen mit schnellen Läufen, ruhigen Pools, meist im Schatten von Ufergebüsch oder Bäumen. An der diesjährigen Eröffnung, am ersten Samstag im März (für die Tages-, Wochenend- und Wochenpatente 14 Tage später), konnte er eine schöne 36er-Fario erbeuten.

Gefischt werden darf während der Winterzeit von 7 bis 20 Uhr, während der Sommerzeit von 5 bis 23 Uhr. Das Fischereipatent berechtigt den Inhaber, sich zu Fuss auf privatem Grundeigentum zu bewegen, um dort dem Fluss entlang zu fischen.

 Oberhalb dieser Rausche zeigt Joris auf die Stelle unter der kleinen Brücke, wo er die Kapitale sichtete.

Oberhalb dieser Rausche zeigt Joris auf die Stelle unter der kleinen Brücke, wo er die Kapitale sichtete.

In der Sorne dürfen maximal drei Forellen pro Tag behändigt werden. Jahreskarteninhaber können 20 Forellen pro Saison entnehmen, fünf Forellen ist das Limit für Wochenpatente. Barben dürfen maximal drei pro Tag entnommen werden.

Joris kommentiert diese gesetzlichen Vorgaben: «Wenn du die 20 Forellen gefangen hast, kannst du ein zweites Jahrespatent lösen und weiterfischen. Zusätzlich zum Patentpreis muss eine Gebühr von 100 Franken entrichtet werden. Wer eine Arbeitsleistung im Bereich des Naturschutzes verrichtet, erhält das Geld zurück.»

Vergangenes Jahr wurden im Kanton Jura 557 Jahrespatente gelöst; 2009 waren es noch 935. Dazu kamen 1033 Tagespatente und 102 Wochen- und Monatskarten. 2022 konnten im ganzen Kanton 1438 Bachforellen erbeutet werden, 381 davon in der Sorne, und 2023 wurden rund 100 Kormorane geschossen, deutlich mehr als in den Jahren zuvor.

 Diesjährige Eröffnungsbeute von Joris Farine.

Diesjährige Eröffnungsbeute von Joris Farine.


Noch ein Tipp für Fliegenfischer

Die Scheulte ist ein kleiner Zufluss der Birs mit einer durchschnittlichen Breite von 5 bis 6 Metern. Sie mündet etwas oberhalb der Sorne in die Birs. Vom Dorf Courcelon bis zur Mündung in die Birs gilt «fly only». Wenn der Fischer diskret bleibt, kann er mit einem Fang rechnen. Die Mittagsstunden sind im Frühling beim Ausschlüpfen der Eintags- und Steinfliegen günstig.

Pro Tag darf bei einem Schonmass von 40 cm nur eine Scheulteforelle behändigt werden.

 Das Dickicht muss erst noch wachsen: Die Sorne kann im Frühling an vielen Stellen gut vom Ufer befischt werden.

Das Dickicht muss erst noch wachsen: Die Sorne kann im Frühling an vielen Stellen gut vom Ufer befischt werden.


Fischer-Info

Alle nötigen Angaben zum Fischen an der Sorne findest Du im Reglement zur Fischerei im Kanton Jura, deutschsprachige Version zum Downloaden:

> Reglement über die Ausübung der Fischerei 2023-2026

 

2 Kommentare


Stefan

24 | 04 | 2024

Sehr schöner Bericht; habe ich das reglement richtig verstanden, dass man allgemein keine Widerhaken fischen darf; d.h. man müsste seine Wobbler und Gummiköder "umrüsten"? Vielen Dank, vG S

Antworten an: Stefan

André

24 | 04 | 2024

Ja, das gilt für alle Schweizer Fliessgewässer...


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